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Gerade nichtdeutsche Schüler haben Schwierigkeiten in der Schule
© Patrick Pleul/dpa

Bildung in Potsdam: Erhebliche Schulprobleme bei Flüchtlingskindern

In Sachen Integration gibt es in Potsdam noch Nachholbedarf - gerade im schulischen Bereich. Die Stadt kündigt für November ein Konzept für mehr Chancengerechtigkeit an.

Potsdam - Potsdams Integrationsbeauftragte Magdolna Grasnick schlägt Alarm: Bei den knapp 2000 sogenannten nichtdeutschen Schülern in Potsdam ist der Anteil, die ohne Abschluss bleiben, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 2019 lag er bei 17,2 Prozent, zwischen 2014 und 2018 war diese Quote von knapp fünf auf fast elf Prozent gestiegen. Diese Zahlen aus ihrem aktuellen Integrationsmonitoring stellte Grasnick am Dienstagabend dem Bildungsausschuss der Stadtverordneten vor. Die Statistiken betreffen dabei vor allem Flüchtlinge und ihre Familien, nicht aber seit Jahrzehnten hier lebende Personen mit Migrationshintergrund. 

Viele Probleme zu lösen

Das sei nur eine Schwierigkeit beim Thema Integration und Bildung, machte Grasnick deutlich. Die Unterschiede zwischen Einheimischen und Nichtdeutschen vergrößerten sich. So seien in der Jahrgangsstufe 8 rund 46 Prozent der deutschen Schüler in Potsdam an Gymnasien - aber nur 27 Prozent der nichtdeutschen Jugendlichen. Als Gegenmaßnahmen schlugen die Grünen im Ausschuss zum Beispiel mehr Stipendien für Schüler aus anderen Ländern vor. Man müsse auch die schulischen Erfolge von solchen Schülern besser fördern, so Grasnick. 

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Das sagte Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) zwar zu, mahnte aber zur Differenzierung. So sehe sie eher einen Zusammenhang zwischen Armut und dem Nichterreichen eines Schulabschlusses, die Nationalität habe damit weniger zu tun. Der für Potsdam zuständige Schulrat Eckhard Dörnbrack sagte wiederum, auch der Zeitpunkt im Schüleralter, zu dem Flüchtlinge nach Potsdam gekommen seien, spiele eine Rolle. Wenn diese nur noch zwei oder drei Jahre Zeit bis zum Abschluss haben, sei der eben oft nicht mehr möglich. 

Konzept gegen Kinderarmut wohl im November

Dezernentin Aubel kündigte an, die Stadt arbeite aktuell an einem Maßnahmenplan für mehr Chancengerechtigkeit und gegen Kinderarmut. Hier dämpfte sie aber allzu große Erwartungen: Für zeitnah spürbare Ergebnisse fehlten die Mittel, derzeit habe man lediglich 100.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. In anderen Kommunen würden zum Beispiel Logopäden an Kitas angebunden, berichtete Aubel - um also schon in dem Alter für eine gute deutsche Sprache zu sorgen. Das alles hat Folgen. So heißt es in dem Bericht, nichtdeutsche junge Erwachsene in Potsdam hätten eine drei bis vier Mal höhere Arbeitslosenquote als ihre deutschen Altersgenossen. 

Dringender Handlungsbedarf bestehe laut Grasnick auch angesichts der Tatsache, dass knapp 30 Prozent der nichtdeutschen Bevölkerung Sozialleistungen wie Hartz IV beziehen - bei den Deutschen waren es in Potsdam 2019 knapp sechs Prozent. Das führe auch dazu, dass fast die Hälfte der Kinder aus nichtdeutschen Familien auf Sozialleistungen angewiesen sei, heißt es in dem Bericht. Und: "Das verbaut Lebenschancen." Daher sei hier auch ein Plan gegen Kinderarmut nötig, der laut Aubel möglichst im November vorgelegt werden soll, wie sie auf PNN-Nachfrage sagte. 

Noch eine Zahl nannte Grasnick, um die Probleme bei der Integration zu verdeutlichen: In der Stadtverwaltung sind demnach aktuell 0,8 Prozent der Mitarbeiter nichtdeutsch. Der Anteil der Nichtdeutschen in der Potsdamer Bevölkerung liegt bei 9,1 Prozent. Es geht um mehr als 16.000 Personen. 

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