Potsdamer Kanu-Rennsport: Gut erholt in den neuen Olympiazyklus
Die bei den Sommerspielen von Rio so erfolgreichen Potsdamer Kanuten absolvieren den Wettkampfauftakt 2017 - und das auf heimischen Gewässern. Ein Top-Athlet aus Potsdam liebäugelt indes damit, nun doch über dieses Jahr hinaus weiter zu paddeln.
Ziemlich genau acht Monate ist es her, dass die Potsdamer Kanu-Rennsportler beachtliche fünf Olympiamedaillen aus der Lagoa Rodrigo de Freitas in Rio fischten. Über den Herbst und Winter hinweg sammelten sie Kräfte, nun wird wieder gepaddelt, am morgigen Samstag erfolgt mit der ersten nationalen Qualifikation der Wettkampfauftakt 2017.
Canadierfahrer Sebastian Brendel, der in Rio sowohl im Zweier mit seinem Vereinskollegen Jan Vandrey als auch im Einer Gold gewann, ist in Vorfreude auf die Regatta. „Ich habe Lust, endlich wieder Rennen zu bestreiten“, erzählt der 29-Jährige. Erst Anfang Januar war er in den Trainingsbetrieb zurückgekehrt, vier Monate Pause lagen hinter ihm. So viel wie noch nie in seiner bisherigen Karriere. „Aber das hat richtig gut getan. Vor allem für den Kopf. Dadurch habe ich jetzt volle Motivation und Spaß. Wenn ich wie üblich gleich wieder im Oktober eingestiegen wäre, hätte das vermutlich etwas anders ausgesehen“, glaubt Brendel.
Neuer Reiz für Routinier Ronald Rauhe
Für ihn sind die morgige Qualifikation und die zweite Runde zwei Wochen später noch ohne großen Druck verbunden. Die Rio-Medaillengewinner müssen lediglich ein solides Leistungsniveau vorweisen, um sich für die internationalen Bewährungsproben, also die Weltcups, zu qualifizieren. Aus Potsdamer Sicht gilt das neben Brendel und Vandrey auch für Franziska Weber, die bei den Sommerspielen 2016 Doppelsilber holte, sowie Ronald Rauhe.
Der Routinier hatte in Rio nach einem Fotofinish-Drama über Bronze im Kajak-Einersprint jubeln dürfen und sich anschließend noch mehr Zeit zum Erholen gegönnt als etwa Brendel. „Sechs Monate habe ich es ruhig angehen lassen und dabei die Zeit mit meiner Familie genossen“, sagt der 35-Jährige, der ursprünglich diese Saison als Abschiedsjahr nutzen wollte. Doch inzwischen liebäugelt der 13-fache Weltmeister sogar mit einer weiteren Fortsetzung seiner Laufbahn. „Es steht eine Veränderung des olympischen Wettkampfprogramms bevor, die mich sehr reizt“, erzählt er. Demnach ist geplant, künftig mit dem Vierer statt 1000 Meter nur noch 500 Meter zu fahren. Das war einst seine Paradedistanz, auf der er zusammen mit seinem Potsdamer Partner Tim Wieskötter den weltbesten Zweier bildete, ehe die 500er-Strecke aus dem Olympiaprogramm gestrichen wurde und sich Rauhe stattdessen der 200 Meter annahm.
Beide Qualifikationsregatten in Brandenburg
Für diese ist er auch bei der morgigen Qualiregatta gemeldet. Sie sowie der andere Bundesleistungstest am ersten Mai-Wochenende finden auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel statt. Normalerweise ist eigentlich stets Duisburg dafür der Ausrichter. Da jedoch die dortige Anlage umfangreich saniert wird, wurde Brandenburg – Gastgeber der Kanu-EM 2014 – als Ersatz auserkoren. „Das ist eine tolle Anerkennung für den Standort und das Team hier am Beetzsee“, findet Ralph Welke, Cheftrainer des KC Potsdam.
Sein Verein stellt mit 37 Athleten – Leistungsklasse, U23 und Junioren zusammengezählt – das größte Aufgebot aller teilnehmenden Clubs. Viele Aktiven vom Luftschiffhafen weilen bereits seit dem 12. April zum Training auf der Brandenburger Strecke. Dort möchte der KCP nun den Grundstein einer weiteren erfolgreichen Saison legen. Deren Höhepunkte werden die Weltmeisterschaften der Erwachsenen im tschechischen Racice (23. bis 27. August) sowie der Junioren und U23-Sportler im rumänischen Pitesti (27. bis 30. Juli) sein.
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