Stahlplatten auf dem Luisenplatz: Gestaltung des Wendedenkmals in Potsdam steht fest
Jetzt ist klar, wie das geplante Denkmal für die friedliche Revoultion 1989 aussehen soll. Der von einer Jury ausgewählte Entwurf eines Potsdamer Künstlers wurde am Mittwochabend der Öffentlichkeit präsentiert
Potsdam - Nun steht fest, wie das auf dem Luisenplatz geplante Demokratiedenkmal zur Erinnerung an die Wendezeit in Potsdam aussehen soll. Den Entwurf stellte Kulturdezernentin Noosha Aubel (parteilos) am Mittwochabend im Hauptausschuss vor. Es handelt sich um einen Erinnerungsort mit einem flach in den Boden eingelassenem Ziffernzug. Die Idee kommt von dem Potsdamer Künstler Mikos Meininger, die Visualisierungen dazu kommen von dem ebenso hier wohnenden Architekten Frédéric Urban.
Den PNN erklärte er bereits am Mittwochabend: „Mir war es wichtig das Demokratiedenkmal so zu gestalten, dass es in Interaktion mit den Menschen tritt und den Betrachter zum Weiterdenken anregt.“ Meininger stammt ursprünglich aus Jena und ist in Potsdam als ein Gründer des 2009 entstandenen Kunsthauses Sans Titre in der Innenstadt bekannt.
Aus meterlangen Stahlplatten
Das Denkmal soll dabei im Wesentlichen aus meterlangen Stahlplatten bestehen, angeordnet in der Form der Ziffernfolge des historischen Datums 4. November 1989 - an dem Tag fand bekanntlich die größte Demonstration in Potsdam zur Wendezeit statt, auf dem damals noch Platz der Nationen genannten Luisenplatz.
An dem Denkmal sollen laut Meininger einmal „die an diesem Tage auf den Bannern und Transparenten getragen Forderungen und Losungen in Versalien als lesbare Schriftzüge erscheinen“. Dazu werden „in die Oberfläche des Materials geätzt, die Schuhabdrücke der Bürger zu finden sein, die tatsächlich an jenem historischen Tag dabei waren“, so Meininger. Aubel erklärte, hier werde es noch einen Aufruf geben, dass Bürger, die damals demonstrierten, zu einer Beteiligung aufgerufen würden - ihre Fußabdrücke sollen dann für das Denkmal abgenommen werden.
Laut dem Künstler werden die Schriftzüge „mit einem phosphoreszierenden Kunststoff beschichtet, welcher bei Einbruch der Dämmerung die Schriftzüge leuchten und wie eine hieroglyphische Texttafel erscheinen lässt, die zum kreativen Denken und Lesen einlädt.“ Aubel sagte im Ausschuss, gerade dieser Aspekt könne auch eine junge Zielgruppe ansprechen. Meininger wiederum erklärte weiter: „Die Anzahl der Schuhabdrücke soll dabei das Gefühl einer dicht gedrängten Menschenmasse vermitteln.“
Bis zum 4. November soll das Denkmal fertig sein
Aubel sagte im Ausschuss, dass Denkmal solle möglichst bis zum 4. November fertig sein. Eine Jury sowie mehrere zufällig ausgewählte Potsdamer hätten sich für den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Meininger und Urban geeinigt. In der ohne Zuschauer stattfindenden Sitzung, die in Corona-Zeiten per Livestream im Internet übertragen wurde, konnte man den Entwurf für das Denkmal freilich zunächst nicht sehen - die Kameraperspektive erfasste nicht die gezeigte Präsentation.
Im Ausschuss lobte Janny Armbruster von den Grünen, dass das Denkmal auch so angelegt sei, dass Bürger dort auch ihre persönlichen Geschichten zur Wendezeit hinterlassen können - dies soll über eine technische Lösung mit einem Smartphone und einem QR-Code neben dem Denkmal möglich sein. Meininger sagte, die Geschichten der Bürger würden dann „gesammelt und auf einer Webseite festgehalten, wo sie von Interessierten nachgelesen werden können“.
Aubel: Ein eindeutiges Votum
Aubel sagte, das Juryvotum für diese Idee sei „eindeutig“ ausgefallen. Einwände gegen den Entwurf gab es im Hauptausschuss nicht. Wie berichtet waren insgesamt neun Vorschläge für das Denkmal eingereicht worden. Diese reichen von einer weißen, in den Boden eingelassenen Silhouette, die Demonstranten und Plakate zeigt, über bunte Flachreliefs mit den Losungen von 1989 bis zu unter Bodenglas eingelassenen Transparenten.
Eigentlich hatte das Denkmal schon zum runden Jubiläum der friedlichen Revolution im vergangenen Jahr aufgestellt werden sollen. Doch erst im vergangenen November waren die ersten Entwürfe öffentlich vorgestellt worden – obwohl die Idee schon seit 2013 besteht. Die Idee wurde seinerzeit von den Stadtverordneten begrüßt.
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