"Der Tag von Potsdam" im Potsdam Museum: Hitler war nicht von Interesse
Das Potsdam Museum zeigt 83 Jahre nach dem „Tag von Potsdam“ bislang unbekannte Filmaufnahmen. Vielleicht wurden sie seit 1933 nie wieder gezeigt - und offenbaren nun neue Details.
Potsdam - Die Garnisonkirche am 21. März 1933 im Schneegestöber, aufmarschierende Soldaten, Hauswände voller Hakenkreuzfahnen. Und dann, für nicht einmal eine Sekunde: Hitler, der in einem Wagen mit offenem Verdeck vorbeifährt. Nur für zwei flüchtige Momente ist der damalige Reichskanzler in dem kurzen Video vom „Tag von Potsdam“ zu sehen, das ab Dienstag in der ständigen Ausstellung des Potsdam Museums gezeigt wird.
Anlässlich des Tages von Potsdam, der sich am Montag zum 83. Mal jährte, hat das Potsdam Museum seine seit 2013 bestehende Schau zum Tag von Potsdam um eine Medienstation erweitert, die das kurze Video zeigt. Am Dienstag um 15 Uhr wird es dazu eine kurze Sonderführung für maximal 20 Personen geben.
Der Handschlag ist auf den Amateur-Aufnahmen nicht zu sehen
Der berühmt-berüchtigte Handschlag zwischen Adolf Hitler und Paul von Hindenburg, der die symbolische Verknüpfung von preußischer Monarchie und Nationalsozialismus propagieren sollte, ist in den etwa zweieinhalb Minuten langen Amateur-Aufnahmen nicht zu sehen. „Es zeigt vielmehr den Blick der Zaungäste auf die Weltbühne, zu der Potsdam in diesem Moment geworden war“, sagt Hannes Wittenberg, stellvertretender Direktor des Potsdam Museums.
Aufgenommen wurde der Festakt zur Eröffnung des neu gewählten Reichstages vom 21. März 1933 von Mitgliedern des Potsdamer Ruderclubs „Vineta“. Der Stummfilm zeigt die Vorbereitungen des Ereignisses am Lustgarten und vor der Kirche sowie zahlreiche Aufnahmen von Aufmärschen und Paraden in der Breiten Straße. Zwischentitel wie „Frühkonzert im Lustgarten“ kommentieren die Aufnahmen.
Hauptaugenmerk auf Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
Das Hauptaugenmerk der Filmenden lag dabei eindeutig auf dem greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der vor allem in konservativen Schichten äußerst beliebt war. „Der Film bestätigt ein Stück weit, dass viele Potsdamer damals vor allem nationalkonservativ gesinnt waren“, so Wittenberg. Hitler hingegen habe die Filmenden nicht interessiert.
Im kaisertreuen Potsdam kamen die prunkvollen Paraden in traditionellen preußischen Uniformen und Standarten gut an: „Da herrschte Volksfest-Atmosphäre“, sagt Wittenberg. Keiner der Anwesenden habe damals geahnt, was Hitler vorhatte, so Wittenberg, außer den Mitgliedern von KPD und SPD. Diese seien aber entweder bereits verhaftet worden oder der Veranstaltung bewusst ferngeblieben. Nur zwei Tage später übertrug der Deutsche Reichstag die Staatsgewalt durch das Reichsermächtigungsgesetz an Hitler.
2009 durch Zufall drauf gestoßen
Zwar gibt es mehrere Filmaufnahmen des Tages von Potsdam, diese jedoch war bislang völlig unbekannt: „Vielleicht wurde sie seit 1933 nie wieder aufgeführt“, spekuliert Wittenberg. Wie sie in den Fundus des Potsdam Museums gelangt ist, ist unbekannt, 2009 war man eher durch Zufall darauf gestoßen. Die erstaunliche Qualität der Amateur-Aufnahmen habe ihn überrascht, sagt Wittenberg: „Wir waren uns sofort einig, dass dies ein kleiner Schatz ist.“
Digitalisiert wurde der Film in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Potsdam. Die Aufnahmen seien dabei leicht gekürzt worden, sagt Wittenberg: Geschnitten wurden Szenen, die die Mitglieder des Ruderclubs vor dem heute nicht mehr existierenden Club-Haus nahe der Glienicker Brücke zeigt. In diesen Szenen habe man sehen können, dass das Vereinsgebäude fast ausschließlich mit schwarz-weiß-roten Reichsflaggen geschmückt war, der lediglich eine Hakenkreuzfahne gegenüberstand. Ein Hinweis auf die nationalkonservative Einstellung des gutbürgerlichen Ruderclubs.
Neue Details des "Tages von Potsdam"
Die Geschichte des „Tages von Potsdam“ muss nach Veröffentlichung des kurzen Filmes zwar nicht neu geschrieben werden, aber er offenbart doch zahlreiche faszinierende Details: Zu sehen ist etwa der Generalfeldmarschall August von Mackensen in der Uniform des Leib-Husaren-Regiments, auf dessen Pelzmütze ein martialischer Totenkopf aufgenäht ist. Eine andere Szene zeigt, wie gewaltige Girlanden am Portal der Garnisonkirche angebracht werden.
Dass der Film erst jetzt im Potsdam Museum gezeigt wird, hatte vor allem finanzielle Gründe, so Wittenberg: In der Vergangenheit fehlte schlicht das Geld für die Einrichtung der Medienstation. Bereits vor einem Jahr war die Station zur Potsdamer Konferenz von 1945 ebenfalls um historische Filmaufnahmen ergänzt worden. „Die Resonanz darauf war sehr gut, deshalb wollten wir das fortführen.“
Die Ausstellung zum „Tag von Potsdam“ zeigt neben historischen Fotos der Kirche vor und nach dem Abriss auch propagandistische Plakate, auf denen Hitler, Hindenburg und Friedrich II. gemeinsam abgebildet sind, sowie Sondermünzen oder eine Medaille, die den Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg zeigt. Was jedoch fehlt, ist die bekannte Fotographie des Handschlags. „Das Foto befindet sich nicht im Besitz des Museums“, begründet Wittenberg. Die ausgestellten Exponate aus dem eigenen Bestand seien jedoch ausreichend, um die Bedeutung des Tages von Potsdam zu erfassen, so Wittenberg.
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