Bilanz der Stadtwerke Potsdam: Große Investitionen, Ansturm aufs blu und eine Drohung
Rekordinvestitionen, hohe Besucherzahlen im neuen Bad blu, Ärger über Entscheidungen des Stadtparlaments: Der zum Jahresende scheidende Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius hat am Mittwoch eine Bilanz der Lage des kommunalen Unternehmens gezogen. Ein Überblick.
340 Millionen Euro Investitionen
Bis 2022 wollen die Stadtwerke 340 Millionen Euro in die Infrastruktur der wachsenden Stadt investieren – etwa in neue Werkstätten für die Verkehrsbetriebe, für Energie- und Wasserleitungen, eine Erweiterung des Klärwerks im Norden und für die Planungen der Tramtrasse nach Krampnitz. Bezahlt werden solche Projekte unter anderem vom Goldesel der Stadtwerke, der Energie und Wasser Potsdam (EWP). Die Zahl der Strom- und Gaskunden sei in den vergangenen Jahren trotz steigender Einwohnerzahlen etwa gleich geblieben, sagte Müller-Zinsius: „Hier werden wir beim Vertrieb noch eine Schippe draufpacken.“ Zudem plane man einen Ausbau der Fernwärme.
Ansturm auf das blu-Sportbad
Vor allem der preislich besonders günstige Sportbereich in dem vor einem Jahr eröffneten Schwimmbad blu trifft den Nerv der Potsdamer. Bis Ende Mai wurden dort knapp 250 000 Besucher gezählt, 38 Prozent mehr als geplant. Hier müssen die Potsdamer allerdings in den kommenden Monaten mit Einschränkungen rechnen: Wegen der von Juli bis März geplanten Sanierung des Bads am Luftschiffhafen müssen dort trainierende Vereine ins blu ziehen, weswegen weniger Bahnen für die normalen Gäste zur Verfügung stehen.
Den Familienbereich, dessen Ausgestaltung mehrfach als etwas lieblos kritisiert wurde, besuchten knapp 144 000 Badegäste, womit die Erwartungen erfüllt wurden. Noch zu Jahresbeginn hatten hier die Zahlen über Plan gelegen, danach ging das Interesse demnach zurück. Der besonders preisintensive Saunabetrieb blieb mit fast 37 000 Gästen rund sechs Prozent unter den Annahmen. Was das wirtschaftlich für den Bäderbetrieb bedeutet, blieb unklar. „Das kann man seriös erst nach zwei Jahren sagen“, so Müller-Zinsius. Die Stadt hatte den Zuschuss für alle Bäder der Stadtwerke auf dreieinhalb Millionen Euro gedeckelt. Das werde – gerade in den ersten Jahren, wenn noch nichts instandgesetzt werden muss – auch ausreichen.
Der drohende Rechtsstreit zur fleckig wirkenden Fassade des Schwimmbads sei indes abgewendet. Man habe der dafür zuständigen Firma einfach 50 000 Euro weniger gezahlt, sagte Müller-Zinsius. Insgesamt habe man jetzt 41,6 Millionen Euro für das Bad ausgegeben, letzte Abrechnungen stünden aber noch aus. Kommunalpolitiker hatten gefordert, dass die blu-Familienkarte nicht nur für zwei, sondern für mehr Kinder gelten soll. Hierzu gebe es aber noch nichts Konkretes zu berichten, sagte Müller-Zinsius.
Minsk und Freiland in der Debatte
Zur Refinanzierung des blu soll der Verkauf von Baugrundstücken am Brauhausberg dienen. Ein bislang unbekannter Investor hatte dafür 27 Millionen Euro geboten. Allerdings liegt das Verfahren nach Intervention der Linken, der Grünen und der Fraktion Die Andere seit Monaten auf Eis, weil die Stadtverwaltung noch einmal den Erhalt des DDR-Baus Minsk prüfen soll. Er müsste abgerissen werden, wenn auf dem Brauhausberg Wohnungen gebaut werden. Sollte sich die Entscheidung über den September hinaus hinziehen oder der Verkauf nicht zustande kommen, werde man neue Kredite aufnehmen und die Investitionsliste überarbeiten müssen, drohte Müller-Zinsius an. Denn die Einnahmen seien bereits fest geplant – etwa für die rund drei Millionen Euro teure Sanierung des Kiezbads Am Stern ab Mitte 2019 oder die Verlagerung des Strandbads Babelsberg auf das Grundstück des Seesportclubs. Darüber verhandelt das Rathaus bekanntlich mit der Schlösserstiftung.
Zum Freiland-Jugendzentrum hatte das Stadtparlament gegen den Willen der Stadtwerke beschlossen, dass diese ihren Pachtvertrag für das Gelände um ein Jahr verlängern müssen. Es seien aber Haftungsfragen zu klären, sagte Müller-Zinsius und verwies unter anderem auf den Brandschutz. Eigentlich sei so ein Jugendzentrum Kerngeschäft der Stadt, sagte er – und bezeichnete den unter seinen Vorgängern geschlossenen Vertrag als „Mist“. Gleichwohl wolle man nicht, dass das Freiland geschlossen werde.
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PERSONALENGPÄSSE
Neben dem Verkehrsbetrieb (ViP) sind auch andere Unternehmensteile der Stadtwerke aktuell von einem erhöhten Krankenstand betroffen. Das sagte die Chefin der Energie und Wasser Potsdam, Sophia Eltrop, am Mittwoch. Gleichwohl habe man in den vergangenen Jahren das Personal des Konzerns insgesamt bereits auf mehr als 1500 Angestellteaufgestockt. Ende 2015 waren es noch rund 1250 Mitarbeiter. Die frühere Stadtwerke-Führung sei beim Thema Personal sparsam verfahren, kritisierte Stadtwerke-Chef Horst Müller- Zinsius: „Da muss man nun umsteuern.“ In den nächsten Jahren seien Hunderte Neueinstellungen geplant. Zudem prüfe man, ob motivierte Senioren im Unternehmen noch länger gehalten werden könnten. Ebenso will man selbst mehr Fachkräfte ausbilden – etwa Tram- und Busfahrer. Wegen Personalmangels hatte der ViP den Tram-Fahrplan aktuell ausdünnen müssen. Bisher habe es elf schriftliche Beschwerden gegeben.
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