Turbine-Hallencup 2019: Klassentreffen und Finalniederlage
Beim Hallencup von Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam wurde in den Erinnerungen an die glorreichen Zeiten geschwelgt - es trafen sich die Turbine-Legenden. Einen weiteren Potsdamer Turniersieg verhinderte Sparta Prag.
Potsdam - Die Einen sind es schon, die Anderen wollen es noch werden – Legenden des Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam. Im Rahmen des siebten internationalen AOK-Turbine-Hallencups, den am gestrigen Sonntag AC Sparta Prag durch einen 4:1-Finalsieg gegen den Gastgeber gewann, kam es am ersten der beiden Veranstaltungstage in der MBS-Arena zum Spiel der Legenden. Die Ex-Turbine-Kapitänin und jetzige Leistungssportkoordinatorin des Clubs Jennifer Zietz hatte die Idee dazu. Sie lud vor allem jene Potsdamer Teamkolleginnen ein, die 2005 und 2010 den Europapokal an die Havel geholt hatten und für die sechs Deutschen Meistertitel verantwortlich waren.
Viele von ihnen kamen letztlich auch zu dem „Klassentreffen“, wie es die Spielerinnen im Nachhinein unisono nannten. „Es war einfach eine Riesensache. Wir haben uns diesen Legendenstatus damals hart erarbeitet“, sagte Navina Omilade, die von 2002 bis 2007 in Potsdam spielte. In zwei Mannschaften eingeteilt, setzte sich das „rote“ Team, betreut von Turbines langjährigem Assistenzcoach Dirk Hinrichs, mit 6:3 gegen die „blaue“ Mannschaft durch – an deren Seitenlinie stand Turbine-Trainerikone Bernd Schröder. Auch die Fans genossen das Wiedersehen mit ihren Heldinnen von damals.
Rudolph: "Wir müssen aber auch nicht jedes Jahr gewinnen"
Knapp 24 Stunden später bestritten dann die Schützlinge des aktuellen Turbine-Trainers Matthias Rudolph das Hallencup-Finale. Im Endspiel setzte sich Sparta Prag mit 4:1 durch. „Prag war vor dem Tor einfach effizienter als wir und hat am Ende verdient gewonnen. Wir müssen aber auch nicht jedes Jahr gewinnen“, sagte Rudolph. In den vergangenen beiden Jahren hatte Potsdam daheim triumphiert. Nach frühem 0:1-Rückstand im Endspiel glich Viktoria Schwalm zum 1:1 für Turbine aus. Danach hatte die erst 19-jährige Luca Maria Graf die Führung für den Bundesligisten auf dem Fuß, vergab jedoch freistehend. Die Tschechinnen machten es dagegen besser, zeigten sich im Angriff eiskalt, erzielten drei weitere Treffer und feierten zum Lied „We are the Champions“ den Turniertitel. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, meinte Sparta-Coach Peter Bartalsky, dessen Team bisher bei allen Turbine-Hallencups dabei war.
Seit 2013 veranstaltet der Brandenburger Verein sein traditionelles Turnier und konnte wieder sieben Mannschaften aus sieben verschiedenen europäischen Ländern zum Budenzauber begrüßen. Darunter auch erstmalig Roter Stern Belgrad, Celtic Glasgow oder Czarni Sosnowiec als Turnierneulinge. Knapp 2000 Zuschauer pro Turniertag sorgten für lautstarke Unterstützung von den Rängen – egal, welche Teams sich gerade auf dem Kunstrasen gegenüberstanden. „In der Zeit, wo Hallenturniere Mangelware werden, sind wir stolz auf unser Turnier. Wir werden auf jeden Fall auch im kommenden Jahr eines ausrichten“, sagte Clubpräsident Rolf Kutzmutz.
Talent Marie-Therese Höbinger debütiert in Turbines erster Mannschaft
Im Rahmen der Turnier-Eröffnung wurden auch zwei Turbine-Spielerinnen geehrt: Svenja Huth als Deutschlands Nationalspielerin des Jahres 2018 und Sarah Zadrazil als Österreichs Nationalspielerin des Jahres 2018. Beide Kickerinnen waren in der MBS-Arena aber nur auf der Tribüne zu Gast und ließen anderen Turbine-Spielerinnen den Vortritt. So durfte etwa die erst 17-jährige Marie-Therese Höbinger bei der ersten Turbine-Mannschaft debütieren.
Potsdams Team tat sich aber zunächst schwer. In Vorrundengruppe A kam die Rudolph-Truppe als Tabellenzweiter lediglich aufgrund des besseren Torverhältnisses weiter – SKN St. Pölten war punktgleich. Staffelsieger wurde Sparta Prag. Gegen Turbine hatte der Gast aus Tschechien erst eine 0:5-Niederlage kassiert und dann 3:1 gewonnen. Beim dritten Duell des Wochenendes gelang Prag der prestigeträchtige Finalerfolg über die Turbinen, die zuvor im Halbfinale Czarni Sosnowiec aus Polen keine Chance gelassen hatten (5:0). „Wir haben sicherlich gute Spiele gezeigt, aber auch Partien, womit wir nicht so zufrieden sind“, urteilte Coach Rudolph, der nun in der Vorbereitung auf die Rückrunde daran arbeiten will, dass sich seine Spielerinnen auch zu Vereinslegenden entwickeln: „Da hilft nicht nur eine jahrelange Vereinszugehörigkeit, sondern auch Titel. Die sind aber mittlerweile schwerer zu erreichen als in früheren Jahren.“
+++ Die Turnier-Ergebnisse im Überblick +++
Gruppe A
Turbine Potsdam - SKN St. Pölten 2:2, AC Sparta Prag - Celtic Glasgow 4:0, Celtic Glasgow - Turbine Potsdam 0:5, SKN St. Pölten - AC Sparta Prag 0:5, Turbine Potsdam - AC Sparta Prag 5:0, SKN St. Pölten - Celtic Glasgow 2:1, SKN St. Pölten - Turbine Potsdam 2:1, Celtic Glasgow - AC Sparta Prag 1:7, Turbine Potsdam - Celtic Glasgow 2:0, AC Sparta Prag - SKN St. Pölten 3:0, AC Sparta Prag - Turbine Potsdam 3:1, Celtic Glasgow - SKN St. Pölten 1:7
1. AC Sparta Prag 15 Punkte / 22:7 Tore 2. Turbine Potsdam 10 Punkte / 16:7 Tore 3. SKN St. Pölten 10 Punkte / 13:13 Tore 4. Celtic Glasgow 0 Punkte / 3:27 Tore
Gruppe B
Gintra Universitetas vs. MTK Hungaria Budapest 1:1, Roter Stern Belgrad - Czarni Sosnowiec 0:1, Czarni Sosnowiec - Gintra Universitetas 3:1, MTK Hungaria Budapest - Roter Stern Belgrad 1:1, Gintra Universitetas - Roter Stern Belgrad 1:1, MTK Hungaria Budapest - Czarni Sosnowiec 3:2, MTK Hungaria Budapest - Gintra Universitetas 0:0, Czarni Sosnowiec - Roter Stern Belgrad 5:0, Gintra Universitetas - Czarni Sosnowiec 0:2, Roter Stern Belgrad - MTK Hungaria Budapest 2:3, Roter Stern Belgrad - Gintra Universitetas 2:1, Czarni Sosnowiec - MTK Hungaria Budapest 2:1
1. Czarni Sosnowiec 15 Punkte / 15:5 Tore 2. MTK Hungaria Budapest 9 Punkte / 11:8 Tore 3. Roter Stern Belgrad 5 Punkte / 6:14 Tore 4. Gintra Universitetas 3 Punkte / 4:9 Tore
Zwischenrunde
SKN St. Pölten - Gintra Universitetas 2:1, Celtic Glasgow - Roter Stern Belgrad 8:7 (1:1) nach Neunmeterschießen
Halbfinale
AC Sparta Prag - MTK Hungaria Budapest 4:3 (0:0) nach Neunmeterschießen, Turbine Potsdam - Czarni Sosnowiec 5:0
Spiel um Platz sieben
Gintra Universitetas - Roter Stern Belgrad 7:0
Spiel um Platz fünf
SKN St. Pölten - Celtic Glasgow 2:1
Spiel um Platz drei
MTK Hungaria Budapest - Czarni Sosnowiec 1:5
Finale
AC Sparta Prag - Turbine Potsdam 4:1
Beste Torschützin: Patricia Hmirova (acht Treffer/Czarni Sosnowiec)
Beste Torhüterin: Hilde Gunn Olsen (SKN St. Pölten)
Beste Spielerin: Lucie Martínková (AC Sparta Prag)
Matthias Schütt