Wohnen in Potsdam: Geld, Glück und Geduld
In Potsdam stehen kaum Wohnungen leer, für die Wohnungssuche brauchen Mieter einen langen Atem. Was Interessenten tun können, um eine Bleibe zu finden? Wir haben mit Maklern gesprochen.
Potsdam - Eine Wohnung in Potsdam zu finden, ist schon seit mehreren Jahren alles andere als einfach. Besonders, wer kurzfristig eine Bleibe sucht, hat schlechte Karten. Das liegt daran, dass in der Stadt kaum Wohnungen leerstehen. Laut dem aktuellen Wohnungsmarktbericht der Stadt standen im Jahr 2015 genau 1,58 Prozent der Wohnungen leer. Tatsächlich vermietbar waren nur 0,76 Prozent. Von einem funktionierenden Wohnungsmarkt gehen Experten erst bei einem Leerstand von drei Prozent aus.
Das erklärt auch, warum Potsdamer immer seltener umziehen. Seit mehr als zehn Jahren pendelt die Zahl der innerstädtischen Umzüge um 11 000. Dabei hat die Einwohnerzahl im selben Zeitraum um 30 000 zugenommen. Es müsste also auch mehr Umzüge geben - schließlich dürften Gründe für einen Umzug unverändert bestehen: Zum Beispiel wird mehr Platz gebraucht für Kinder, oder weniger, wenn sie aus dem elterlichen Haushalt ausziehen.
Doch wie kann man unter diesen Voraussetzungen eine Wohnung finden? Einen Königsweg gibt es nicht. Sowohl Vermieter als als auch der Mieterverein raten, so früh wie möglich anzufangen und sich einen Überblick über das Angebot zu verschaffen. Den breitesten Überblick gibt es auf Vergleichsportalen im Internet. Angebote gibt es auch auf den Webseiten der einzelnen Vermieter.
Wichtig: Die vollständigen Unterlagen schnell zur Verfügung stellen
Hat man etwas Interessantes gefunden, schickt man am besten vollständige Unterlagen per Mail - inklusive aktueller Einkommensnachweise, einer Schufa-Auskunft und einer Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. "Vermieter bekommen viele Anfragen, wer ihnen die Arbeit erleichtert, verbessert seine Chancen", sagte Wolfhard Kirsch. Als Hausverwaltung hat sein Unternehmen Kirsch & Drechsler Hausbau GmbH rund 1000 Wohnungen im Bestand. Jährlich werden zwischen 30 und 40 neu vermietet. Ein persönlicher Besuch im Büro sei hingegen wenig hilfreich, so Kirsch.
Etwas anders sieht man das bei Potsdams größtem privaten Vermieter, der Firma Semmelhaack. "In unserem Vertriebsbüro im Hauptbahnhof und in Fahrland kann man sich beraten lassen", sagte Vertriebsleiter Lars Weigelt den PNN. Je genauer die Anforderungen seien, desto schwieriger werde die Suche. Zum Besichtigungstermin sollten vollständige Bewerbungsunterlagen mitgebracht werden.
Beim Mieterverein weiß man auch von einer sogenannten Guerilla-Taktik: So habe mancher Wohnungssuchende schon Gesuche an die Laternen der Umgebung gehängt - und Erfolg damit gehabt, weiß Geschäftsführer Benedikt Nowak. So könne man auch Privatvermieter einzelner Wohnungen in der Nachbarschaft erreichen.
Der Faktor Geld
Auch Geld soll Chancen verbessern: Eine Potsdamerin berichtete von einer Bürgschaft der Eltern - obwohl sowohl sie als auch ihr Ehemann Vollzeit arbeiten. Auch Provisionszahlungen spielen offenbar eine zunehmende Rolle. Mancher Mietinteressent biete an, die Provision für den vom Vermieter engagierten Makler - immerhin zwei Kaltmieten - zu übernehmen, so Kirsch. Dabei gilt eigentlich seit der Mietrechtsreform 2015, dass der Besteller den Makler bezahlt.
Manchmal braucht man einfach Geduld. Bei den Potsdamer Wohnungsgenossenschaften gibt es Warteliste für die preiswerten Wohnungen. Da die Bestände komplett vermietet sind, kommt man aber nur zum Zug, wenn eine Wohnung in der passenden Größe frei wird. Wartelisten gibt es auch bei Semmelhaack.
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