Tonfilmsammlung von Ulrich Illing: Eine Zukunft für die Filmgeschichte
Ulrich Illings Tonfilmmuseum wurde am Mittwoch offiziell an das Filmmuseum Potsdam übergeben. Die Sammlung soll nach der Fertigstellung im neu entstehenden Schaudepot des Filmmuseums gezeigt werden.
Potsdam - Ein runder, schwarzer Metallring, in dessen Mitte sich ein kleines, schmales Kästchen befindet, gehalten von mehreren Drahtfedern: Dass es sich dabei um ein Mikrophon handelt, dürften heutzutage nur noch die wenigsten sofort erkennen. Genau genommen sei es ein 1923 entwickeltes Reißmikrofon, erklärt Ralf Forster, stellvertretender Sammlungsleiter des Filmmuseums Potsdam. Das Besondere: Das Mikrofon enthält Kohle, die die Speicherung und Wiedergabe von Ton ermöglicht, sagt Forster.
Faszination für alte Technik
Das Gerät ist ein Relikt aus der Geschichte des Tonfilms und eines von vielen Exponaten im kleinen Tonfilmmuseum in Babelsberg, das Ulrich Illing 2010 auf dem Studiogelände eingerichtet hat. „So etwas faszinierte ihn“, sagt Forster über den „Tonmeister von Babelsberg“, der im Dezember vergangenen Jahres im Alter von 73 Jahren überraschend verstorben ist. Nun steht fest, wie es mit dem Tonfilmmuseum weitergeht. Illing, der bis zur Rente als Abteilungsleiter für Tontechnik bei der DEFA arbeitete, bewahrte dort Schätze aus einem Jahrhundert Filmgeschichte auf. Dazu zählen diverse Exponate wie Filmprojektoren, Lichttonprojektoren, Grammophone sowie ein originaler Phonograph von Edison. Am gestrigen Mittwoch hat das Studio Babelsberg die Sammlung des Tonfilmmuseums offiziell an das Filmmuseum Potsdam übergeben. „Die Geräte werden nicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden“, betonte Ursula von Keitz, Direktorin des Potsdamer Filmmuseums, bei der Übergabe.
Filmmuseum will Sammlung sichtbar machen
Für den Ankauf von Illings Sammlung hat das brandenburgische Wirtschaftsministerium dem Filmmuseum Lottomittel in Höhe von 7664 Euro bewilligt (PNN berichteten). Die Sammlung soll nach der Fertigstellung in das Schaudepot des Sammlungsgebäudes übergehen, das gegenüber der Filmuniversität Babelsberg auf dem Gelände des Filmparks entstehen soll. 2022 werde der Neubau voraussichtlich fertig sein, erklärte Inga Selck, Referentin im Filmmuseum. Ziel sei es, Illings Exponate in dem Depot künftig „öffentlich in einer Dauerform zu präsentieren“, sagte von Keitz. Wichtig sei ihnen dabei, ein entsprechendes Begleitprogramm mit Workshops zu entwickeln, um die Technologie der Geräte anschaulich zu vermitteln. Damit möchten sie sich auch an Besucher richten, die kein Fachpublikum sind. Denn genau darum ging es auch Illing: Filmlaien die Funktionsweise der einzelnen Geräte nahezubringen. „Er hat das immer ganz lebendig erklären können“, erinnert sich Forster. Dabei habe er auch den Übergang zur Digitaltechnik miteinbezogen. „Er hat den digitalen Wandel vollkommen bewusst mitgestaltet“, sagt Forster.
Manche Exponate hat Illing bei Ebay ersteigert
Einige der Geräte stammten vom Studio Babelsberg, so Forster. Vieles habe Illing aber auch gekauft, wie zum Beispiel das Reißmikrofon, das er bei Ebay ersteigerte. So rettete er einige später wertvolle Exponate, die sonst zum Teil verschrottet worden wären. In einer Werkstatt im selben Gebäude nahm er die Reparatur vieler Geräte vor. Illing gelang es so, viele bedeutende Errungenschaften in der Tonfilmgeschichte für die Nachwelt zu erhalten. Und, wie Forster erklärt, „dem Ton in der Geschichte des Films einen bedeutenden Platz zu geben.“
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