Wiederaufbau in Potsdam: Garnisonkirche: Kritik an CDU-Vorstoß
Der Bürgerwille werde negiert, sagt Sascha Krämer von den Linken zum CDU-Antrag, dass sich die Stadtverordneten zum Aufbau des Garnisonkirchen-Schiffs bekennen sollen. Das ist nicht die einzige Kritik.
Potsdam - Die CDU erntet für ihren Antrag, die Stadtverordneten mögen sich zu einem originalgetreuen Wiederaufbau auch des Schiffs der Garnisonkirche bekennen, harsche Kritik aus der rot-grün-roten Rathauskooperation. Der aktuelle Stand der Debatte, der Bürgerwille und die bereits von allen Seiten gemachten Kompromisse „werden einfach negiert“, sagte der Linke-Stadtverordnete Sascha Krämer. Entweder habe die Union die „Entwicklungen verpasst“ oder sie wolle bewusst provozieren. Es gehe darum, die Stadtgesellschaft „zu versöhnen und nicht zu spalten“, so Krämer.
Wenig begeistert sind auch SPD und Grüne. Es sei „verwunderlich, dass die CDU jetzt wieder eine Architekturdebatte führt“, sagte SPD-Fraktionschef Daniel Keller den PNN. Er halte den Antrag zudem für „schädlich, bevor nicht alle Seiten gehört worden sind“. Grünen-Fraktionschefin Janny Armbruster sagte, ihre Partei sei zwar „offen, was das Schiff angeht“. Dennoch wünsche man sich an dieser Stelle eher einen architektonischen Bruch, „einen Kontrapunkt“ zum Kirchturm.
Ende nächster Woche soll über Vorschläge beraten werden
Die CDU will per Beschluss ein Bekenntnis des Kommunalparlaments zum originalgetreuen Wiederaufbau der gesamten Kirche, also einschließlich des Schiffs durchsetzen. Das Bauwerk solle „zu einer Bürgerkirche, zu einem Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit, der Bildung sowie der Information für alle Menschen werden“, heißt es in dem Antrag, den der CDU-Stadtverordnete Matthias Finken initiiert hat. Der Antrag steht auch im Widerspruch zum Vorschlag von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), wonach anstelle eines barocken Kirchenschiffs eine internationale Jugendbegegnungsstätte errichtet werden soll. Über beide Anträge soll auf einer Sondersitzung des Hauptausschusses Ende nächster Woche beraten werden, bei der sowohl Befürworter als auch Projektgegner zu Wort kommen sollen.
Unterdessen geht der äußerlich originalgetreue Wiederaufbau des Kirchturms, mit knapp 90 Metern einst ein Wahrzeichen der Stadt, weiter voran. Am morgigen Mittwoch will die Garnisonkirchenstiftung bei einem Neujahrsempfang im gegenüberliegenden IHK-Gebäude über den Baufortschritt und ihre weiteren Vorhaben informieren. Prominenter Festredner ist in diesem Jahr der Babelsberger Ufa-Chef und preisgekrönte Filmproduzent Nico Hofmann. Der 60-Jährige produzierte unter anderem die Erfolgsserien „Unsere Mütter, unsere Väter“ und „Deutschland ’83“, die jeweils mit dem renommierten Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet wurden.