Weiter Querelen um Wiederaufbau der Garnisonkirche: Kritik am Geldsegen für den Turm
Nach der Entscheidung der Landeskirche die Stiftung Garnisonkirche noch stärker zu fördern, wächst die Verärgerung.
Potsdam - Die Entscheidung der evangelischen Landeskirche (Ekbo), dass die in Turbulenzen geratene Stiftung Garnisonkirche in diesem und dem nächsten Jahr mit knapp einer Million Euro extra rechnen kann, sorgt für heftige Kritik bei den Gegnern des Wiederaufbauprojekts.
Kritiker: "Kirche bricht Versprechen von 2016
Die Initiatoren des kritischen Lernorts Garnisonkirche im benachbarten Rechenzentrum teilten am Donnerstag mit, die Kirchenleitung breche damit Versprechen aus dem Jahr 2016, als in der Synode der Landeskirche – also dem Kirchenparlament – über millionenschwere Kredite für das Wiederaufbauvorhaben debattiert wurde.
Rückzahlung des Darlehens aus Einnahmen
So habe man damals zugesichert, dass das Darlehen aus „Einnahmenüberschüssen“ nach Errichtung des Turms der Garnisonkirche zurückgezahlt werden sollten, erklärte der Publizist und Architekt Philipp Oswalt für den Lernort. Dieses Versprechen werde nun gebrochen. Mit der Zahlung wolle die Kirchenleitung „ihr eigenes Gesicht retten und ihr Versagen als Stiftungsaufsicht kaschieren“, so Oswalt. Der Landesbischof war 2016 noch Markus Dröge, 2019 wurde Christian Stäblein in diese Funktion gewählt.
Wie berichtet hatte die Kirche mit Entscheidung von Mitte Februar für dieses Jahr 490.000 Euro für die laufende Arbeit der Stiftung genehmigt und den gleichen Betrag für 2023 in Aussicht gestellt. Eine Sprecherin der Ekbo verteidigte die Entscheidung auf PNN-Anfrage. Man gehe „nach wie vor davon aus, dass das vor sechs Jahren bewilligte Darlehen zurückgezahlt wird“. Man unterstütze die Stiftung aber wegen coronabedingter Einnahmeausfälle 2022 und 2023 bei der Finanzierung des Geschäftsbetriebs. Es sei nie ausgeschlossen worden, dass die Ekbo der Stiftung weitere Finanzmittel zur Verfügung stellt, so die Sprecherin. Und: „Versäumnisse der Stiftungsaufsicht hat es keine gegeben.“
Stiftung Garnisonkirche in schwerer Krise
Das zusätzliche Geld kommt zu einer Zeit, in der die Stiftung in eine schwere Krise geraten ist – nach einer Anfang Februar veröffentlichten Generalkritik des Bundesrechnungshofs an der Finanzierung des Turms mit bisher mehr als 20 Millionen Euro Steuermitteln. Zugleich muss die Stiftung um weitere 4,5 Millionen Euro Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) fürchten, weil die Auszahlung nun an eine schlüssige Gesamtfinanzierung gebunden sein muss.
Die Initiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ twitterte, für diese Fördergelder müsse der Turmbetrieb für 30 Jahre gesichert sein. Damit sei der Zuschuss der Landeskirche letztlich „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“.
Die evangelische Kirche will den neuen Turm für historische Aufklärung und Friedensarbeit sowie als Aussichtspunkt nutzen. Kritiker gehen von einem jährlich sechsstelligen Defizit aus – die Stiftung will ihr Konzept nun einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer vorlegen.
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