Reduktion von Treibhausgasen: Forscher: Kohleausstieg noch bis 2020
Das Problem mit der Kohle erledigt sich nicht von selbst: PIK-Chef-Ökonom Ottmar Edenhofer fordert entschiedenes Handeln der internationalen Gemeinschaft.
Potsdam - Ein sofortiger Kohleausstieg in Deutschland war bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin schnell vom Tisch, mittlerweile spricht man in der Politik sogar von einen Jahrzehnte währenden Übergang. Für die Lausitz sieht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gar erst 2040 oder später das Ende des Braunkohlenabbaus. Eine aktuelle Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) setzt allerdings einen ganz anderen Zeithorizont.
„Das Kohleproblem erledigt sich trotz aller Fortschritte bei den erneuerbaren Energien keinesfalls von selbst. Wenn die internationale Gemeinschaft ihre Ziele zur Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen erreichen will, um die größten Klimarisiken noch zu vermeiden, dann muss sie entschlossen handeln", sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK und Co-Autor der Studie, die aktuell in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde. Grundsätzlich habe man den Abschied von der Kohle weltweit zu früh ausgerufen.
Weltweiter Kohleausstieg nötig
Die Rücknahme der Pläne für neue Kohlekraftwerke in China und Indien werde durch den geplanten Zubau in schnell wachsenden Schwellenländern wie etwa der Türkei, Indonesien und Vietnam teilweise wieder zunichte gemacht. „Nur wenn die Staaten der Welt diesem Trend aktiv entgegen wirken, können sie die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele erreichen“, heißt es weiter. „Nötig wäre ein Kohleausstieg, und zwar weltweit“, so Edenhofer. „Das beste Mittel hierfür ist aus ökonomischer Sicht eine substanzielle Bepreisung von Kohlendioxid“. Diese könne von einem Land zum anderen unterschiedlich aussehen, aber eine Koalition von Pionieren müsste den Anfang machen: „Noch in diesem Jahrzehnt.“
Die Wissenschaftler gehen zwar davon aus, dass China vielleicht den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen bereits überschritten hat. Doch würden neuste Daten wiederum zeigen, dass China zunehmend in Kohlekraftwerke im Ausland investiert. „Der ungebremste Zubau von Kohlekraftwerken wird das weltweite CO2-Budget, um wie im Paris-Abkommen vereinbart die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen, nahezu aufbrauchen“, so die Forscher.
Weltweit steigt die Zahl der Kohlekraftwerke
China und Indien hatten im Laufe des Jahres 2016 jeweils über 50 Prozent ihrer Pläne für neue Kraftwerke zurückgenommen. Doch global gesehen steige die Zahl der Kohlekraftwerke weiter an, heißt es in der Untersuchung. So haben zum Beispiel die Türkei, Indonesien und Vietnam vor, zusammengenommen ihre Kapazität um rund 160 Gigawatt zu erhöhen, was etwa der Leistung aller bereits bestehenden Kohlekraftwerke in den 28 EU-Staaten entspreche. Hinzu kommt, dass im Jahr 2016 andere Länder wie beispielsweise Ägypten und Pakistan ihre Zubaupläne massiv erhöht hätten.
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