zum Hauptinhalt
Die Mitglieder des SV Babelsberg haben einen neuen Aufsichtsrat gewählt.
© Verein

SV Babelsberg 03: Hitzige Stimmung bei Mitgliederversammlung von Nulldrei

Während die Mitglieder des SV Babelsberg 03 ihren neuen Aufsichtsrat mit großer Mehrheit wählten, gab es Kritik an Vereinschef Archibald Horlitz. Vor allem die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sorgte für Unmut. 

Potsdam - Es war bereits nach 22 Uhr, als die Mitglieder des SV Babelsberg 03 ihren neuen Aufsichtsrat gewählt hatten. Und der Wunsch der bisherigen und auch neuen Vorsitzenden des Gremiums, Katharina Dahme, hatte sich nicht erfüllt. Zwar wählten die Mitglieder mehrheitlich die von der 32-Jährigen mit vorgeschlagenen Kandidaten für das neue Führungsgremium des Vereins. Doch ihre Vorstellung, dass es nicht allzu hitzig werden sollte angesichts der sommerlichen Temperaturen, die den mit gut 100 Mitgliedern gefüllten Vip-Raum im Karl-Liebknecht-Stadion zusätzlich aufheizten, erfüllten sich nicht ganz. Zu verärgert waren viele Mitglieder über die kurzfristig angekündigte und an diesem Abend zu beschließende Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sowie über die Art und Weise, mit der SVB-Vorstandschef Archibald Horlitz die unpopuläre Maßnahme zu rechtfertigen versuchte.

Die dreieinhalb Stunden dieses Abends dürften dem neuen Aufsichtsrat, aus dessen vorheriger Legislaturperiode lediglich Katharina Dahme wieder angehört, deutlich gemacht haben, wie groß und vielfältig die Arbeit für den Kiezklub sein wird. Vor allem das „Versprechen nach mehr Transparenz wurde nicht eingelöst“, konstatierte Katharina Dahme, wofür sie reichlich Beifall bekam. In diesen mischte sich eine gehörige Portion Unmut, den Präsident Horlitz zuvor produziert hatte. Erst mit der Einladung für die Mitgliederversammlung vor zwei Wochen hatte der Vorstand informiert, dass er eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge von 5 auf 7 Euro für den ermäßigten Tarif und von 10 auf 12 Euro für den vollen Tarif plant. Und Horlitz machte Druck: Sollte diese Maßnahme nicht beschlossen werden, „würde das den Verein sprengen“. In der präsentierten Etatplanung für die kommende Saison präsentierte Horlitz bereits das kalkulierte Plus von 50.000 Euro durch mehr Mitgliedsbeiträge. „Das Geld, das wir geplant haben, brauchen wir“, appellierte er. 

Ärger über mangelndes Mitspracherecht

So manch einer im Raum fühlte sich von diesem geforderten Bekenntnis zum Verein erpresst. „Das Mitspracherecht der Mitglieder wird reduziert, wenn die Erhöhung erst auf der Mitgliederversammlung präsentiert wird“, sagte Max Henning, der über Jahre im Fanbeirat aktiv war und am Montag in den Aufsichtsrat gewählt wurde. Und Horlitz bekam Gegenwehr: Nicht die Mitglieder des Vereins sollten nach bereits vergangenen Beitragssteigerungen weiter belastet werden, sondern der Verein solle sich attraktiver für Sponsoren machen. Horlitz’ Ausführungen, dass mit Oatly ein neuer Sponsor gefunden wurde, weil dieser die nachhaltige Stadionsanierung attraktiv findet, blieb in der Tat eine der wenigen Erfolgsnachrichten von der Akquisefront. Zumal Lonsdale als bisheriger Großsponsor sein Engagement reduziert. 

Auch dass der Vorstandschef keine Zahlen präsentieren konnte, wie der Verein in den vergangenen Jahren Geld eingenommen und ausgegeben hat, stieß zahlreichen Mitgliedern übel auf. Zwar hatte Kassenprüfer Frank Roick zwar eine korrekte Buchführung attestiert und die Entlastung des Vorstandes für 2017 empfohlen. Doch gerade vor dem Hintergrund höherer Mitgliedsbeiträge hatten sich einige Anwesende eine etwas detaillierte Darstellung der Finanzentwicklung der vergangenen Jahre gewünscht. Horlitz’ Hinweis, dass die Zahlen jederzeit für Mitglieder in der SVB-Geschäftsstelle eingesehen werden können, trug nicht dazu bei, dass sich die gereizte Stimmung besserte.

Mit einem Minus in die neue Saison

Zahlen gab es dennoch, als Horlitz den Etatplanung für die kommende Spielzeit vorstellte. Mit einem Minus von rund 113.000 Euro wird der SVB in die neue Saison starten. Ausgaben von 1,92 Millionen Euro stehen kalkulierten Einnahmen von 1,81 Millionen Euro gegenüber. Während die Ausgaben Fakt und bekannt sind, stehen hinter den Einnahmen Fragezeichen. „Ob Leute ins Stadion kommen, ist eine reine Willensentscheidung“, so Horlitz. Auch ein Plus an Sponsoreneinnahmen ist ein Plan, aber keine Gewissheit. Mit dem Zuwachs an Mitgliedsbeiträgen kann der Verein indes planen, denn trotz aller Kontroverse beschlossen die Mitglieder schließlich per Kompromiss eine Erhöhung auf 6,50 Euro (ermäßigt) und 12,50 Euro.

Der neue Aufsichtsrat wurde schließlich mit großer Mehrheit von 79 Ja-Stimmen bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen – im Block – gewählt. Als Schwerpunkte der künftigen Arbeit nannte Katharina Dahme die „Konsolidierung der Strukturen“, die sich durch personelle Veränderungen in der Geschäftsstelle des Vereins ergeben. Das Ehrenamt soll gestärkt und mehr in die Arbeit der Gremien eingebunden werden. Es soll attraktiver werden, Mitglied des SVB zu sein, die Tradition als Kiezverein soll wieder stärker gepflegt und ein Sponsorennetzwerk endlich aufgebaut werden. Finanziell wird ein ausgeglichener Haushalt angestrebt. Erst auf Basis der zu schaffenden wirtschaftlichen und strukturellen Grundlagen könne eine sportliche Perspektive entwickelt werden, die über die Regionalliga hinaus geht. Welcher Einsatz und wie viel Herzblut dafür notwendig ist, illustrierte Björn Laars, ehemaliger SVB-Libero, scheidender Geschäftsstellenleiter und seit Montag Aufsichtsratsmitglied des Kiezvereins: „Früher war ich gut bezahlter Profi, dann angestellter Geschäftstellenleiter, jetzt bin ich Ehrenamtler.“

+++ Personeller Neuanfang im SVB-Aufsichtsrat +++

Aus einer nahezu komplett neuen Crew setzt sich der am Montag von den SVB-Mitgliedern gewählte Aufsichtsrat zusammen. Lediglich Katharina Dahme, die dem Gremium bereits in vergangenen sechs Jahren angehörte, hatte sich zur Wiederwahl gestellt. Bekannte Gesichter sind zudem Björn Laars, langjähriger Leiter der SVB-Geschäftstelle und einstiger Nulldrei-Spieler. Auch Kay Pallasch, der in der vergangenen Legislaturperiode als Schatzmeister im Vorstand tätig war, ehe er aus dem Gremium zurücktrat, gehört nunmehr dem Aufsichtsrat an. Die Interessen der Fans wird Max Hennig vertreten, der in der Vergangenheit im Fanbeirat aktiv war. Wirtschaftliche Kompetenz bringen die Unternehmer Bernd Künicke (Künicke GmbH), Frank-Christian Hinrichs (Geschäftsführer inno2grid GmbH) und Lutz Gutknecht (Autohaus Sternagel) in das Gremium ein. Tobias Brauhart (Radio Potsdam) kümmert sich um Kommunikation und Marketing, Frank Roick um die Nachwuchsarbeit.

Zur Startseite