Potsdamer Mitte: Ende einer temporären Sichtachse
Der Block III nimmt Gestalt an. Unklar ist, wie der Steubenplatz künftig aussehen soll. Und im September soll ein Richtfest gefeiert werden.
Potsdam - Noch ist der Blick frei von der Friedrich-Ebert-Straße zur Nikolaikirche und dem Alten Markt. Aber nicht mehr lange: „In einem halben Jahr sieht man den Obelisken von hier aus nicht mehr“, sagt der Chef des Sanierungsträgers Potsdam, Bert Nicke, über die „temporäre Sichtachse“. Denn die Bauarbeiten auf dem sogenannten Block III in der neuen Potsdamer Mitte gehen voran. Zwei Monate nach der Grundsteinlegung sind bei einigen der Gebäude bereits die Konturen des ersten Geschosses zu erkennen. Nicke und Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) begutachteten am Dienstag den Baufortschritt.
Am weitesten gediehen sind die beiden Eckhäuser an der Anna-Zielenziger-Straße, beide errichtet von der Genossenschaft PWG 1956. Es handelt sich um das sogenannte Knobelsdorff-Haus in Richtung Alter Markt, sowie den Plögerschen Gasthof in Richtung Steubenplatz. Ebenfalls klar erkennbar ist mit 165 Quadratmetern eines der kleinsten Grundstücke. Hier soll das „Haus für Musik“ entstehen, das insbesondere Probenräume für Musiker und Musiklehrer zur Vermietung anbieten wird. Auch ein Raum für kleinere Konzerte soll in dem Gebäude entstehen.
Projekt liegt im Zeitplan
Wie die anderen Häuser des Karrees soll auch dieses bis Ende 2023 fertiggestellt sein. Sechs Bauherren teilen sich das Viereck, neben den beiden Genossenschaften PWG 1956 und Karl Marx sind das vier private Investoren. „Wir liegen im Zeitplan“, sagte die Co-Geschäftsführerin des Sanierungsträgers Sigrun Rabbe. Der benachbarte Block IV, der an das Bildungsforum angrenzt, soll dann bis Ende 2027 fertig bebaut sein. Noch sind auf der Fläche Baumaterialien, Geräte und Container gelagert, die für den Bau von Block III benötigt werden. Die Bauherren von Block IV sollen dafür nach dessen Abriss die Fläche des Wohnblocks Staudenhof nutzen können, bevor auch dort wieder gebaut wird.
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Oberbürgermeister Schubert zeigte sich zufrieden mit dem Fortschritt des Projekts. „Wenige haben daran geglaubt, dass es uns gelingt, hier eine lebendige Mischung der Nutzung zu erreichen“, so Schubert. Doch mit „Händchen und Dickschädel“ habe der Sanierungsträger es geschafft. Die Potsdamer Mitte werde „kein preußisches Disneyland“. Das habe man auch durch den jahrzehntelangen politischen Dialog und der Reflexion in der Stadtgesellschaft erreicht. Schon 1990, so erinnerte Rabbe, sei der erste Stadtverordnetenbeschluss zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte gefasst worden.
Einsiedler-Richtfest soll im September gefeiert werden
Noch nicht beendet ist die Reflexion zur künftigen Gestaltung des Steubenplatzes. Derzeit blüht auf dem Gelände zwischen Landtag, Ringerkollonade und Block III eine etwas verwilderte Gras- und Wildblumenwiese. Diese „provisorische Grünfläche“, so Rabbe, werde wieder verschwinden. Was stattdessen entstehen soll, werde noch diskutiert. Schon 2005 habe es einen Wettbewerb mit einem Gewinnerentwurf gegeben. „Aber heute achtet man eher darauf, dass man nicht alles zupflastert“, kommentierte Schubert.
Im Block II auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Straße ist der Bau noch weiter gediehen. Am sogenannten Musikerhaus, in dem eine Osteopathie-Praxis und neun Wohnungen entstehen, wird gerade an der Fassade gearbeitet. Noch im August soll das Gerüst an dem von einer Baugruppe errichteten Gebäude abgebaut werden. Im Einsiedler nebenan, das die Mittelbrandenburgische Sparkasse gekauft hat, sollen neben einer Filiale der Bank 15 Wohnungen entstehen. Hier steht der Rohbau kurz vor der Fertigstellung, Anfang September soll Richtfest gefeiert werden.