Potsdams Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb: Erzieheralltag mit Spucktest und Maske
Seit Anfang Februar sind Potsdams Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb, mit Masken- und Spucktestpflicht. Wie erleben Erzieher diesen Arbeitsalltag?
Potsdam - Bei Bewegungsspielen mit Maske wird es schwierig. „Die muss der Erzieher anbieten, der noch am meisten Puste hat“, sagt Jan Hempel. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tommy Fitzner betreut der Erzieher eine Gruppe von 20 Kindergartenkindern in der Fröbel-Kita Springfrosch in Golm. Auch das Vorlesen sei nicht einfach, genau wie das Singen, berichten die beiden. „Die Maske wird irgendwann sehr feucht“, so Hempel. Dazu komme eine weitere Schwierigkeit, ergänzt Fitzner: „Bei der Arbeit mit den Kindern fehlt die Mimik.“
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Seit anderthalb Wochen sind Potsdams Kitas wieder geöffnet, allerdings mit verschärften Regeln für die Erzieher: Maskenpflicht, zweimal wöchentlich Speicheltests, getrennte Gruppen. Für die Erzieher stellen diese Maßnahmen eine zusätzliche Sicherheit, aber auch eine zusätzliche Belastung dar. „Es ist deutlich anstrengender, den ganzen Tag mit Maske zu arbeiten“, sagt Fitzner. Zumal die empfohlenen Pausen oft nicht eingehalten werden könnten – dafür reiche das Personal nicht aus. Wenn einer von beiden Erziehern Pause mache, sei der andere allein mit 20 Kindern, das sei nicht zu leisten.
Verunsicherung bei den Kindern
Die Kinder hätten zwar zunächst verunsichert auf die medizinischen Masken reagiert – „es ist schon etwas anderes, wenn man eine Stoffmaske mit Blümchen trägt“, so Hempel. Dann aber hätten sich die Kinder schnell daran gewöhnt. Einige Tage trugen alle Erzieher die stärker filternden FFP2-Masken. Das sei aber eine Zumutung gewesen, sagt Hempel. Er berichtet von Husten, Kopfschmerzen und schmerzhaften Druckstellen hinter den Ohren. Mit den medizinischen OP-Masken dagegen kämen er und seine Kollegen recht gut klar.
Eine andere Potsdamer Erzieherin, die anonym bleiben möchte, sieht in der Maske jedoch eine Gefahr für die Entwicklung der Kinder. Diese, so schreibt sie, „brauchen die visuelle Verfolgung der Mundpartie, um Laute genau zu erkennen, Sprache zu erwerben und zu verinnerlichen. Durch das Tragen von Masken nehmen wir ihnen diesen wichtigen Teil des Spracherwerbs“. Sie warnt vor Folgeschäden, auch für die Erzieher, durch die „große Anstrengung“ und die „Belastung für den Sprechapparat“.
Mehr Aufwand für die Organisation
Zusätzlicher Aufwand bedeutet auch die strikte Trennung der Gruppen. Die Kinder nähmen diese zwar gut an, aber es erfordere mehr Organisation und mehr Absprachen, sagen die beiden Erzieher aus der Kita Springfrosch. Welche Gruppe darf wann in welchen Teil des Gartens? Welche macht lieber einen Spaziergang im Park? Vor der Pandemie arbeitete die Einrichtung, in der insgesamt rund 100 Kinder betreut werden, mit einem offenen Konzept. Das bedeutet, dass die Kinder selbst wählen können, in welchem der thematischen Räume sie spielen wollen. Jetzt hat jede Gruppe einen festen Raum. „Manchmal ist ihnen schon ein bisschen langweilig“, merkt Hempel an.
Die zweimal wöchentlich durchgeführten Spucktests erhöhten das Sicherheitsgefühl, sagen die beiden. Angst vor einer Ansteckung haben Hempel und Fitzner nicht. Das sehen aber nicht alle Erzieher so. „Sollte der Test positiv sein, dann ist es schon zu spät“, schreibt eine weitere Potsdamer Erzieherin den PNN, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Wie also schützt mich der Test?“, fragt sie. Sie wünscht sich mehr Verständnis und Anerkennung von den Eltern. „Wir fürchten uns ja nur um unsere Gesundheit“, schreibt sie.
An vorderster Front
Die aktuellen Maßnahmen finden die beiden Fröbel-Erzieher zwar richtig und auch ausreichend. Doch trotzdem haben der 26- und der 22-Jährige das Gefühl, an vorderster Front zu stehen. „Das kann keine dauerhafte Lösung sein“, findet Hempel. Er wünsche sich, dass die Erzieher in der Impfpriorität nach oben rutschen und bald geimpft werden. „Damit wir irgendwann wieder zu einem normalen Kitaalltag kommen können, den Kindern zuliebe.“