Saisonstart für den SC Potsdam: Geduld für die Ambitionen
Der SC Potsdam will zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte unter die Top 4 im deutschen Frauen-Volleyball. Dafür hat er sich neu formiert.
Am Ende einer langen und strukturierten Vorbereitung gab es noch eine spontane Entscheidung. „Wir haben uns überlegt, vor dem Start noch etwas Anderes und Neues auszuprobieren“, erklärt Trainer Alberto Salomoni vor dem Saisonauftakt der Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam am morgigen Samstag (19 Uhr) bei den Volleystars Thüringen. Kurzerhand ging es daher am vergangenen Sonntag noch in ein Mini-Trainingslager nach Kienbaum. „Wir wollten uns ohne Ablenkung besser kennenlernen und ohne Störung trainieren“, meint der 49-Jährige. Auf dem Gelände des Bundesleistungszentrums, wo es nichts weiter gibt als Trainingsstätten, ist das seiner Meinung nach gelungen. „Wir sind am Mittwoch mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren“, resümiert Salomoni.
Das Zusammenkommen in Kienbaum hatte nicht ganz die Qualität eines „Blind Dates“, aber allzu oft hatte sich das neu formierte Bundesliga-Team in kompletter Besetzung noch nicht gesehen. Die beiden Kolumbianerinnen Ivonne Montano und Diana Arrechea etwa waren den Sommer über mit ihrer Nationalmannschaft unterwegs und spielten bis vor wenigen Tagen noch bei der Südamerika-Meisterschaft – mit Platz drei am Ende. Die aktuelle deutsche Nationalspielerin Wiebke Silge war in den zurückliegenden Wochen bei der Europameisterschaft im Einsatz, wo sie mit der Bundesauswahl bis ins Viertelfinale kam. „Wir werden Anlaufzeit brauchen“, sagt Salomoni und warnt vor zu hohen Erwartungen zu Saisonbeginn.
Deutsche Top-Spielerinnen im Kader
Die Ziele für das Saisonende sind beim SCP indes größer als in den vergangenen Jahren. Zweimal hintereinander erreichte das Team zuletzt die Play-offs – und schied dort jeweils in der ersten Runde aus. Nun, so heißt es schon seit Monaten, soll der nächste Schritt gemacht werden. Das Halbfinale der deutschen Meisterschaft ist erklärtes Ziel. Seine Ambitionen hat der SC Potsdam personell untermauert: Neben Saskia Hippe (Diagonal) und Wiebke Silge (Mittelblock) wurde die 57-fache Nationalspielerin Regina Mapeli Burchradt (Außen) verpflichtet. Es mag nicht zwingend Kalkül der Verantwortlichen gewesen sein, dass gerade die Nationalspielerinnen mit dem Ausblick auf die Olympischen Spiele 2016 ein ausgeprägtes Interesse haben, in Form zu kommen und sich durch gute Bundesliga-Auftritte zu empfehlen. Schaden dürfte dieser Umstand dem SC Potsdam jedenfalls nicht.
Das Interesse deutscher Spitzenspielerinnen am SCP hat sich der Verein in den vergangenen Jahren erarbeitet. „Potsdam hat sich einen Namen in der Liga gemacht“, bestätigte Saskia Hippe, als sie im Juni als erster von letztlich acht Neuzugängen vorgestellt wurde. „In Potsdam ist alles sehr professionell aufgebaut, es gibt eine klare Aufgabenverteilung“, lobte die 24-Jährige dieser Tage in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“.
Salomoni hat eine homogene Truppe zusammengestellt
Trainer Salomoni hat in seinem fünften Jahr in Potsdam die Aufgabe, das neu formierte Team sportlich an die Bundesliga-Spitze heranzuführen. Für Saskia Hippe, die den Italiener bereits aus der Anfangszeit ihrer Karriere beim Köpenicker SC kennt, gibt es dafür keinen besseren Trainer in Deutschland. Salomoni ist erfahren genug, um zu wissen, dass allein gute Einzelspielerinnen nicht ausreichen, um als Team erfolgreich zu sein. „Als Mannschaft müssen wir uns erst finden,“ sagt er. „Work in progress“, nennt er es – von Spiel zu Spiel werde sich eine Einheit formieren.
Die Kriterien bei der Aufstellung des Kaders waren „Potenzial und Charakter“, sagt Salomoni: Spielerinnen, die den Findungsprozess einer Mannschaft aktiv mitgestalten, eine schnelle Auffassungsgabe haben und schnell Spielverständnis entwickeln. Zudem setze das Trainerteam auf Volleyballerinnen, die die Erfahrung und Bereitschaft mitbringen, mit jungen Talenten zu arbeiten. Der Trainer ist von seiner homogenen Auswahl überzeugt: „Es gibt nicht eine, die mehr Bedeutung hätte als die andere.“
Erst in den Play-offs muss alles passen
In der Meisterschaftsrunde, dem gut sechsmonatigen Vorspiel bis zu den Play-offs, müssen Korrekturen erlaubt sein, fordert Salomoni auch Geduld. Das Saisonziel seien die Top 4. „Wie wir das schaffen, ist davon abhängig, wie schnell wir uns entwickeln.“ Ihn würde es nicht stören, sich über Platz fünf oder gar sechs für die Play-off-Runde zu qualifizieren, um dann das ganze Leistungspotenzial auszuschöpfen.
Ein Interview mit SC-Potsdam-Kapitänin Regina Mapeli Buchardt lesen Sie hier. Zudem erfahren Sie hier, wen die 13 Bundesligatrainer als Titelfavoriten sehen und welche Chancen dem SCP eingeräumt werden.
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