Keine Lust auf Rente: Filmpark-Chef Friedhelm Schatz wird 65
Einst war er der junge Wilde, heute wird Filmpark-Chef Friedhelm Schatz 65 Jahre alt. Wenig könnte ihm ferner sein als die Rente.
Potsdam - 65 Jahre alt werden, das Haar schulterlang tragen, Zigarre rauchen – und dabei nicht albern wirken. Das muss man erst einmal hinbekommen. Friedhelm Schatz ist vieles, aber eines sicher nicht: albern. Obwohl er sein gelocktes Haar, nun eher grau als schwarz, schulterlang trägt, ohne Zigarre offensichtlich schlecht kann und seit heute 65 Jahre alt ist.
Schatz, der einst junge Wilde aus Babelsbergs Medienstadt. Der Mann, der Millionen investiert hat in Potsdam und Brandenburg und dabei fast immer erfolgreich war. Der so geräuschlos arbeitet, dass er all seine Großprojekte selbst verkünden konnte, niemand vorher plauderte. Der den direkten Draht hat in die Entscheidungssphären der Politik und seit vielen Jahren einen Partner an der Seite, der Millionen-Investitionen recht locker stemmt. Der so jugendlich wirkt, wie es sich manch 40-Jähriger nur wünschen kann.
Es geht ihm besser, wenn er zu tun hat
Dass Friedhelm Schatz, aufgewachsen in der Lüneburger Heide, dann Wahl-Münchner und nun seit mehr als 20 Jahren Leidenschafts-Babelsberger, mit dem heutigen Tag in die Rente geht, das steht nicht zu befürchten. Vor fünf Jahren, als er 60 wurde, hat er das nämlich schon einmal probiert. Da wollte er nicht mehr jeden Tag ins Büro, stattdessen vielleicht ein Buch schreiben, Dozent werden. Es ist ihm nicht bekommen. Er sei unleidlich geworden, erzählt er damals, schnell hatte er gemerkt, dass es ihm besser geht, wenn er zu tun hat.
Welch ein Unikat Schatz ist, merkt jeder, der ihn einmal in seinem Büro besuchen darf. Es liegt, seit mehr als 20 Jahren, in einer Wellblech-Baracke auf dem Filmpark-Gelände an der August-Bebel-Straße. Dort, an einer großen Holztafel mit schweren Ledersesseln, umgeben von Reliquien aus der Filmgeschichte, schmiedet Schatz seine Pläne. Der jüngste: Auf dem Filmparkgelände soll ein Hotel samt Kongresszentrum entstehen. Darüber hatte Schatz erstmals Ende 2014 gesprochen, seitdem lässt er die Pläne Realität werden, will bald Konkretes vorstellen. „Ich brauche meine Bauklötze“, sagte er einmal über sich.
Schlöndorff: „Friedhelm! Die Franzosen haben Babelsberg gekauft. Hast Du nicht Lust, mal vorbeizukommen?“
So zog er 2008 für zehn Millionen Euro – eine Million davon Fördergeld – auf dem Filmpark-Gelände die Multifunktionsarena „Metropolishalle“ hoch. Schon das war eine Krönung für sein Herzensprojekt, den Filmpark Babelsberg, hervorgegangen aus der nach der Wende abgewickelten Defa. Im Januar 1993 war es, als der Oscar-Preisträger und damalige Studio Babelsberg-Chef Volker Schlöndorff ihn anrief: „Friedhelm! Die Franzosen haben Babelsberg gekauft. Hast Du nicht Lust, mal vorbeizukommen?“
Der Rest ist schon fast Legende: Schatz, vormals Herstellungsleiter der Bavaria, wurde am 1. März 1993 Geschäftsführer des Filmpark Babelsberg. Später, viel später, veräußerten die Franzosen – es war der Konzern Compagnie Générale des Eaux, heute Vivendi Universal und Veolia Environnement – den Filmpark sogar an Schatz und seinen Partner, den Unternehmer Ekkehard Streletzki, unter anderem Erbauer und Betreiber des Estrel Hotels in Berlin. Einen „Glücksmoment“ nennt Schatz das.
Millionen für den Filmpark Babelsberg
Zwischenzeitlich hatte er das preußische Mustergut Krongut Bornstedt saniert und als Touristenattraktion neu eröffnet, die Westernstadt El Dorado in Templin gekauft und erfolgreich zurück an den Markt gebracht, seine Vorstellungen für die Medienstadt Babelsberg vorangetrieben, Millionen in den Filmpark investiert – mehr als 20 sollen es in den vergangene zehn Jahren gewesen sein.
Dabei ist Schatz in seinen Entscheidungen sehr klar, auch hart. Als die Franzosen, also Vivendi, festgelegt hatten, kein Geld mehr in den Filmpark zhttp://www.pnn.de/potsdam/1115666/u stecken, verloren sie auch Schatz. Er wollte gestalten, nicht verwalten. Erst als er Eigentümer werden konnte, kam er wieder. 2011 übernahm er, in einer Krisensituation, den Posten des Aufsichtsratschefs des Fußballclubs SV Babelsberg 03. Nach 18 Monaten warf er hin. Seine Begründung: Die DKB-Bank als Sponsor halte sich nicht an die Spielregeln. Es hieß, die Bank hätte in den Entscheidungsrahmen des Aufsichtsratschefs eingegriffen. Das lässt ein Friedhelm Schatz, so er auch fast immer eine freundliche, menschliche Wärme ausstrahlt, sich nicht bieten.
Friedhelm Schatz ist nicht zu übersehen
Es ist eine sehr authentische, leise Autorität, die den 1,89 Meter großen Mann umgibt. Er ist dank seiner Körpergröße nicht zu übersehen, macht aber niemals Aufsehen um sich selbst. Meist sind die Lachfalten in seinem fein geschnittenen Gesicht die dominierenden. Misserfolge weiß er schnell ad acta zu legen, zumindest öffentlich. Dazu gehören die Beteiligungen am Kinder-Sender „Radio Teddy“ und an der wissenschaftlichen Mitmach-Welt „Extavium“, die sich als nicht wirtschaftlich herausstellten. Auch das Verhältnis zum Nachbarn in der Medienstadt, der Studio Babelsberg AG, gilt gemeinhin als nicht unbelastet. Es treffen mit Schatz und den Studio-Chefs Carl L. Woebcken und Christoph Fisser doch sehr unterschiedliche Unternehmer-Charaktere aufeinander – wobei manches Mal der Eindruck entstand, es gehe einfach darum, nicht nachzugeben.
Friedhelm Schatz, das ist klar, denkt in langen Linien. Den künftigen Hüter seines Filmparks hat er schon bestimmt. Matthias Voß, schon lange an seiner Seite und mit ebensolcher Körpergröße, ist seit April Co-Geschäftsführer. Für Schatz eröffnet das Spielräume. Er kann noch mehr gestalten. So, wie er es sich wünscht: „Ich werde arbeiten, bis ich nicht mehr kann.“
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Filmpark-Chef Friedhelm Schatz und seine heutige Assistentin Conny Losansky arbeiten seit 1994 zusammen. Die Frage nach Ost oder West spielte dabei nie eine Rolle >>
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