"Media City" in Potsdam: Erste Kritik an Libeskind-Plänen für Babelsberg
Viele Stimmen aus der Stadtpolitik hatten positiv auf den Entwurf reagiert. Nun äußern sich Potsdams Grüne skeptisch zur Höhe des Gebäudekomplexes. Das linke Netzwerk „Stadt für alle“ warnt vor Gentrifizierung.
Potsdam - Nach der Präsentation der ambitionierten Pläne des Stararchitekten Daniel Libeskind für einen „Media City“-Komplex an der Medienstadt Babelsberg gibt es nun auch erste, teils heftige Kritik. Die Potsdamer Grünen-Fraktion betonte am Samstag in einer Erklärung, den „blumigen Worten“ bei der Veröffentlichung des Entwurfes am Freitag stünden „noch viele ungeklärte Fragen gegenüber“. Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke sagte, „bei aller Wertschätzung für den Architekten“ sei eben noch zu klären wie hoch und wie massiv der Gebäudekomplex gebaut werden kann und was vor Ort überhaupt verträglich sei. Der Entwurf sei nicht final, betonte auch Co-Fraktionschef Gert Zöller.
Wie berichtet müssen die Stadtverordneten den Bebauungsplan für das Gebiet ändern, der bisher nur Bauten in einer Höhe von bis zu 22 Metern vorsieht – der Libeskind-Komplex an der Ecke Großbeerenstraße/August-Bebel-Straße soll an seiner höchsten Stelle rund 61 Meter hoch sein. Zur Klärung der Höhenfrage hatte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) für das zweite Quartal nächsten Jahres ein Werkstattverfahren angekündigt, unter Beteiligung der Öffentlichkeit und des die Stadt beratenden Gestaltungsrats.
Unterstützung von CDU und SPD
Der Potsdamer Investor Jan Kretzschmar will mit seiner Firma KW Development in den nächsten sechs Jahren etwa 300 Millionen Euro in das Projekt stecken – und so zum Beispiel Anbieter aus der internationalen Gaming- oder Serienbranche an den Filmstandort locken. Rund 5000 Arbeitsplätze sollen so auf 94.000 Quadratmetern Geschossfläche möglich werden. Unterstützung für den Entwurf kam bisher ausdrücklich von SPD und CDU. Die nun skeptischen Grünen sind Teil der rot-grün-roten Rathauskooperation.
Gegenwind kommt auch aus der Stadtgesellschaft. Das linksalternative Netzwerk „Stadt für alle“ sprach via Twitter von einer „Katastrophe für den Stadtteil“. So werde eine „neue Spirale von Aufwertung und Verdrängung in Gang gesetzt, die von dem Stadtteil nicht viel übrig lassen wird“, hieß es von dem Netzwerk. Denn die vielen neuen Arbeitnehmer würden dann auch nach Potsdam ziehen wollen. „Dafür werden andere Menschen, Familien und ihre Freund:innen weichen müssen – Gentrifizierung eben.“
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"Absurder Entwurf"
Zu Wort meldete sich auch der Medienunternehmer Peter Effenberg, Geschäftsführer des Media Tech Hub Potsdam. „Ich habe selten einen so absurden an der Realität vorbei gehenden und einen grandiosen Film- und Wirtschaftsstandort gefährden Entwurf gesehen“, schrieb Effenberg bei Facebook. Werde dafür eine Genehmigung erteilt, „können wir den Rest des filmischen Traditionsstandortes Babelsberg gleich auch noch an Investoren verscherbeln“, so der Filmproduzent, der bereits vor drei Jahren mit einem PNN-Gastbeitrag eine Debatte zu den aus seiner Sicht zu gewaltigen Veränderungen Potsdams angestoßen hatte. Er fordert nun dringend Gespräche.
Positiv zu den Plänen hatte sich hingegen Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) geäußert – Potsdam erhalte ein weiteres Highlight. Dabei verwies der Rathauschef unter anderem darauf, dass in einer wachsenden Stadt mit abnehmenden Freiflächen auch in die Höhe gebaut werden müsse. An seiner höchsten Stelle wäre der Libeskind-Komplex etwa so hoch wie das Hotel Mercure. Eine Anwohnerinitiative hatte bereits kritisiert, mit den Hochbauten könnten sich die Lichtverhältnisse in Häusern und Gärten verschlechtern. Bedenken hatte im Juni auch die Spitze des benachbarten Filmstudios Babelsberg angemeldet.