Neue Fakultät der Uni Potsdam: Big Data für die Gesundheit
Ein neues Zentrum an der Digital-Engineering-Fakultät der Uni Potsdam widmet sich der Digitalisierung in der Gesundheitsbranche.
Babelsberg - Computer allein können keinen heilen. Aber Patienten, das Gesundheitswesen und die Arzneimittelforschung könnten von der Digitalisierung profitieren. Die Entwicklung von mobilen Anwendungen, IT-Systemen mit künstlicher Intelligenz und Datenlösungen für den Gesundheitsbereich gehört zu den Aufgaben, denen sich das neue Digital Health Center der Digital-Fakultät der Universität Potsdam widmen soll. Mit dem Zentrum, das am Montag offiziell gestartet wurde, setzt die von Hasso Plattner gestiftete Fakultät auf einen zukunftsträchtigen neuen Schwerpunkt: die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche. Als Gründungschef konnte die Uni Potsdam den renommierten Gesundheitsforscher Erwin Böttinger aus Berlin abwerben. Noch im Herbst sollen zwei weitere Professuren ausgeschrieben werden, sagte Böttinger den PNN.
Im kommenden Jahr soll zudem ein neuer Masterstudiengang in dem Fachgebiet angeboten werden. „Unser Ziel ist es, die nächste Generation von Innovatoren in der Gesundheitsbranche auszubilden“, sagte Böttinger. Geplant sind außerdem Online-Kurse für Patienten oder Mitarbeiter im Gesundheitswesen – über die am HPI entwickelte Plattform openHPI.
Potsdams Digital Health Center geht in Brandenburg auf Partnersuche
Räumlich beheimatet ist das neue Zentrum im HPI-Gebäude in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Parallel soll auch eine Außenstelle in New York City im erst 2016 eingeweihten Wolkenkratzer 10 Hudson Yards aufgebaut werden, kündigte Böttinger an – an der Adresse, wo auch das von Plattner mitgegründete Softwareunternehmen SAP einen Sitz hat. Über die New Yorker Außenstelle wolle man die Zusammenarbeit mit Partnern in den USA ermöglichen, so der Gründungsdirektor des Digital Health Centers. Dort sei man in der Entwicklung Deutschland momentan voraus.
Aber auch in Brandenburg und Berlin sei man auf der Suche nach potenziellen Partnern, sagte Böttinger. Gespräche gebe es etwa mit dem „Gesundheitscampus Brandenburg“, einem vom Land ins Leben gerufenen Netzwerk zur langfristigen Sicherung der Gesundheitsversorgung im Flächenland Brandenburg. Es gehe darum, einen Kreislauf zu etablieren, in dem praktische Erfahrungen mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen gesammelt werden können.
Hoffnung auf Verbesserungen bei Diabetes und Bluthochdruck
Profitieren könnten davon langfristig zum Beispiel Betroffene mit chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck, erklärte Böttinger. Müssen sie momentan regelmäßig aufwendig Termine mit Fachärzten oder Experten absolvieren, um bestimmte Leistungen abzurufen – was besonders in einem Flächenland wie Brandenburg mit teils langen Wegen und entsprechenden Zeiten verbunden ist –, könnten cloudbasierte Lösungen den Prozess für alle Beteiligten erleichtern. „Mehr Service, mehr Qualität, mehr Effizienz im Gesundheitswesen“ – so fasst Böttinger die Vorteile einer zunehmenden Digitalisierung zusammen. Das HPI entwickelt für diesen Bereich bereits die sogenannte Gesundheitscloud.
Auch die Forschung könnte profitieren, sagte Böttinger und nannte die Krebsbehandlung als Beispiel. Noch sei relativ unklar, wieso etwa die Bestrahlung bei einem Großteil der Patienten nicht wirksam sei. Neue Erkenntnisse dazu könnten durch die Auswertung von entsprechend großen Datenmengen gewonnen werden, so die Hoffnung.
Künstliche Intelligenz für die Medizin ein ähnlicher Durchbruch, wie das Mikroskop?
Dass solche Ansätze auch Fragen des Datenschutzes aufwerfen, das machte die Nobelpreisträgerin und Molekularbiologin Elizabeth Blackburn bei ihrem Vortrag anlässlich der Eröffnung des neuen Digital Health Centers deutlich. Die gebürtige Australierin leitet das Salk Institute for Biological Studies im US-Bundesstaat Kalifornien. Künstliche Intelligenz werde für die medizinische Forschung einen ähnlichen Durchbruch bedeuten wie einst die Nutzung des Mikroskops, sagte sie. Am Salk Institute werde derzeit unter anderem dazu geforscht, wie Depressionen wirksamer behandelt werden können. Bei der Frage nach dem Umgang mit persönlichen Daten der Patienten müssten langfristig internationale Datenschutz-Vereinbarungen geschlossen werden, forderte Blackburn. Die Nobelpreisträgerin gratulierte der Universität zu dem neuen Zentrum.
Unter den Gästen bei der Eröffnung war auch Hubertus Wenisch, der medizinische Geschäftsführer des städtischen Bergmann-Klinikums. Er hoffe auf eine Zusammenarbeit, sagte er den PNN. Denkbar seien etwa Projekte zur Krebsbehandlung. Die sogenannte personalisierte Behandlung, bei der anhand von genetischen Daten die optimale Therapie bestimmt wird, sei sehr zukunftsträchtig. „Dafür benötigt man aber Partner, die das technische Equipment mitbringen.“
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