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Hurrikan «Dorian» am 1.9.2019 über den Bahamas vor der US-Halbinsel Florida (l.). 
© GOES-16-Satellit/NOAA/dpa

Tropenstürme und Erderwärmung: Klimawandel macht Hurrikane zu Monstern

Eine extrem langsame Zuggeschwindigkeit und wärmeres Ozeanwasser haben Hurrikan "Dorian" so gefährlich gemacht. Nun hat sich der Ex-Tropensturm auf den Weg nach Europa gemacht. 

Potsdam - Das enorme Zerstörungspotenzial des Hurrikans „Dorian“ ist nach Ansicht von Potsdamer Klimaforschern auch auf den Klimawandel zurückzuführen. Der Hurrikan war der verheerendste Wirbelsturm auf den Bahamas und einer der stärksten im Atlantik seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Der Potsdamer Ozeanologe Stefan Rahmstorf erklärte in einem Gastbeitrag im „Spiegel“, den Zusammenhang mit der Erderwärmung. Es sei das erste Mal seit dem Beginn der Satellitenaufzeichnungen, dass in der Atlantikregion in vier aufeinanderfolgenden Jahren Hurrikane der höchsten Stufe auftreten, so Rahmstorf, der Professor an der Universität Potsdam und Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist. „Dorian“ hatte kurz bevor er über die Bahamas zog Stufe 5 erreicht und sich später aber wieder abgeschwächt.

Hängengeblieben. „Dorian“ zog extrem langsam über die Bahamas, was seine Zerstörungskraft steigerte.
Hängengeblieben. „Dorian“ zog extrem langsam über die Bahamas, was seine Zerstörungskraft steigerte.
© Fernando Llano/dpa

Wie schon bei Stürmen in den Jahren zuvor, hat vor allem die langsame Zugbahn – „Dorian“ blieb über den Bahamas nahezu stehen – die besondere Zerstörungskraft bewirkt. So hatte vor zwei Jahren die langsame Zuggeschwindigkeit des Hurrikans „Harvey“ über Texas zu extremen Regenmengen und Überflutungen geführt. Je länger die Regenwolken über einem Gebiet zirkulieren, desto mehr Niederschlag kommt zusammen. Auch diesmal wurde neben der extremen Windstärke vor allem auch die langsame Zugbahn von „Dorian“ für die nördlichen Bahamas zum Problem. Dadurch erhöhte sich die Menge des auf den Inseln niedergehenden Niederschlags erheblich.

Entwicklung entspricht Erwartungen der Klimaforschung

Klimaforscher beobachten in den vergangenen Jahrzehnten weniger Stürme geringer Intensität, während gleichzeitig Stürme der beiden höchsten Kategorien 4 und 5 häufiger („sehr stark“ und „verwüstend“) auftreten. Das entspricht den Erwartungen der Klimaforschung angesichts einer steigenden Mitteltemperatur auf der Erde ebenso, wie auch die sich verlangsamenden Zuggeschwindigkeiten der Stürme. Eine Ursache dafür könnte ein Phänomen sein, das PIK-Forscher bereits seit Längerem beobachten: Eine allgemeine Verlangsamung der Luftzirkulation in den mittleren Breiten und Veränderungen im sogenannten Jetstream, dem Starkwindband in der unteren Atmosphäre. „Dies ist eine Folge der besonders starken Erwärmung der Arktis und kann dazu führen, dass Wettersysteme sich weniger bewegen und länger an einem Ort verharren, was gerade bei Niederschlagsextremen die Folgen deutlich verschlimmert“, erklärte Stefan Rahmstorf 2017 zu Hurrikan „Harvey“.

Hurrikane werden nicht häufiger, aber gefährlicher

In den vergangenen Jahren waren die Forscher – auch angesichts von Rekordstürmen wie „Irma“ und „Florence – zu dem Schluss gekommen, dass die Stürme durch die Erderwärmung zwar nicht häufiger werden, aber an Intensität und Gefährlichkeit zunehmen. „Leider ist die Physik hier sehr klar: Hurrikane holen ihre zerstörerische Energie aus der Wärme des Ozeans“, sagte Anders Levermann vom PIK. So seien die Wassertemperaturen in der Region bei Hurrikan „Irma“ überhöht gewesen. Der Klimawandel verursache zwar diese Stürme nicht, er könne jedoch „ihre Folgen übel verschlimmern“. Ihre Energie beziehen die Tropenstürme vor allem aus dem warmen Oberflächenwasser der tropischen und subtropischen Ozeane.

Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Uni Potsdam. 
Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Uni Potsdam. 
© Martin Schutt/dpa

Die zunehmende Intensität der Tropenstürme überrascht die Forscher kaum. Werde doch 93 Prozent der durch die zusätzlichen Treibhausgase im Erdsystem gebundenen Energie in den Meeren gespeichert, wie Stefan Rahmstorf nun angesichts des Hurrikans „Dorian“ erklärt. „Tatsächlich sind viele der stärksten Stürme, die es je gab, in den letzten Jahren aufgetreten“, so Rahmstorf. Ein weiterer Aspekt sei, dass der Meeresspiegel infolge der globalen Erwärmung steigt – in North Carolina wo „Florence“ 2018 wütete beispielsweise um etwa 30 Zentimeter. „Das macht die Küste anfälliger für Sturmfluten“, so Rahmstorf.

Ex-Hurrikan „Dorian“ in Europa angekommen

Ex-Hurrikan „Dorian“ ist nun abgeschwächt als Sturmtief in Nordeuropa angekommen. Er zieht über Island und das nördlich Skandinavien ab, bevor Ex-Hurrikan "Gabrielle" auf ähnlicher Zugbahn folgt. Bei uns bedeutet das aber nicht Sturm und Regen, sondern vielmehr mildere Luft, die von den Tiefs aus Südwesten auf ihrer Vorderseite angesaugt wird. Bis Freitag gelangt auch nach Potsdam deutlich mildere Luft. Auf der Rückseite der Sturmtiefs zieht dann voraussichtlich wieder kühlere Herbstluft nach. Im Nordwesten Deutschlands verdrängen die Ausläufer von Ex-"Dorian" bereits in den kommenden Tagen den ersten Anflug des Altweibersommers wieder mit Wolken und ein paar Schauern. In Brandenburg kommen die Schauer erst zum Ende der Woche an. Zum Wochenende startet der Spätsommer dann unterstützt durch Ex-"Gabrielle" allerdings noch einmal durch, auch im Potsdamer Raum sind am Sonntag bis zu 24 Grad möglich bis dann in der kommenden Woche voraussichtlich wieder kühlere Luft folgt. 

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