Verkehr in Potsdam: Mehr Kontrolleure gegen Verkehrssünder
Nachdem das Potsdamer Ordnungsamt 2018 weniger Knöllchen verteilt hat, sollen nun neue Inspektoren bei den Kontrollgängen helfen.
Potsdam - Mehr Strafen für Raser, weniger Knöllchen für Falschparker – und deutlich mehr Einsätze gegen vermeintlich schlampige Hundehalter und zur Einhaltung des Jugendschutzes. Diese unterschiedlichen Entwicklungen zeigt die Bilanz des Ordnungsamts für das vergangene Jahr, die Zahlen liegen den PNN auf Anfrage vor. Auffällig ist: Nach Jahren des Wachstums stagnieren die Einnahmen, gerade mit Blick auf die Verkehrssünder.
Mehr stationär erfasste Temposünder
Rekordzahlen – auch mit Hilfe eines neu aufgestellten Superblitzers – registrierte das Amt beim Kampf gegen Schnellfahrer: Mehr als 106000 Geschwindigkeitsverstöße wurden gemessen, 6000 mehr als noch im Vorjahr. Das bedeute 1,96 Millionen Euro Einnahmen, 110000 Euro mehr als 2017. Vor allem der neue Blitzer an der Behlert- / Ecke Berliner Straße habe dazu beigetragten, machte ein Stadtsprecher deutlich: So verdoppelte sich die Zahl der „stationär“ erfassten Temposünden auf fast 40000 Fälle. Geschwindigkeitskontrollen dienten der Unfallvermeidung, so der Rathaussprecher. Mit solchen Einnahmen werde das Personal und die Technik bezahlt, hatte das Amt schon mehrfach betont.
Weniger Falschparker erwischt
Leicht gesunken ist die Zahl der erwischten Falschparker – hier geht es nicht nur um Kontrollen, ob Parkscheine gekauft worden sind, sondern auch ob Rettungs- oder Radwege von Autos blockiert werden. Demnach haben die 50 Mitarbeiter der Behörde im Vorjahr 135000 Knöllchen an Windschutzscheiben platziert – rund 11000 weniger als im Vorjahr. Die Einnahmen sanken entsprechend von 1,82 auf 1,69 Millionen Euro. Zur Erklärung sagte der Stadtsprecher, die derzeit 50 Außendienstmitarbeiter hätten eben noch viele andere Aufgaben wahrnehmen müssen, gerade auch verstärkte Kontrollgänge bei besonderen Festen.
Auch andere Ordnungswidrigkeiten im Blick
Das entspricht auch der von Rathauschef Mike Schubert (SPD) ausgegebenen Strategie, die Behörde dürfe nicht nur einseitig gegen sich falsch verhaltende Autofahrer vorgehen. Mit dem Blick auch auf andere Ordnungswidrigkeiten registrierten die Außendienstler 2018 einige enorme Anstiege – zum Beispiel rund 1400 illegale Abfallablagerungen, mehr als dreimal soviel wie noch im Vorjahr. Auch gegen 357 Autowracks ging man vor, 2017 waren es noch 209. Die Zahl der Jugendschutzkontrollen, etwa zum Alkoholausschank in Diskotheken, stieg von knapp 600 auf rund 1600 Fälle. Unter anderem hatte das Ordnungsamt an der Freundschaftsinsel und am Hauptbahnhof mehr Präsenz zeigen müssen – und soll dies laut Stadt auch künftig tun.
Hundehalter im Visier
Auch Hundebesitzer müssen mit mehr Präsenz der Ordnungshüter rechnen. So führte das Amt im Vorjahr 2200 Kontrollen zur Hundesteuer durch, rund 250 mehr als im Vorjahr und 750 mehr als noch 2016. Auch die Zahl von anderen Kontrollen – etwa zur Leinenpflicht und zum Maulkorbzwang– stieg auf 750. Im Vorjahr waren es noch etwas mehr als 400. Leicht rückläufig – nach Jahren des Anstiegs – ist die Zahl der Kontrollen von Anglern. Dabei wird geprüft, ob ein Angelschein vorhanden ist, die Tiere ordnungsgemäß getötet werden oder gegen das Nachtangelverbot verstoßen wird. Knapp 4000 solcher Kontrollen führte das Ordnungsamt noch im Jahr 2017 durch, 2018 waren es noch mehr als 3400.
Das "Elterntaxi" im Blick
Für dieses Jahr will das Ordnungsamt nach Angaben des Stadtsprechers auch weitere Bereiche in den Fokus nehmen – etwa autofahrende Eltern beim Bring- und Holverkehr vor Schulen und Kitas . Auch Parkverstöße sollen wieder verstärkt geahndet werden, etwa das Parken vor Müllboxen, abgesenkten Bordsteinen oder im Kurvenbereich, wie der Sprecher ankündigte. Um dieses Pensum zu schaffen, sind fünf zusätzliche Mitarbeiter im Zuge der von OB Schubert ausgegebenen Rathaus-Stellenoffensive vorgesehen. Die Potsdamer würden gerade die kurzfristige Bearbeitung von Anzeigen oder Hinweisen an das Ordnungsamt mit sehr viel Nachdruck einfordern, so der Sprecher weiter. So habe 2018 rund 8000 Mal das Telefon in der Einsatzzentrale geklingelt.
Der Ton wird rauer, aber Angriffe gehen zurück
Erfreulich aus Sicht der Stadt: Im vergangenen Jahr hat es keine tätlichen Angriffe auf Mitarbeiter des Ordnungsamts gegeben, 2017 gab es noch zwei solche Fälle. Auch die Zahl der angezeigten Beleidigungen sei von fünf auf drei gesunken. Allerdings sagte der Rathaussprecher, der Ton sei insgesamt rauer geworden – sei es nach einem Knöllchen, sei es, wenn das Amt nicht sofort erscheint. durch regelmäßiges Deeskalationstraining und dabei erlernte Gesprächsstrategien hätten die Mitarbeiter viele Beleidigungen oder sogar angedrohte Angriffe entschärfen können.
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