Kriminalfall in Potsdam: Einbruch überm Vizekanzler
Das Haus, in dem Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) in Potsdam lebt, wird streng bewacht. Trotzdem wurde dort jetzt eingebrochen - mitten am Tag. Die Polizei prüft nun, wie der Objektschutz verbessert werden muss.
Für das Gebäude in der Berliner Vorstadt in Potsdam gilt die höchste Sicherheitsstufe. Es wird von Polizisten bewacht. Denn dort, unweit der Glienicker Brücke, hat Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) im Frühsommer eine Wohnung bezogen. Ausgerechnet in diesem Mehrfamilienhaus hat es einen Wohnungseinbruch gegeben – trotz Objektschutz rund um die Uhr. Der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Torsten Herbst, bestätigte am Sonntag entsprechende PNN-Informationen. Die Polizei prüfe nun, ob beim Objektschutz, der Aufgabe der Brandenburger Polizei ist, nachgesteuert werden muss. "Wir warten den Bericht der Kriminalpolizei ab und werden die Maßnahmen dann anpassen", sagte Herbst den PNN. Auch mit dem Bundeskriminalamt (BKA) werde man diesbezüglich Kontakt aufnehmen und den Fall auswerten. Die Frage ist: Wie konnten die bislang unbekannten Täter ins Haus gelangen, obwohl dieses von außen bewacht wird. Die Spurensicherung sei vor Ort gewesen, Zeugen wurden befragt, so Herbst. "Es geht um die Gewährleistung von Sicherheit", sagte er. Der Einbruch hat sich am vergangenen Freitag zwischen 16.15 und 17.45 Uhr ereignet. Die Einbrecher haben sich nach Polizeiangaben gewaltsam Zutritt zu einer Wohnung eine Etage über der des Vizekanzlers verschafft. Der Hauseingang ist regulär verschlossen und wird dem Vernehmen nach von der Polizei beobachtet.
Nach PNN-Informationen hielt sich der Bundesfinanzminister und Vizekanzler zum Zeitpunkt des Einbruchs nicht in der Wohnung auf, in der er gemeinsam mit seiner Frau, der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), lebt. Dem Vernehmen nach ist Scholz von der Polizei aber über den Einbruch bereits informiert worden.
Für den Vizekanzler gilt die höchste Sicherheitsstufe
Wie es trotz Polizeischutzes zu dem Einbruch kommen konnte, ist derzeit völlig unklar. Für die obersten Repräsentanten der Bundesrepublik wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und eben auch Scholz gilt die höchste Sicherheitsstufe. So wurde der Hauptwohnsitz von Scholz in Hamburg-Altona nach einem Bericht der dortigen „Bild“-Zeitung noch im März dieses Jahres immerhin von 18 Polizeibeamten rund um die Uhr bewacht.
In Potsdam ist der Objektschutz für das Mehrfamilienhaus allerdings eher wenig bis gar nicht sichtbar - es steht kein Wachhäuschen vor dem Haus, auch laufen dort nicht ständig Polizisten auf und ab.
Verunsicherung in der Nachbarschaft
In der Berliner Vorstadt, in der zahlreiche Prominente, Wirtschaftsmanager und Medienmacher wohnen, wächst angesichts des neuerlichen Einbruchs – zumal tagsüber und in ein derart gesichertes Haus – die Verunsicherung. In diesen Wochen läuft am Potsdamer Landgericht bereits der Prozess zu einem brutalen Einbruchsüberfall, der sich im Juli 2017 in der Bertinistraße in der benachbarten Nauener Vorstadt ereignet hatte.
Die zwei Einbrecher hatten eine Familie nachts in ihrem Haus überrascht und brutal angegriffen sowie mit einem Messer bedroht. Im Haus befanden sich vier Kinder, neben den Eltern wurde auch die älteste minderjährige Tochter geschlagen und getreten. Nach bisherigem Prozessverlauf scheinen die mutmaßlichen Täter gewusst und in Kauf genommen zu haben, dass sich Menschen im Haus befinden. Das schreckte sie aber nicht ab. So wie sich jetzt die Einbrecher offenbar nicht durch den Polizeischutz abschrecken ließen.
Einbrecher durchsuchten Wohnung
Die Polizei vermeldete den Einbruch in das Haus, in dem auch Olaf Scholz lebt, am Sonntag regulär in ihren Pressemeldungen - ohne Hinweis darauf, dass es sich um ein besonders geschütztes Gebäude handelt.
Danach waren die Bewohner der betroffenen Wohnung am Freitag zwischen 16.15 Uhr und 17. 45 Uhr nur kurz für Besorgungen unterwegs. Als sie zurückkamen, stellten sie laut Polizei fest, dass Einbrecher die Wohnungstür aufgebrochen und die Wohnung durchsucht hatten. Es seien Wertgegenstände und EC-Karten gestohlen worden, die Bewohner schätzten den Schaden auf mehrere Tausend Euro. Die Polizei habe Spuren gesichert und die Bewohner des Hauses nach ihren Beobachtungen sowie „nach dem Einlass unbekannter Personen durch die fernbedienbare Hauseingangstür“ befragt. Laut Spurensicherung seien keine weiteren Wohnungen in dem Mehrfamilienhaus angegriffen worden – also auch nicht die von Vizekanzler Scholz. Befragt werden mussten freilich auch die bewachenden Polizisten.