25 Jahre Deutsche Einheit: In Babelsberg eine Heimat gefunden
Filmpark-Chef Friedhelm Schatz und seine heutige Assistentin Conny Losansky arbeiten seit 1994 zusammen. Die Frage nach Ost oder West spielte dabei nie eine Rolle.
Potsdam - 19 Jahre alt war Conny Losansky, als sie ihren späteren Chef zum ersten Mal sprach. Sie hatte die Lehre zur Bürokauffrau gerade abgeschlossen und über eine Schulfreundin von der Stelle bei der „Babelsberg Studiotour“, dem Vorgänger des heutigen Filmparks, erfahren. An das entscheidende Vorstellungsgespräch mit Friedhelm Schatz, der erst kurz vorher aus München nach Potsdam gekommen war, erinnert sie sich noch gut. „Das war schon eindrucksvoll“, sagt Conny Losansky. Sie meint nicht nur die hünenhafte Statur von Schatz. Rockmusik schallte über den Flur in einem Baracken-Bürogebäude mit dem Charme der Improvisation. „Das Flair war anders als in anderen Büros – das hat mich gleich angezogen“, erinnert sich Conny Losansky. Und sie hatte gleich ein gutes Gefühl: „Da bewegt sich ’ne Menge – und ich kann etwas mitbewegen.“
Aufbruchstimmung in Potsdam nach der Wende
Die allgemeine Aufbruchstimmung ist auch Friedhelm Schatz in Erinnerung, als er 1993 an die Havel kam. Wie er diese Zeit erlebt hat, das hat mit dem damals als „Jammerhauptstadt des Ostens“ verschrieenen Potsdam wenig zu tun. Bei der „Studiotour" waren damals rund 80 ehemalige Mitarbeiter der Defa-Studios als ABM-Kräfte angestellt. Als neuer Chef musste Schatz über deren Übernahme entscheiden. Eine Entscheidung, die ihm nach Gesprächen mit den Mitarbeitern nicht schwer fiel, wie er erzählt: „Ich habe ganz schnell gespürt, was für eine große Leidenschaft bei jedem dahinter steckt – ich habe alle komplett übernommen.“ Conny Losansky war eine der wenigen, die „von außen“ dazukamen.
Die Frage nach Ost und West, nach Ossis oder Wessis, die habe schon damals bei der „Studiotour” keine Rolle gespielt, sagen beide. Dass der Chef überall dabeigewesen ist, auch handwerklich immer mit angepackt hat, haben ihm die Mitarbeiter hoch angerechnet, erinnert sich Conny Losansky. Er passte nicht ins Bild des windigen und arroganten Glücksritters aus dem Westen. „Wir haben bei Null angefangen, die Situation war für alle völlig neu“, sagt Schatz. Er glaubt, dass die Tradition des Filmstandorts für die Mitarbeiter wichtiger ist als die Frage nach Ost oder West: „Babelsberg ist sowieso einmalig.“
Sich an die neue Freiheit gewöhnen
Für Conny Losansky hat das in den Wendejahren noch anders ausgesehen. Als sie im Jahr 1990 die Schule abschloss, „war alles mit vielen Fragezeichen behaftet“, erinnert sie sich. Die Arbeitswelt hatte sich verändert, es galt nicht mehr die straffe DDR-Organisation, nach der ein vermittelter Ausbildungsplatz auch irgendwie eine spätere Arbeit garantierte. „Man musste sich mehr selbst bewegen“, sagt Conny Losansky. Eine neue Freiheit, an die es sich zu gewöhnen galt.
Sowohl Losansky als auch Schatz haben später einige berufliche Schritte außerhalb des Filmparks gemacht. Sie kam 1999 zurück, Schatz nach dem Intermezzo beim Krongut Bornstedt 2003. Seitdem ist Losansky seine persönliche Sekretärin, hat Termine und Telefon im Blick, organisiert Veranstaltungen wie unlängst die Feier für die Defa-Ehemaligen mit, ist diejenige, mit der jeder zuerst spricht, der den Chef sprechen will – und zugleich wichtiger Ansprechpartner auch für den Chef. „Conny Losansky ist zu einer Assistentin und Vertrauensperson geworden, die ich so im Unternehmen kein zweites Mal habe“, sagt Schatz und lobt die Diskretion, hohe Identifikation mit dem Unternehmen und das vertraute Verhältnis untereinander. Die Assistentin kann ihm dabei auch schon mal deutlich die Meinung sagen. „Wir sind aber weit davon entfernt, ein altes Ehepaar zu sein“, betont Schatz und lacht. „Das muss manchmal sein“, sagt Schatz und lacht.
"Wir wollen hier beide nicht mehr weg"
Sein Büro ist auch heute noch in einem Barackengebäude auf dem Studiogelände untergebracht, allerdings in einem anderen als damals vor 21 Jahren. Es ist voller Film-Erinnerungsstücke, darunter auch ein „singendes, klingendes Bäumchen“ aus dem gleichnamigen Defa-Märchenfilm. „Das war mein Lieblingsfilm“, schwärmt Schatz, der in Celle in der Lüneburger Heide groß geworden ist.
In Babelsberg hat er schon längst seine neue Heimat gefunden. „Wir wollen hier beide nicht mehr weg“, sagt er mit Blick auf seine Sekretärin. Denn auch Conny Losansky kann sich einen Wegzug aus der Region längst nicht mehr vorstellen. Schon früh habe sie hier ihren Mann kennengelernt, der gemeinsame Sohn wächst hier auf: „Wir sind bodenständig und haben uns hier niedergelassen, wo wir herstammen“, sagt sie.
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