Umstrittener Wohnungsbau am Stern: Kirsch-Projekt auf Eis gelegt
Wolfhard Kirsch, Unternehmer und Stadtpolitiker, will in einem Areal am Stern 100 Wohnungen errichten. Doch es gibt Streit um die Abschöpfung von Gewinnen. Nun soll Kirsch stärker zur Kasse gebeten werden.
Potsdam - Im Gegenzug für die Erteilung von Baurecht auf einem Waldstück will Potsdams Stadtpolitik den Babelsberger Bauträgerunternehmer Wolfhard Kirsch stärker zur Kasse bitten. Der Bauausschuss verweigerte am Dienstagabend ein Votum zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans und vertagte die Entscheidung bis nach der Sommerpause. Tenor im Ausschuss: Die Stadt müsse mit Kirsch noch einmal über die Abschöpfung von Gewinnen verhandeln, die sich für den Unternehmer aus der Umwidmung von Wald in lukratives Bauland ergeben.
Wie berichtet geht es um ein knapp 27.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Ecke Ziolkowski- und Grotrianstraße nahe der Großbeerenstraße. Unter dem Namen Waldpark will Kirsch, der auch für das Bürgerbündnis im Stadtparlament sitzt, dort insgesamt 100 Wohnungen errichten. Er hatte das Areal, das im Flächennutzungsplan zu 70 Prozent als billiger Wald und zu 30 Prozent als teures Bauland ausgewiesen ist, für zwei Millionen Euro gekauft. Im vergangenen Jahr hatten die Stadtverordneten der Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet – und damit einer Umwidmung zu Bauland – zugestimmt.
Wertsteigerung von einer Million Euro
Über die Höhe und den Umgang der damit verbundenen Wertsteigerung gibt es Streit. Nach Angaben der Stadt ergibt sich aus der Umwidmung der Flächen in Bauland nach Abzug aller Planungs- und Erschließungskosten eine Wertsteigerung von rund einer Million Euro. 560.000 Euro davon behalte Kirsch als Gewinn. Für rund 400.000 Euro will der Unternehmer Hort- und Grundschulplätze bezahlen, zudem hat er sich per Vertrag verpflichtet, rund 8000 Quadratmeter des Grundstücks zu einem öffentlichen Park zu machen und dafür auch drei Jahre lang die Pflege zu übernehmen.
In einem Brief an die Stadtverordneten hatte Kirsch vor der Ausschusssitzung noch einmal für sein Vorhaben geworben und seine Verdienste um den Potsdamer Wohnungsmarkt herausgestellt. Seit 20 Jahren, heißt es darin, errichte das Unternehmen Kirsch und Drechsler in Babelsberg „Wohnungen für die breite Bevölkerungsschicht“. Bei allen Bauvorhaben seien zudem regionale und Potsdamer Unternehmen zum Zuge gekommen, wodurch Arbeitsplätze gesichert worden seien. Er habe sich zur Finanzierung von Schul-, Kita- und Hortplätzen verpflichtet und zur Herstellung eines Parks auf eigene Kosten. Zu seinem „großen Entsetzen“ habe der Umweltausschuss in seiner letzten Sitzung die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans abgelehnt. Das Schreiben schließt mit der Bitte an die Stadtverordneten, der Auslegung zuzustimmen.
Gewinn fällt doch geringer aus
Vor der Sitzung hatte Kirsch der Stadt und den Stadtverordneten eine neue Rechnung präsentiert, wonach sein Gewinn wesentlich schmaler ausfällt. So seien die Erschließungskosten für das Areal mit gut 1,8 Millionen Euro wesentlich höher als angenommen, sagte er den PNN. Das Gebiet müsse komplett ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, was sehr teuer sei. Zudem müsse eine neue Pumpstation für das Abwasser gebaut werden.
SPD-Vizefraktionschef Pete Heuer flüchtete sich in Sarkasmus. „Da müssen wir ja fast noch Angst haben, dass wir was draufzahlen müssen, wenn wir Baurecht erteilen“, sagte er im Ausschuss. So lange Kirsch nicht bereit sei nachzubessern, gebe es auch keinen Anlass, Baurecht zu schaffen. Heuer fordert wie berichtet, dass Kirsch einen Teil seines Gewinns dazu verwendet, auch Sozialwohnungen mit günstigen Mieten zu bauen. Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) erklärte, die Verwaltung benötige von den Stadtverordneten einen klaren Auftrag, worüber sie verhandeln solle. Eine einfache Ablehnung des Auslegungsbeschlusses reiche nicht aus.
Nun sollen Zahlen geprüft werden
Diese Entscheidung wurde auf Antrag von Carsten Linke (Die Andere) bis September vertagt. Kirsch sagte am Mittwoch gegenüber den PNN, er sei sogar froh über diesen Schritt. So habe die Verwaltung genug Zeit, die von ihm vorgelegten Zahlen zu prüfen. Und wenn die Stadtverordneten den B-Plan doch ablehnen sollten, „dann bauen wir eben nicht“, so Kirsch. „Davon geht die Welt auch nicht unter.“
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