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Die evangelische Gesamtschule der Hoffbauer-Stiftung in Kleinmachnow.
© Martin Müller

Millioneninvestitionen: Hoffbauer-Stiftung auf Expansionkurs

Millioneninvestitionen für neue Einrichtungen: Die Hoffbauer-Stiftung ist auf Expansionskurs. Auch deshalb braucht es für Hermannswerder ein Verkehrskonzept.

Potsdam - Mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe will die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung expandieren. Denn trotz Coronakrise funktioniert das Geschäftsmodell der gemeinnützigen evangelischen Stiftung und ihrer Tochterunternehmen offensichtlich gut. Der Vorstandsvorsitzende Frank Hohn äußerte sich auf PNN-Anfrage zu den Plänen der Hoffbauer-Stiftung, die ihren Hauptsitz auf der Halbinsel Hermannswerder hat. Die PNN geben einen Überblick über die Entwicklung der 1901 gegründeten Hoffbauer-Stiftung, die nach eigenen Angaben inzwischen 1200 Mitarbeiter beschäftigt, einen Jahresumsatz von rund 75 Millionen Euro generiert und damit einer der größten Sozial- und Bildungsträger in Potsdam ist.

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Neue Kita, altes Problem

Zu den aktuellen Bauprojekten auf Hermannswerder gehört die Errichtung einer Evangelischen Integrationskita mit rund 125 Plätzen. Sie wird laut Hohn im nächsten Frühjahr fertig sein und soll rund fünf Millionen Euro kosten. Etwa ein Drittel der Kosten werden  aus dem Bundesprogramm zum Ausbau der Kita-Infrastruktur gedeckt. Die Einrichtung könnte auch den Bedarf in Potsdam-West decken, so Hohn. 

Doch da zeige sich, wie wichtig eine gute Verkehrsanbindung für die Halbinsel sei – der Hoffbauerchef plädiert seit Jahren dafür, die Insel vom Potsdamer Westen her mit einer Brücke zu erschließen. Bisher ist der Zugang von dort nur mit der störanfälligen Seilfähre möglich. Ob das Rathaus eine Brücke baut oder die Fähre durch ein neues Modell ersetzt, soll erst noch entschieden werden. Allerdings zeichnete sich zuletzt eine politische Mehrheit für ein neues Fährmodell ab.

Bildungsangebote expandieren

Einer der wichtigsten Zweige des privaten Trägers ist die Bildungsarbeit, die kräftig ausgebaut wird. So ist für die vornehmlich auf Soziale Arbeit spezialisierte Fachhochschule Clara Hoffbauer jüngst ein Seminargebäude für die 300 Studenten errichtet worden – für etwa drei Millionen Euro. Ebenso hat das Evangelische Gymnasium auf Hermannswerder gerade eine neue Etage mit rund 800 Quadratmetern erhalten, bis dato ungenutzter Raum, wie Hohn sagte: „Das soll den bisherigen Mangel an großen Räumen kompensieren.“ Hier habe man 500.000 Euro in die Hand genommen, eine weitere Kapazitätserweiterung der Schule mit aktuell 615 Plätzen sei damit aber nicht verbunden.

Wesentlich umfangreicher ist das Projekt einer neuen Pflegeschule zur gemeinsamen Ausbildung von bis zu 800 Kinder-, Kranken- und Altenpflegern, die die Stiftung als Mehrheitseigner gemeinsam mit dem kommunalen Bergmann-Klinikum und dem Evangelischen Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin betreiben will – die drei Partner wollen ihre Ausbildungsmöglichkeiten für derzeit 500 Schüler konzentrieren. In dem dafür vorgesehenen Bau soll es 4000 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Etagen geben, im Herbst 2023 soll eröffnet werden. „Wir bereiten den Bauantrag vor und gehen davon aus, dass wir ihn im Sommer stellen können“, sagte Hohn. Man bemühe sich derzeit noch um Fördergelder, das Gesamtprojektvolumen liegt bei 16 Millionen Euro.

Auch in Glindow beginnt demnächst ein Großprojekt der Hoffbauer-Stiftung: Am südlichen Ortsrand entsteht wie berichtet ein Bildungscampus mit Kita, Grundschule und weiterführender Schule für rund 30 Millionen Euro. Baubeginn für die Kita ist voraussichtlich noch in diesem Jahr.

Verkehrskonzept gesucht

Wegen der neuen Ausbildungsstätten und Stiftungseinrichtungen strömen auch mehr Menschen auf die Halbinsel Hermannswerder. „Wir müssen uns überlegen, wie wir mit dem motorisierten Individualverkehr umgehen“, sagte Hohn. Nennenswerte Erweiterungen des Straßennetzes sind dabei kaum möglich, weite Teile der Halbinsel stehen unter Naturschutz oder sind bereits bebaut. Allerdings werde man den Parkplatz gegenüber des neuen Standorts der Hauptverwaltung ausbauen, eine Baugenehmigung liegt laut Hohn vor. „Aber wir brauchen ein Verkehrskonzept für die gesamte Insel.“  Handlungsbedarf bestätigte auch Christine Homann, Sprecherin der Potsdamer Bauverwaltung, auf PNN-Anfrage. Für die geplante Pflegeschule müsse noch ein Mobilitätskonzept erarbeitet werden, heißt es.

Die Schwierigkeit dabei: Unter anderem das Inselhotel und das eigene Tagungshaus müssen für Besucher gut erreichbar sein, alle anderen Gebäude ohnehin auch für den Lieferverkehr. Zugleich dürfe aber auch der Schülerverkehr – der in die gleiche Richtung führt – möglichst nicht ausufern. Eine fertige Antwort auf solche Fragen habe man noch nicht.

Folgen der Coronakrise

Die Coronakrise geht auch an der Stiftung nicht spurlos vorbei: Konzerte und Feste wie die jährliche Hoffbauer-Gala im Nikolaisaal – alles wurde abgesagt. Ferner musste die Stiftung in ihrem Altenpflegeheim auf Hermannswerder gegen einen Corona-Ausbruch kämpfen, mindestens ein Bewohner starb nach der Infektion. „Das war eine sehr schmerzhafte Situation, gerade auch weil die Angehörigen nicht ihre Eltern besuchen konnten“, sagte Hohn. „Zum Glück“ habe man den Ausbruch mit genügend Tests und einer Teilung des Hauses in Zonen „relativ schnell“ in den Griff bekommen.

In den Schulen habe man auf zuvor schon vorhandene Digitalplattformen zurückgreifen können – und Schüler aus finanziell schwächer gestellten Familien auch mit Tablets unterstützt. Auf die wirtschaftliche Situation der Stiftung habe die Pandemie zunächst kaum Auswirkungen, so Hohn: „Wir werden nicht ärmer deswegen.“ Denn vor allem auf Hermannswerder verfügt die Stiftung über eine Vielzahl von Immobilien, die sie vermieten oder selbst nutzen und als Anlagevermögen angeben kann. „Und Mietausfälle hatten wir in der Krise keine“, so Hohn.

Schwierige Sanierung eines Altenheims

Die Aufsicht über die Stiftung führt die Evangelische Landeskirche, dem zehnköpfigen Kuratorium steht derzeit Heilgard Asmus vor, die Generalsuperintendentin für die Region Potsdam. Sie muss auch Investitionen bestätigen. In Bernau wurde jüngst für einen Bildungscampus aus Kita und Grundschule der erste Spatenstich vollzogen, hier geht es laut Hohn um zwölf Millionen Euro.

Sanierung und Umbau des Altenpflegeheims auf Hermannswerder soll auch noch dieses Jahr beginnen: „Wir wollen mehr Einzelzimmer schaffen und müssen Brandschutzauflagen einhalten“, sagte Hohn. Auch das werde wohl zehn Millionen Euro kosten – und die Bauarbeiten in dem Seniorenheim müssten im laufenden Betrieb über mehrere Monate stattfinden. Jedoch stehen Hohn zufolge noch nicht alle Details fest, etwa zum Baustart.

Inselrundweg lässt auf sich warten

Seit Jahren in der Debatte ist ein kompletter Rundweg um Hermannswerder. Schon 2012 hatte die Stadt dafür mit der Stiftung einen städtebaulichen Vertrag geschlossen, der den grundlegenden Umgang mit den Flächen auf der Halbinsel regeln soll. Darin war auch ein „öffentlich zu nutzender Inselrundweg“ festgeschrieben worden. 2019 hatte eine Rathaussprecherin von  Kosten in Höhe von 830.000 Euro gesprochen, ein kleinerer Teil des Weges am Eingangsbereich zur Insel ist schon realisiert. Hohn sagte, die Stiftung habe in Aussicht gestellt, ihren Teil der Kosten zu tragen.

Stadtsprecherin Homann wiederum erklärte, gerade für Anschwemmflächen, die wegen der geplanten Führung des Weges notwendig sind, seien noch Abstimmungen mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt zu treffen. Ferner sei für das kommende Jahr ein zweiter Bauabschnitt zwischen Judengraben, Fährwiese, Stiftungsgelände und Tornowstraße geplant. Für den gesamten Rundweg aber stünden gegenwärtig nicht genügend Mittel im Haushalt zur Verfügung, sagte sie auch. Wie berichtet sind angesichts der Coronakrise und wegbrechender Steuereinnahmen  härtere Spar-Einschnitte möglich.

HINTERGRUND

Personalia der Hoffbauer-Stiftung
Zum leitenden Theologen der Stiftung ist seit dem 1. März Steffen Reiche berufen, zwischen 1994 und 2004 Kultur- und Bildungsminister im Land Brandenburg und später auch Bundestagsabgeordneter für die SPD. Vorstandschef Frank Hohn sagte, Reiche habe sich zuvor viele Jahre im Kuratorium der Stiftung engagiert. Er habe nun eine halbe Stelle, zugleich hat er noch eine Posten als Pastor in Berlin-Nikolassee.

Die Halbinsel Hermannswerder.
Die Halbinsel Hermannswerder.
© Repro/PNN

Für Fragen im Unternehmen sorgte nach PNN-Recherchen der Umstand, dass die seit 2015 amtierende Geschäftsführerin der für die Bildungs- und Kindereinrichtungen zuständigen Hoffbauer gGmBh, Julia Meike, inzwischen mit Hohn verheiratet ist und laut Geschäftsbericht 2019 auch seinen Nachnamen trägt. Hohn sagte: „Es gibt eine vom Kuratorium geprüfte und genehmigte Struktur, um den Governance Kodex zu wahren und beiden Eheleuten die Arbeit im Stiftungsverbund zu ermöglichen." Sie besitze einen einschlägigen Magisterabschluss und sei 2014 im Rahmen der Insolvenz des Diakonischen Werks dort angestellt worden – das Werk wurde bekanntlich in die Hoffbauer-Stiftung überführt. Hohn sagte: „Diese Anstellung wurde mit dem Insolvenzverwalter besprochen und von ihm genehmigt.“ Eine Ausschreibung sei damals nicht erfolgt. „Im Rahmen der Insolvenz und der damit einhergehenden Zeitzwänge war eine Ausschreibung nicht möglich.“ Hohn betonte ferner, die Partnerschaft sei erst im Rahmen der Arbeit bei Hoffbauer entstanden: „Sie war schon hier, hat hier gearbeitet und hier haben wir uns erst kennengelernt.“Ihr neuer Name Julia Meike-Hohn ist so auf der Homepage nicht vermerkt. Hohn sagte dazu auf Anfrage: „Diesen Namen kann, muss sie aber nicht führen.“

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