Potsdamer Fünfkämpfer bei der WM: Hohe Ambitionen in der Höhenluft
Bei der Fünfkampf-Weltmeisterschaft in Mexico City richten die Potsdamer Brüder Patrick und Marvin Dogue ihren Blick zum Podest. Doch sie müssen nicht nur mit der Konkurrenz, sondern auch den extremen Bedingungen klarkommen. Insgesamt stellt Potsdam fünf WM-Starter.
Wer hat in der Höhenluft von Mexico City den längeren Atem? Patrick Dogue, Olympiasechster von 2016, oder doch sein Bruder Marvin, der voriges Jahr Platz vier bei der Weltmeisterschaft belegte? „Na ich“, antworten die Modernen Fünfkämpfer des OSC Potsdam. Und lachen. Doch sie fügen hinzu: Sicherlich wolle ein jeder bei der am Freitag beginnenden WM in Mexikos Hauptstadt möglichst alle Gegner – also inklusive des Bruders – hinter sich lassen, dieses Streben nach Gold ist in ihrer Leistungssportler-DNA verankert, „aber wir freuen uns auch für den anderen, wenn er besser ist“.
Claudia Adermann traut sich keine Prognose für den Ausgang beim Championat zu. „Beide sind auf ähnlichem Niveau“, sagt Potsdams Pentathlon-Cheftrainerin. „Sie sind absolute Kandidaten für die Top 10. Wenn sie ihre Qualität voll durchbringen, dann ist die Top 5 drin. Oder gar das Podium.“ Das wäre ein Novum. Bisher gab es noch nie eine WM-Einzelmedaille für Fünfkampf-Potsdam. Marvin Dogue 2017 und Stefan Köllner 2012 waren als Vierte am nächsten dran an Edelmetall. Lediglich in Staffeln gab es schon Medaillen – Marvin Dogue beispielsweise wurde vor drei Jahren Weltmeister im Duo-Wettbewerb.
Staffelsilber sicherte er sich bei der diesjährigen Europameisterschaft, während Patrick Dogue auf Rang vier des Einzels abschloss. Im Weltcup 2018 gelang den beiden Brüdern bei der vorletzten Station in Sofia mit den Rängen fünf (Marvin) und sechs (Patrick) das beste Resultat der Saison. Es ist eine Saison, in der die Trainingsschwerpunkte verstärkt auf das Laufen und die Athletik gelegt wurden. „Das war mit Blick auf das nächste Jahr notwendig. Dann beginnt die Vergabe der Olympiastartplätze. Wir wollten die Grundlage legen“, erklärt Claudia Adermann. „Zu hoher Umfang in diesen Bereichen wäre ab 2019 nicht optimal, stattdessen müssen dann die Disziplinen wieder ausgewogener trainiert werden.“ Das Ungleichgewicht hatte sich bei den Dogues bemerkbar gemacht. Beim Combined – der Verbindung aus Laufen und Schießen zum Abschluss eines Fünfkampfes – schwächelten sie einige Male mit der Laserpistole. Sonst eine Stärke von ihnen. „Da haben wir uns manchmal um bessere Ergebnisse gebracht“, bestätigt der aktuell Weltranglistenachten Patrick Dogue. Der auf dem 24. Platz liegende Marvin versichert jedoch: „Für die WM haben wir bereits wieder deutlich mehr geschossen als zuvor. Das wird sich widerspiegeln, hoffe ich.“
Zusammen als "Doggomotive" unterwegs
Unter dem selbst gegebenen Namen „Doggomotive“ dampft das Brüder-Doppelpack nun bereits seit einigen Jahren durch die internationale Pentathlon-Szene. Patrick, 26, ist der Ältere. „Seine Erfahrung hätte ich gerne“, sagt der drei Jahre jüngere Marvin. „Ich als Jungspund mache noch Fehler, die er mit seiner Routinie nicht macht.“ Etwa im Fechten, bei dem Patrick zunehmend mehr Konstanz gefunden habe. Dem wiederum imponiert das „unglaubliche Talent, die Zielstrebigkeit und Kämpferqualität“ des Mitstreiters aus der eigenen Familie. Ein „gesundes Konkurrenzverhalten“ herrsche zwischen ihnen, betonen beide. Im Training treiben sie sich gegenseitig an, im Wettkampf liege der Fokus bei jedem selbst. Bis auf die maximal eine Minute im Fechten stünden sie ja auch nie im direkten Duell.
Mit dem Schwingen des Degens beginnt stets der Fünfkampf-Tag. Der ist lang, fordert dem Körper und Geist alles ab. In Mexico City wird es nun zusätzlich anspruchsvoll, weil die WM etwa 2300 Meter über dem Meeresspiegel stattfindet. Die Luft dort ist dünn. Wenn gerade zum Schluss beim Laufen die strapazierte Muskulatur nach Sauerstoff schreit, wird sie einfach nicht so viel davon bekommen, wie sie gerne hätte. Zur optimalen Anpassung an die Gegebenheiten ist das deutsche Team bereits vergangene Woche aus den Pyrenäen mit kurzem Zwischenstopp daheim nach Mexiko gereist.
Marvin Dogue hat schon Erfahrung in Mexico City
Claudia Adermann ist positiv gestimmt. „Sie werden das sicher gut meistern“, sagt der Coach. „Wir sind regelmäßig in Höhentrainingslagern. Die beiden waren nie anfällig, sondern sie sind damit super klarkommen.“ Nichtsdestotrotz spricht Patrick Dogue von einer „Wundertüte“ für ihn. „Ich habe noch nie in meinem Leben so hoch einen Fünfkampf absolviert. Ich weiß nicht, wie mein Körper auf eine solche Extremlage reagiert.“ Und in diesem Fall ist Marvin Dogue seinem eigentlich erfahrenerem Bruder ein Stück voraus. Er hatte schon 2015 die Junioren-WM in Mexico City bestritten. Er wurde zweimal Staffel-Vierter, belegte im Einzel Rang sechs – und holte zusammen mit seinen Potsdamer Kollegen Fabian Liebig und Christian Zillekens Bronze der Mannschaftswertung. „In dieser Höhe war es eine große Herausforderung. Ich weiß von damals, dass man sich die Kräfte clever einteilen muss.“ Wenn man ganz vorne mitmischen möchte.
Das wollen die Dogues. Wie bei Olympia 2016 beziehungsweise der WM 2017. Bestenfalls soll es nun noch besser laufen. „Wenn am Ende Metall um die Brust hängt – das wäre das Größte“, sagt Patrick. Marvin nickt. Und sie lachen wieder.
+++ Talent Anna Matthes gibt ihr WM-Debüt +++
Der OSC Potsdam ist bei der am Freitag beginnenden Fünfkampf-Weltmeisterschaft in Mexico City mit insgesamt fünf Aktiven vertreten. Neben den Dogue-Brüdern sind noch Janine Kohlmann, Anna Matthes und Fabian Liebig am Start. Liebig ist für die Mixed- sowie Männer-Staffel eingeplant, Kohlmann und Matthes für den Einzelwettbewerb der Frauen. Letztere erlebt ihre Debütsaison in der deutschen A-Nationalmannschaft. Bei zwei Weltcups schaffte es die 20-Jährige ins Finale. „Das war stark. Anna hat sich gut entwickelt und noch viel Potenzial“, sagt Potsdams Pentathlon-Cheftrainerin Claudia Adermann über Matthes, die mehrere internationale Medaillen im Nachwuchsbereich gesammelt hat. Janine Kohlmann kann indes schon bei den Erwachsenen einige WM- und EM-Podestplätze in der Staffel- oder Mannschaftswertung vorweisen. Nach körperlichen Problemen 2017 ist die 27-Jährige nun wieder fit. „Janine hatte lange Zeit fünf Baustellen. Inzwischen haben wir nur noch eine offen“, erklärt Adermann. „Beim Schießen lässt sie noch zu viele Punkte liegen. Da muss sie auch stabiler werden, wenn sie weiter nach vorne möchte.“
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