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Nach dem häufigen Unterrichtsausfall der vergangenen Jahre zeichnet sich nun in der Landeshauptstadt ein positiver Trend ab.
© Caroline Seidel/dpa

Unterrichtsausfall in Brandenburg: In Potsdam fallen weniger Schulstunden aus

Im ersten Schulhalbjahr musste weniger Unterricht gestrichen werden – trotz erhöhtem Krankenstand. Ein Überblick.

Potsdam - Das vor rund einem Jahr eingerichtete Vertretungsbudget für Aushilfslehrer in Brandenburg zeigt offenbar langsam Wirkung. Im ersten Schulhalbjahr 2014/15 sank der Anteil der ausgefallenen Unterrichtsstunden an den 42 Potsdamer Schulen deutlich. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Schulporträts des Landes hervor, die den PNN vorliegen.

Demnach sind an der Grundschule im Kirchsteigfeld nur noch 0,7 Prozent der 11 628 Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen. Im zweiten Schulhalbjahr 2013/14 waren es dagegen noch 1,5 Prozent. Auch an der Grundschule „Bruno H. Bürgel“ hat sich die Lage verbessert. So fielen nur noch 0,3 Prozent der Stunden aus. Im zweiten Schulhalbjahr 2013/14 mussten hier noch 0,9 Prozent des Unterrichts wegen Erkrankung der Lehrer oder aus „schulorganisatorischen Gründen“ ausfallen.

2,4 Prozent des Unterrichts fielen aus

Verschlechtert hat sich die Situation hingegen am Oberstufenzentrum „Johanna Just“. Während im zweiten Schulhalbjahr 2013/14 bereits 4,3 Prozent der Unterrichtsstunden gestrichen werden mussten, waren es nun sogar 5,2 Prozent. An der Schule am Nuthetal mussten ebenfalls mehr Unterrichtsstunden ausfallen als zuvor. An der Schule mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt „Lernen“ sind im ersten Schulhalbjahr 2014/15 11,2 Prozent der Schulstunden ersatzlos gestrichen worden, was im Gegensatz zum vorherigen Halbjahr einen Anstieg um 5,8 Prozentpunkte bedeutet.

Landesweit fielen den Schulporträts des Landes zufolge von den 800.000 Schulstunden an Gymnasien 2,4 Prozent ersatzlos aus – das waren mehr als 16.000 Schulstunden zwischen August 2014 und Februar 2015. Im Durchschnitt aller Schularten waren es 1,7 Prozent.

Schulen sollen selbst für schnellen Ersatz sorgen

Ein Grund für die besseren Werte könnte das Vertretungsbudget von zehn Millionen Euro sein, das es in Brandenburg seit 2014 gibt. Die eine Hälfte wird durch die Schulämter vergeben, über fünf Millionen Euro können die Schulen selbst verfügen, um schnell Ersatz zu finden.

Vertretungen müssen organisiert werden, wenn etwa Lehrer krank werden oder bei Prüfungen nicht zur Verfügung stehen. Nach Angaben des Bildungsministeriums lag der Krankenstand bei Lehrern im ersten Schulhalbjahr bei 6,8 Prozent – und damit deutlich höher als in den vergangenen Jahren (sechs Prozent). Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013/14 stieg er um 0,5 Prozentpunkte. Verbunden damit nahm auch der durchschnittliche Vertretungsbedarf zu. 9,3 Prozent des Unterrichts konnten nicht wie geplant durchgeführt werden. In 72,8 Prozent der Fälle lag die Ursache dafür in der Erkrankung eines Lehrers.

Die Mittel für Vertretungslehrer wurden zuletzt gut genutzt. So verwendeten die Schulen seit April vergangenen Jahres 65 Prozent des Budgets. Gerade in ländlichen Regionen ist es aber oft nicht so einfach, Vertretungslehrer zu organisieren, da eine Großstadt etwa für Referendare deutlich attraktiver ist. So fällt es den Schulen auf dem Land schwerer, Ersatz zu finden oder eine Stelle zu besetzen.

Täglich neue Statistik bringt keine neuen Lehrer

Große Probleme mit kranken oder anderweitig beschäftigten Lehrern hat auch das Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder/Havel im Landkreis Potsdam-Mittelmark. In der Primarstufe des Gymnasiums mussten 5,3 Prozent der 1330 Unterrichtsstunden ausfallen. Im zweiten Schulhalbjahr 2013/14 waren es dagegen nur 2,7 Prozent. Noch problematischer gestaltet sich die Lage in der Sekundarstufe II. Hier fielen sogar 6,8 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos aus. Zumindest in der Sekundarstufe I verbesserte sich die Lage im Vergleich zum Halbjahr davor – von 4,1 Prozent auf jetzt nur noch 2,7 Prozent.

Wohl kein anderes Bundesland messe derart genau Ausfallzeiten wie Brandenburg, sagte Bildungsminister Günther Baaske (SPD). „Aber durchs Messen und Wiegen allein wird das Schwein nicht fett.“ Eine täglich neue Statistik bringe noch keine neuen Lehrer. Um Lehrer aufs Land zu locken, denkt das Ministerium nun über Anreize nach. Minister Baaske hatte dazu Anfang März in Aussicht gestellt, neu eingestellten Lehrern eine „Buschzulage“ zu zahlen. Angedacht sind rund 300 Euro monatlich zusätzlich, allerdings zeitlich befristet. Es werde geprüft, ob und unter welchen Konditionen solche Prämien möglich seien.

Stefan Engelbrecht, Svenja Morgener

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