Privatparker: Junges Paar will Parkplatz-Sharing in Potsdam möglich machen
Parkraum in Potsdam ist knapp. Ein junges Paar will die Plattform Privatparker deshalb in die Stadt bringen – eine Art Airbnb für Parkplätze.
Potsdam - „Verwarnung“, steht auf dem vermeintlichen Strafzettel. Und: „Verwarnungsstrafe: 15,00 Liegestützen“. An den Windschutzscheiben unzähliger Autos in Potsdam-West hingen diese Zettel kürzlich, sicherlich ein Schreck für manchen Autobesitzer.
Doch bei genaueren Hinsehen war zu erkennen, wer dahinter steckte: Das Unternehmen Privatparker, das sich hier eine PR-Aktion ausgedacht hatte. Eigentlich handelt es sich um eine Firma aus Konstanz, doch ein junges Paar will die Idee nun auch nach Potsdam bringen.
Wie Airbnb - nur für Autos
Im Prinzip funktioniert Privatparker wie die Online-Vermietungs-Plattform Airbnb – nur dass es nicht um Wohnungen, sondern um Parkplätze geht. Anwohner, die einen privaten Parkplatz angemietet haben, oder Besitzer von Läden, an die ein Kundenparkplatz angegliedert ist, können diese über die Internetseite privatparker.com stundenweise vermieten. Zu selbst festgelegten Preisen.
In Konstanz wurde die Plattform Ende vergangenen Jahres freigeschaltet, in Potsdam soll es demnächst losgehen. Hinter dem Potsdamer Ableger stecken Janin und Markus Schneider. Markus Schneiders Vater kennt den Gründer der Firma in Süddeutschland und hat den Kontakt hergestellt. „Die Idee war einfach zu gut, um sie nicht zu machen“, sagt Markus Schneider. Schließlich stünden Autofahrer in Potsdam fast alle vor dem gleichen Problem, wie er sagt: Es gibt zu wenig Parkplätze – und wenn mal eine Lücke frei ist, ist Parken dort oft verboten. „Viele nehmen bewusst ein Knöllchen in Kauf“, sagt der 31-Jährige. Dank Privatparker könne das Geld künftig bei denen landen, die für den Parkplatz auch bezahlten. Und gleichzeitig werde der knappe Platz in der Innenstadt so optimal genutzt.
Wie Privatparker funktioniert
Wer seinen Parkplatz weitervermieten will, kann dies über die Seite privatparker.com tun. Dort muss ein Account angelegt und quasi ein Profil für den Parkplatz erstellt werden: Adresse, Beschreibung und ein Foto – damit Nutzer gleich den richtigen Parkplatz finden. „Wir helfen da auch gerne weiter, indem wir das Bild des Parkplatzes zum Beispiel mit einer Markierung bearbeiten“, sagt Janin Schneider. Nutzer wiederum klicken den Button „Parkplatz finden“ an, geben ihren Standort ein und sehen dann auf einer interaktiven Karte, wo der nächste freie Privatparkplatz ist und wie viel er kostet. In Konstanz zum Beispiel sind meist zwischen zehn und 30 Parkplätze frei, die Preisspanne liegt in der Regel zwischen 50 Cent und einem Euro pro Stunde. Bezahlt werden kann zumindest derzeit noch ausschließlich mit Kreditkarte. Mit der Buchung ist der Parkplatz automatisch reserviert, auch mehrere Tage im Voraus ist das möglich.
„Wenn man zum Beispiel in der Innenstadt wohnt und Besuch bekommt, kann man einen Parkplatz in der Nähe sichern“, erklärt Janin Schneider. Auch für Handwerker, die schon wüssten, dass sie an einem bestimmten Tag einen Termin in einer Gegend mit Parkplatzmangel haben, könnte dies eine Option sein. „Denn Parkplatzsuchen ist ja verschenkte Zeit.“
Die Zielgruppe
Als mögliche Vermieter haben die beiden einerseits Arbeitnehmer im Visier, die ihren Parkplatz am Arbeitsort nur unter der Woche nutzen, außerdem Privatleute, die ihren Platz am Haus im Urlaub vermieten wollen, oder auch Geschäftstreibende, die ihre Parkplätze am Wochenende nicht brauchen – oder ohnehin einen meistens ungenutzten Kundenparkplatz haben. „Der kleine Friseur könnte so zum Beispiel seine Bekanntheit steigern, in dem er Autofahrer zu seinem Geschäft lockt“, sagt Markus Schneider.
Dass sich der Autoverkehr in der Innenstadt erhöht, weil Privatparker zusätzlich Anreize schafft, mit dem Auto zu fahren, glauben die beiden nicht. „Wir denken, dass das eher zu weniger Verkehr führen wird, weil die Parkplatzsuche abnimmt“, sagt der Jungunternehmer.
In Verhandlung mit Wohnungsgenossenschaften
Voraussetzung für eine Weitervermietung ist, dass der Vermieter des Parkplatzes zustimmt. Um das zu vereinfachen, kann ein entsprechendes Formular direkt heruntergeladen werden. Auch mit einigen Wohnungsgenossenschaften sind die beiden schon in Verhandlungen, um sich eine Art pauschale Erlaubnis für alle Mieter einzuholen. Dies sei auf einem sehr guten Weg, sagt Janin Schneider.
Finanzieren soll sich die Firma durch Werbung auf der Seite und einen Anteil bei jedem Bezahlvorgang: 20 Prozent bei jeder Buchung gehen an die Plattform. Auf das Geld angewiesen sind die beiden Gründer, die ursprünglich aus Berlin kommen und in Bornim wohnen, vorerst nicht: Markus Schneider hat eine 60-prozentige Promotionsstelle bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin, zwei Jahre ist er dort noch mindestens beschäftigt. Seine 28-jährige Frau ist freischaffende Restauratorin und will es auch bleiben. Privatparker kommt für sie auch im Falle eines Erfolgs nur als Nebenerwerb in Frage. Derzeit ist sie noch in Elternzeit, die Tochter der beiden, die einjährige Amaja, hat erst ab Herbst einen Kitaplatz. Bei Geschäftsterminen der Eltern ist sie mit dabei und grinst freundlich in die Runde.
Mit der Kleinen im Fahrradanhänger haben die beiden, die selbst gar kein Auto in Potsdam haben, schon mehrere Touren durch die Stadt gemacht, um die Parkplatzsituation genauer unter die Lupe zu nehmen. „In Potsdam-West ist uns aufgefallen, dass es dort viele Parkplätze in den Hinterhöfen gibt“, sagt Markus Schneider. Deshalb hätten sie dort auch die „Strafzettel“-Aktion gestartet.
Ziel: 30 Vermieter finden
Derzeit sammeln die beiden noch Potsdamer, die ihren Parkplatz vermieten wollen, bevor sie die Seite tatsächlich aktivieren. Einige wenige sind schon in der Potsdamer Sektion von privatparker.com zu finden, allerdings noch nicht buchbar. Janin Schneider sagt, sie wollten abwarten, bis sich etwa 30 Vermieter angemeldet hätten. „Dann starten wir richtig.“
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