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Schweres Unterfangen. Übergewichtige müssen ihre Passivität überwinden.
© Armin Weigel/dpa

Adipositas und Bewegungsdefizite in Brandenburg: Gar nicht so leicht

Die Bedeutung des Sports ist vielen Übergewichtigen bewusst - sie schätzten ihn als gesund, lohnend und nützlich ein. Warum die Betroffenen dennoch zumeist inaktiv bleiben, hat eine Studie untersucht. Credo: Ein aktiver Lebensstil muss Spaß machen.

Potsdam - Die sollen sich einfach mehr bewegen! Sport machen! So oder ähnlich klingt es gegenüber übergewichtigen und adipösen Menschen – begleitet von den Vorwürfen, zu faul und zu träge und daher selbst verantwortlich für das gewichtige Problem zu sein. Tatsächlich spielt die Änderung des eigenen Bewegungsverhaltens eine von vielen Rollen in der Prävention und Therapie chronischer Fettleibigkeit. Die Steigerung der körperlichen Aktivität ist ein wesentlicher Baustein. Doch ist die Forderung nach einem aktiveren Lebensstil für viele Betroffene schwierig umzusetzen.

Wöchentlich 150 Minuten moderate körperliche Aktivität empfohlen

Warum das so ist, ist bislang wenig erforscht. Die Universität Erlangen führte vor acht Jahren eine Studie durch zum „Aufbau eines aktiven Lebensstils zur Rehabilitation bei Adipositas und Typ-2-Diabetes“. Das Bewegungsverhalten von Menschen mit diesen Erkrankungen stand im Mittelpunkt des Projekts. Durchgeführt wurde die stationäre Studie mit 91 Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 46 Jahren, der Anteil von Frauen lag bei 28,3 Prozent. Untersucht wurden die bewusste sowie die emotionale Einstellung der Teilnehmer zum Sporttreiben.

Zu Beginn der Studie waren 62 Prozent der Rehabilitanten nahezu inaktiv: Sie trieben keinen Sport, Wege wie zur Arbeit oder zum Einkauf erledigten sie ohne großen Bewegungsaufwand. Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 150 Minuten in der Woche an moderater körperlicher Aktivität verfehlten 85 Prozent der Teilnehmer. Die Bedeutung des Sports war den Teilnehmern bewusst, sie schätzten ihn als gesund, lohnend und nützlich ein. Doch spiele die Komponente, um die positiven Effekte des Sports zu wissen, keine große Rolle bei der Erklärung des Bewegungsverhaltens.

Je größer die Aktivität, umso mehr Freude und Wohlempfinden

Emotionale Faktoren waren zu Beginn der Studie gering ausgeprägt. Dass Sport entspannt, zufrieden und froh macht, behauptete kaum ein Teilnehmer. Doch änderte sich das im Laufe der Studie: Je höher der Aktivitätslevel, umso mehr Freude und Wohlempfinden. Daher betonten die Autoren in der Auswertung ihrer Ergebnisse die hohe Bedeutung der emotionalen Komponenten, wenn fettleibige Menschen ihr Bewegungsverhalten nachhaltig ändern sollen oder wollen. Sport muss also Spaß machen und emotionale Erfolgserlebnisse verschaffen.

Körperliche Aktivität oder Sport dauerhaft in den Alltag zu integrieren, ist ein Langzeit- oder gar Lebensprojekt. Zwar stieg im Laufe der Studie innerhalb eines halben Jahres das körperliche Aktivitätslevel an, allerdings blieb jeder dritte Teilnehmer noch immer unter dem geforderten Maß an körperlicher Aktivität. Nach der Reha-Maßnahme schafften es 60 bis 70 Prozent, ein ausreichend gesundheitsförderndes Maß an körperlicher Aktivität dauerhaft in Freizeit und Alltag zu integrieren. Ein Drittel scheiterte daran, sich langfristig einen körperlich aktiven Lebensstil anzueignen.

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