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Rodelbahn im Welterbe? Die Terrassen von Sanssouci sind steil. Im Winter, wenn Schnee liegt, werden die asphaltierten Schrägen rechts und links der großen Treppe gern zum Schlittenfahren genutzt – zum Missfallen der Schlösserstiftung.
© Andreas Klaer

Umfrage zum Parkeintritt für Park Sanssouci: Fahren Sie Ski in Sanssouci?

Die Stadt startet ihre Bürgerumfrage zum Parkeintritt für den Park Sanssouci. 5700 Potsdamer werden dafür befragt. Trotz Zugeständnissen ist die Schlösserstiftung wenig begeistert vom städtischen Papier.

Wie oft nutzen die Potsdamer die Welterbeparks im Winter zum Rodeln oder Skilanglauf? Wie wichtig sind den Bürgern dort Spielflächen für Kinder, Hundewiesen oder Angebote für Skater?

Es sind Fragen wie diese, die die Schlösserstiftung unüberhörbar mit den Zähnen knirschen lassen. Sie sind Bestandteil des fünfseitigen Fragenkatalogs, den die Stadtverwaltung jetzt an rund 5700 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Potsdamer verschickt hat. Im Rathaus will man sich damit ein repräsentatives Meinungsbild darüber verschaffen, wie oft und in welcher Weise die Bürger der Stadt ihre drei Welterbeparks Sanssouci, Neuer Garten und Babelsberg überhaupt nutzen – und ob sie gewillt sind, für den wichtigsten, nämlich Sanssouci, ab 2019 womöglich Eintritt zu bezahlen.

Bisher zahlt die Stadt eine Million Euro pro Jahr an die Schlösserstiftung

Noch überweist Stadtkämmerer Burkhard Exner (SPD) jährlich eine Million Euro aufs Konto der Schlösserstiftung und sorgt somit dafür, dass der Park Sanssouci für alle Besucher kostenlos bleibt. 2014 hatten beide Seiten einen Fünf-Jahres-Vertrag über diese Zahlung geschlossen. Der Stiftungsrat, bestehend aus Vertretern Brandenburgs, Berlins und des Bundes, hatte den städtischen Obolus zur Bedingung gemacht, andernfalls wäre bereits vor zwei Jahren ein Pflichteintritt von zwei Euro pro Erwachsenem für jeden Parkbesuch erhoben worden.

Ende 2018 läuft dieser Vertrag nun aus, und derzeit spricht nicht allzu viel dafür, dass er verlängert wird. Denn auch in der Stadtpolitik mehren sich die Stimmen, die einen Pflichteintritt in moderater Höhe für notwendig halten, um dem Gartendenkmal und Welterbepark Sanssouci die nötige Pflege angedeihen zu lassen. Bereits im Mai hatte sich Exner öffentlich dafür ausgesprochen, die Zahlungen an die Stiftung nicht weiterzuführen und zur Begründung auf die enormen Lasten verwiesen, die die Stadt in den nächsten Jahren schultern müsse. Allein im Bildungsbereich stehen Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe an. CDU und Grüne stehen bereits an Exners Seite, die SPD hält sich – noch – bedeckt und will das Ergebnis der Umfrage abwarten.

Das dauert allerdings noch eine Weile. „Voraussichtlich im Dezember“ werde das Ergebnis vorliegen, teilte die Stadt mit. Denn der Fragenkatalog ist umfangreich. So will die Stadt von den Teilnehmern wissen, ob sie einen Pflichteintritt für Sanssouci zahlen würden und wenn ja, wie hoch er sein dürfte. Wesentlich detaillierter sind dann die Fragen, die das Rathaus zu den drei Potsdamer Welterbeparks stellt. So sollen die Teilnehmer der Umfrage nicht nur für jeden Park ankreuzen, wie oft sie ihn nutzen, sondern auch wofür. Zur Auswahl stehen beispielsweise Spazieren gehen, sich still erholen, Joggen, den Hund ausführen oder mit dem Fahrrad durchfahren. Darüber hinaus werden Pflegezustand, Gestaltung und Ausstattung der Gartenanlagen abgefragt. Die Teilnehmer sollen dabei zu jedem Punkt Zensuren verteilen – die Skala reicht analog zu Schulnoten von eins bis sechs. Gefragt wird weiterhin unter anderem nach Sauberkeit, Sicherheit, dem Angebot an sanitären Einrichtungen und Abfallbehältern, nach gastronomischer Versorgung, Öffnungszeiten, der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Parkmöglichkeiten. Nach Freizeitmöglichkeiten wie Badestellen, Liegewiesen oder Wintersportmöglichkeiten, die in den Welterbeparks allenfalls geduldet werden oder gar verboten sind und auf die die Stadt auch keinen Einfluss hat, würde dabei „bewusst“ abgefragt, wie es im Anschreiben heißt, das jeder ausgewählte Teilnehmer zusätzlich zum Fragebogen erhält. Bei künftigen Verhandlungen mit der Schlösserstiftung wolle man sich „auf ein möglichst breites Meinungsbild der Bevölkerung und ihrer Interessen stützen können“, heißt es.

Schlösserstiftung: Nutzungserwartungen geschürt, die nicht erfüllt werden können

Trotz Zugeständnissen – so wurden die verbotenen Aktivitäten im Fragebogen explizit gekennzeichnet – ist man bei der Schlösserstiftung nach wie vor wenig begeistert von dem städtischen Papier. Durch die Abfrage von Dingen, die in den Parks nicht erlaubt sind, könnte „Nutzungserwartungen geschürt werden, die nicht zu erfüllen sind“, kritisierte Stiftungssprecher Frank Kallensee gegenüber den PNN. Es sei problematisch, nach Aktivitäten zu fragen, die „für Freizeitparks zweifellos sinnvoll und wünschenswert“, aber nicht mit dem Charakter denkmalgeschützter Welterbeparks vereinbar seien. Für die Stiftung habe deren Erhalt auch für künftige Generationen Priorität, so Kallensee.

Mit der jährlichen Million der Stadt sei bislang schon viel erreicht worden, doch das Problem des Pflegedefizits, das sich allein für Sanssouci auf jährlich 4,5 Million Euro belaufe, sei damit „längst nicht gelöst“, so der Sprecher. Ohnehin ist es kein Geheimnis, dass die Stiftung mit einem Pflichteintritt besser führe. Statt eine Million bekäme sie dann jährlich drei. Angesichts von 17 Millionen Tagestouristen ist das eine eher konservative Kalkulation.

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