zum Hauptinhalt
Wer sitzt künftig an der Spitze der Potsdamer Stadtwerke?
© A. Klaer

Wer leitet die Potsdamer Stadtwerke?: Führungskrise bei den Stadtwerken: Pro Potsdam-Chefs springen ein

UPDATE: Der bisherige Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme hat am Freitag seine Ämter niedergelegt. Damit sich die Führungskrise beim Konzern nicht ausweitet, sollen unter anderem die Pro Potsdam-Chefs vorübergehend die Stadtwerke leiten.

Potsdam - Weitreichende Konsequenzen aus der Stadtwerke-Affäre: Die Geschäftsführung der kommunalen Bauholding Pro Potsdam und das Rathaus wollen die führungslosen Stadtwerke retten. Demnach sollen Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius und der Chef des Rechnungsprüfungsamts, Christian Erdmann, die Stadtwerke-Holding übergangsweise leiten. Der zweite Pro-Potsdam-Chef Jörn Michael Westphal soll gemeinsam mit Erdmann die Geschicke der profitabelsten Stadtwerke- Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) leiten. Darauf hat sich am Montag überraschend der Hauptausschuss der Stadtverordneten hinter verschlossenen Türen geeinigt. Auch Ute Sello, Ralf Zeretzke und Carola Schmaler sollen unter anderem übergangsweise die Chefposten übernehmen (PNN berichteten).

Die Lösung sei in den vergangenen Tagen bei Krisensitzungen gefunden worden, hieß es – um die Handlungsfähigkeit des kommunalen Konzerns zu gewährleisten. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, es komme nun darauf an, die Unregelmäßigkeiten bei den Stadtwerken „restlos aufzuklären und neue Standards zu implementieren“. Ebenso sei es „ unabdingbar, dass ein erfahrener Geschäftsführer den Konzern steuert“ und den Badneubau am Brauhausberg „ordnungsgemäß zu Ende bringt“. Mit der Findung neuer, externer Chefs werde ein Personalberatungsunternehmen betraut, so die Stadt.

Stadtwerke-Chef stolpert über Werkvertrag mit seinem Schwager

Der bisherige Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme hatte nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft am Freitag seine Ämter niedergelegt. Anlass war ein bekannt gewordener Werkvertrag der EWP mit der Schlosserei eines Schwagers von Böhme. Dessen Firma sollen zwischen 2011 und Mitte 2015 jeweils 5000 Euro pro Monat gezahlt worden sein. Das Finanzamt hat Steuerermittlungen aufgenommen. Mit Böhmes Rückzug verschärfte sich die Führungskrise bei den Stadtwerken – auch wegen der zuvor bekannt gewordenen Skandale bei der EWP und beim Stadtentsorger (Step) um Verstöße bei Auftragsvergaben und nicht von den zuständigen Gremien genehmigte Gehaltssteigerungen von fast einer halben Million Euro für eine Vertraute des 2011 geschassten Ex-Stadtwerke-Chefs Peter Paffhausen. Deswegen sind bereits der zweite EWP-Chef Holger Neumann und der Step-Technikchef Enrico Munder suspendiert worden.

Die Ironie der Geschichte: Die erste Stadtwerke-Affäre vor fünf Jahren, die Paffhausen den Job kostete, wurde ausgelöst durch Spitzel-Vorwürfe. Paffhausen hatte bei einem Sicherheitsunternehmen, dessen Chef langjähriger hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter war, Informationen über Pro-Potsdam-Chef Müller-Zinsius eingeholt – der nun die Stadtwerke leiten soll. Erdmann hatte nach der Affäre eine viel gelobte Transparenzkommission geleitet, die verschärfte Regeln für die kommunalen Unternehmen aufstellte.

Zur Startseite