Asylbewerber in Potsdam: Deutlich mehr Flüchtlinge
Weil mehr Menschen ihre Heimat auf Grund von Krisen und Kriegen verlassen und in Deutschland Schutz suchen, ist mit mehr Flüchtlingen zu rechnen. Brandenburg und dementsprechend auch Potsdam müssen in diesem Jahr mehr Menschen aufnehmen als geplant.
Potsdam - Potsdam wird in diesem Jahr mehr Flüchtlinge aufnehmen als bisher erwartet. Im laufenden Jahr rechnet die Stadt mit etwa 750 Asylbewerbern, die in die Landeshauptstadt kommen. Das sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung. Dieser Zuwachs entspricht einer Steigerung von etwa 50 Prozent im Vergleich zur letzten Prognose Anfang des Jahres. Bisher war von circa 500 Flüchtlingen ausgegangen worden. Potsdam muss nach einem Verteilungsschlüssel fünf Prozent der Flüchtlinge unterbringen, die nach Brandenburg kommen. Landesweit wird derzeit mit bis zu 13 000 Asylbewerbern im Jahr 2015 gerechnet. Zu Jahresbeginn war man landesweit noch von etwa 9300 Flüchtlingen ausgegangen.
Mehr Menschen suchen Schutz
Hintergrund der neuen Prognosen ist die wachsende Menge der Menschen, die wegen Kriegen und Krisen ihre Heimatländer verlassen und unter anderem in Deutschland Schutz suchen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bestätigte am Mittwoch in Berlin Berichte, wonach das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge davon ausgehe, dass bis Jahresende mehr als 400 000 Asylanträge gestellt würden. Das wären doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Da die Flüchtlinge auf die Bundesländer entsprechend der Einwohnerzahl verteilt werden, ist eben auch in Potsdam mit dem deutlichen Zuwachs zu rechnen.
Um die Neuankömmlinge aufzunehmen, muss die Stadt wohl neue Quartiere schaffen. Gegebenenfalls sei der Bau neuer Gemeinschaftsunterkünfte oder die Erweiterung bestehender Standorte nötig, sagte Jakobs: „Wir werden für das Jahr 2016 weitere Aufnahmekapazitäten in Gemeinschaftsunterkünften schaffen müssen.“
Die Unterkünfte sind bereits belegt
Derzeit stehen in Potsdam einschließlich des neuen Standorts an der Pirschheide und ohne die Container auf dem Hof der alten Feuerwache in der Werner-Seelenbinder-Straße insgesamt 673 Aufnahmeplätze zur Verfügung. Hinzu kommen in diesem Jahr noch 250 Plätze in der David-Gilly-Straße, in Groß Glienicke und am Horstweg. Ende des Jahres 2015 sollen damit in Potsdam an elf Standorten insgesamt 923 Plätze zur Verfügung stehen.
Die bestehenden Unterkünfte sind allerdings bereits jetzt voll belegt. Um Kapazität zu gewinnen, werde die Stadt daran arbeiten, die Zuweisung von Flüchtlingen in Wohnungen über neue Wohnverbünde zu realisieren, so Jakobs. Ziel sei es nach wie vor, eine Unterbringung in Tragluft- oder Turnhallen möglichst zu vermeiden. „Die Umstände werden aber immer schwieriger“, sagte der Oberbürgermeister. Derzeit prüfe die Verwaltung, ob die Container der Notunterkunft an der alten Feuerwache doch länger genutzt werden könnten als geplant.
Jakobs: "Wir brauchen andere Standorte"
Nicht zur Disposition stehe hingegen der beschlossene Verzicht auf die Standorte in Hermannswerder und im Luftschiffhafen. Beide Gebäude seien nach intensiver Prüfung als nicht geeignet für eine Gemeinschaftsunterkunft eingestuft worden. Die nötigen Umbauten würden zu lange dauern und seien unwirtschaftlich. „Wir brauchen andere Standorte“, sagte Jakobs. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass die vorgesehenen Gebäude später auch anders genutzt werden können. „Wir wollen nicht für viel Geld etwas bauen, dass wir nach fünf oder sechs Jahren wieder abreißen müssen.“ Die Stadt wolle nun verstärkt private Investoren gewinnen, die Unterkünfte für Flüchtlinge bereitstellen.
Auch künftig sollen Asylbewerber in Potsdam dezentral untergebracht werden. Das habe bisher die Integration in die Umgebung erleichtert, so Jakobs. „Wir haben keinen Riesenstandort.“ Über die Standortsuche sollen die Stadtverordneten regelmäßig im Hauptausschuss unterrichtet werden.
Kommentar: Die Container-Unterkunft an der alten Feuerwache sind unzumutbar >>
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