Pflege in der zweiten Corona-Welle: Einrichtungen sehen sich gut vorbereitet
Die Senioren- und Pflegeeinrichtungen in der Region haben sich aus eigener Sicht in den vergangenen Monaten gut auf steigende Infektionszahlen vorbereitet. Sie warnen jedoch vor einschneidenden Kontaktbeschränkungen.
Die Senioren- und Pflegeeinrichtungen in Potsdam und Umgebung sehen sich weitestgehend gut auf die steigenden Infektionszahlen vorbereitet. Das ergab eine kleine Umfrage bei einigen der größten Träger in Potsdam und Potsdam-Mittelmark. Die größte Sorge, neben einer Ausbreitung unter den Bewohnern, ist vor allem, dass Angehörige nicht mehr zu Besuch kommen dürfen.
Gut gewappnet und sehr aufmerksam
So etwa bei der Christliche Altenhilfe Potsdam. Aktuell sei die Lage in ihren Einrichtungen entspannt, teilte Ulrike Grauer, Regionale Pflegedienstleiterin, auf Anfrage mit. Die Christliche Altenpflege ist ein Unternehmen der Alexianer-Gruppe, die in Potsdam auch das St. Josefs-Krankenhaus betreibt. Die Christliche Altenpflege Potsdam betreibt unter anderem das St. Franziskus Seniorenpflegeheim im Bornstedter Feld sowie die Kurzzeitpflege City in der Gutenbergstraße.
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Man sei gut für die aktuelle Entwicklung gewappnet. So gebe es in ihren Einrichtungen ein etabliertes Hygienekonzept. Die Mitarbeitenden tragen permanent während ihrer gesamten Dienstzeit FFP2-Masken. Hinzu kommen die bekannten AHAL-Regeln. Die Besucher müssen sich in Listen eintragen. Wer Symptome hat oder Kontakte zu Infizierten hatte, bekommt keinen Zutritt zu den Häusern. "Wir sind gut gewappnet und sehr, sehr aufmerksam", so Grauer.
Besuche sollen so lange wie möglich stattfinden
So lange wie möglich sollen Besuche weiterhin stattfinden dürfen, um eine Isolation der Bewohner zu vermeiden, so Grauer. Das berge ein Risiko für die physische und psychische Gesundheit. Daher werde in den Häusern ganz diszipliniert auf die Hygienemaßnahmen geachtet. Zudem gebe es auch andere Möglichkeiten, falls Besuche nicht möglich sind, wie etwa Videoanrufe. Den Teil-Lockdown ab Montag halten Grauer und ihre Mitarbeiter angesichts der steigenden Zahlen für notwendig. Auch wenn es schwer sei, für Bewohner und Angehörige, so Grauer.
Ähnlich sieht es auch die Procurand-Gruppe, die in Potsdam die Seniorenresidenzen Park Sanssouci und Havelpalais sowie die Residenz Ferch in Schwielowsee betreibt. Besuche finden in den Einrichtungen nur in einem Bereich im Erdgeschoss statt, teilte Unternehmenssprecherin Eileen Philipp mit. Sie seien nur mit Anmeldung möglich und zeitlich begrenzt. Alle AHAL-Regeln würden streng eingehalten. Man habe sich gut mit Ausrüstung, wie etwa FFP2-Masken, Desinfektionsmitteln oder Handschuhen eingedeckt. „Wir haben uns gut vorbereitet“, so Philipp. Auch die anderen Träger berichteten ähnlich. Vor allem zu Beginn der ersten Infektions-Welle beklagten viele Einrichtungen noch Engpässe bei den Schutzausrüstungen. Das sieht aktuell ganz anders aus. Die vergangenen Monate wurde gut genutzt, um sich entsprechend auszustatten.
Komplettes Besuchsverbot müsse unbedingt verhindert werden
Auch das Albert-Schweitzer-Haus in Teltow sieht sich gut gewappnet, wie Alexander Schulz, Sprecher des Diakonissenhauses, mitteilte. Die Einrichtung wird vom Gesundheitszentrum Teltow gGmbH, einer gemeinnützigen Gesellschaft im Unternehmensverbund Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin, betrieben. Neben den Hygienemaßnahmen werden Mitarbeiter und Bewohnern häufig und regelmäßig getestet, so Schulz. Ein Bewohner wurde während seines aktuellen Krankenhausaufenthaltes positiv getestet. Alle weiteren Tests in seinem Wohnbereich seien bislang negativ ausgefallen. Besuche sollen auch weiterhin möglich sein, wenn es keine Infektionen gibt, so Schulz. „Dies ist aus unserer Sicht auch erforderlich, um Isolation und Vereinsamung entgegenzuwirken“, teilte Schulz mit.
Auch die Hoffbauer-Stiftung, die in Potsdam unter anderem die beiden Seniorenpflegeeinrichtungen auf Hermannswerder und am Charlottenhof betreibt, erklärte auf Anfrage gegenüber den PNN, man habe die Hygienemaßnahmen an die aktuelle Corona-Situation angepasst und sehe sich gut vorbereitet. Die Stiftung teilt die Ansicht der anderen Träger zum Thema Besuche. Ein komplettes Verbot müsse unbedingt verhindert werden. In ihren Einrichtungen gelten bereits strenge Regeln. So müssten sich Besucher 24 Stunden vorher anmelden. Pro Tag dürfe eine Person eine Stunde lang kommen, so die Hoffbauer-Stiftung. Es gebe eigens eingerichtete Besucherzimmer. Ausnahmen seien nur nach Rücksprache mit der Einrichtungsleitung möglich. Alle müssten darüber hinaus symptomfrei sein. Zur Sicherheit werden bei ihrer Ankunft auf Fieber getestet.
In einigen Einrichtungen ist die Lage angespannter
Problematischer ist es in den Einrichtungen und Wohngruppen, die nicht nur Besuche in ihren Häusern ermöglichen, sondern in denen die Bewohner selbst außerhalb der Wohngruppen Kontakte haben, wie etwa in Wohneinrichtungen für Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung oder anderen Einschränkungen. Diese vulnerablen Gruppen seien nicht ausreichend geschützt, erklärte Tina Mäueler, Leiterin Bereich Wohnen in den Oberlin Lebenswelten des Oberlinhauses. Denn ihre Klienten würden durchmischt die Schulen und Werkstätten besuchen, nach Hause zu den Eltern oder anderen Angehörigen fahren, wofür sie gemeinsam in einem Fahrdienstauto transportiert werden. Die Kontakte seien kaum nachzuvollziehen. „Ein Eindringen des Virus in die Wohnstätten ist somit nicht zu verhindern und nur eine Frage der Zeit“, so Mäueler. Besuche von Angehörigen seien hingegen kein Problem. Denn diese würden nur in den Außenbereichen oder extra eingerichteten Besucherräumen stattfinden.
Ein weiteres Problem sieht Mäueler beim Personal. Denn wie berichtet war ein Kollege des Ludwig-Gerhard-Hauses positiv getestet worden, der zuvor 1,5 Wochen keinen Dienst hatte, dann jedoch am Montag mit Erkältungssymptomen bei der Arbeit erschien. Er wurde umgehend nach Hause geschickt. Er habe keinen Kontakt zu den Klienten gehabt. Alle Mitarbeiter seines Teams wurden vorsorglich getestet. Die Ergebnisse stehen noch aus. Zudem sei im Wohnverbund Taubblind der Vater eines Bewohners an Covid erkrankt. Den letzten Kontakt zu seinem Sohn hatte er am Sonntag. Der Bewohner sei umgehend weitestgehend in seinem Zimmer isoliert worden. Er sowie 20 Mitarbeitende, die in den letzten Tagen Kontakt zu dem Bewohner hatten, wurden getestet. Auch hier gibt es noch keine Ergebnisse. „Die Frage wie lange wir dies mit unseren personellen Ressourcen durchhalten steht im Raum“, teilte Mäueler im Hinblick auf die Situation mit.