150 Jahre St. Peter und Paul: Ein Stück Hagia Sophia
Die Katholiken in Potsdam begehen 150 Jahre Kirchweihe von St. Peter und Paul. Die Kirche erinnert in Teilen an den monumentalen Moscheebau in Istanbul.
Potsdam - Sie steht an zentraler Stelle mitten im ansonsten stark protestantisch geprägten Potsdam: Die katholische Kirche St. Peter und Paul ist in der Innenstadt weithin sichtbar. Wer die Brandenburger Straße, Potsdams große Einkaufsmeile, entlang schlendert, der sieht am östlichen Ende der Flanierstrecke die rötlich-braune Ziegelsteinfassade des katholischen Gotteshauses, aus der sich wiederum der Turm gleichsam hinaufschiebt – bis zur Spitze ebenfalls ganz aus Stein gemacht.
Ihren prominenten Platz verdankt die Kirche wohl auch einem in Potsdam – und darüber hinaus – ebenfalls sehr bekannten Katholiken, dem aus dem Rheinland stammenden Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. Er sei vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. maßgeblich mit der Suche nach einem Standort für den Kirchenbau betraut worden, sagt Gemeindemitglied Matthias Wemhoff. Die Früchte seiner Auswahlarbeit konnte Lenné indes nicht mehr erleben. Als St. Peter und Paul am 7. August 1870, also heute vor 150 Jahren, geweiht wurde, da war Lenné bereits verstorben.
Dieses Kirchweihjubiläum begeht die katholische Gemeinde an St. Peter und Paul an diesem Wochenende mit mehreren Festveranstaltungen (siehe Kasten). Die Jubilarin selbst wird der Veranstaltungsort sein. „Wir wollten eigentlich ein richtiges Fest um die Kirche machen“, sagt Wemhoff, der in Berlin als Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte tätig ist und sich vor zwei Jahren in Potsdam auch um die Nachfolge des damaligen Schlösserstiftungschefs Hartmut Dorgerloh beworben hatte.
Großes Fest in zwei Jahren
Doch aus dem große Fest rund um das Gotteshaus auf dem Bassinplatz wird es nichts. Wegen Corona verzichte man darauf, so Wemhoff. In zwei Jahren aber soll es ein großes Fest geben, dann hoffentlich ganz ohne die jetzigen pandemiebedingten Einschränkungen, blickt Wemhoff schon einmal in die Zukunft. Denn im Jahre 2022 jährt sich die Gründung der katholischen Gemeinde in Potsdam zum 300. Mal.
Ungefähr halb so alt wie die Gemeinde selbst ist also der freistehende Sakralbau auf dem Bassinplatz. Der Grundsteinlegung am 4. Juni 1867 war ein längerer Prozess der Suche nach einem geeigneten Standort vorausgegangen. Aus zehn Standortvorschlägen sei der Bassinplatz schließlich ausgewählt worden, schreibt Ludwig Christian Bamberg in seinem Heft „150 Jahre katholische Kirche St. Peter und Paul zu Potsdam“.
Die Entscheidung für den heutigen Standort erklärt Wemhoff auch damit, dass mit dem Kirchbau die Achse vom – deutlich älteren – Brandenburger Tor hinauf nach Osten architektonisch mit einem markanten Bauwerk gestaltet werden konnte. Und da die vormalige recht versteckte Kirche der Potsdamer Katholiken auf dem Gelände der einstigen Gewehrfabrik – zwischen der heutigen Henning-von-Tresckow-Straße und der Havel gelegen – nicht mehr den Anforderungen der Gemeinde genügte, konnten mit dem Neubau das Interesse der Katholiken an einer neuen Kirche und der Wille nach einer städtebaulichen Verschönerung miteinander verbunden werden.
Ludwig Christian Bamberg weist in seiner Jubiläumsschrift dennoch darauf hin, dass einigen der damaligen weiteren Standortvorschläge die deutliche Absicht anzusehen gewesen sei, „den unumgänglichen Neubau der katholischen Kirche wiederum zu verstecken“. Im Jahre 1856 fiel unter Friedrich Wilhelm IV. die Entscheidung für den Bauplatz am Bassinplatz. Friedrich August Stüler erhielt den Auftrag für die Planungen.
Einflüsse aus Istanbul
Der Architekt Wilhelm Salzenberg, der in der preußischen Verwaltung tätig war, überarbeitete die Planungen Stülers. So erhielten die Apsiden, also die gewölbten Bereiche im östlichen Teil der Kirche, eine Gestaltung, die von der Hagia Sophia in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, beeinflusst ist. Dabei weist die räumliche Anordnung der Apsiden Ähnlichkeiten mit dem weltberühmten Bau am Bosporus auf, der jüngst wegen seiner Rückumwandlung in eine Moschee für Schlagzeilen gesorgt hatte und einst die bedeutendste byzantinische Kirche war.
Auch die Bilder in den Apsiden von St. Peter und Paul erinnern die im Erzbistum Berlin tätige Theologin Eva Wawrzyniak an die Hagia Sophia. „Das ist ein total antiker Aufbau, den wir hier haben“, sagt Archäologe Wemhoff und verweist auf die Ausmalung. In der zentralen vordersten Apsis ist an der Wand ein gemalter goldfarbener Teppich zu sehen, darüber die Apostel Petrus und Paulus, neben ihnen die Evangelisten Markus und Lukas, darüber Christus – dabei viel Gold.
Reich an Bezügen zum Süden
Das Gotteshaus auf dem Bassinplatz, das 1992 zur Propsteikirche erhoben wurde, ist reich an Bezügen zur Architektur südlich der Alpen. Wie so oft in Potsdam hat man sich auch hier Anleihen in Italien geholt. So erinnert der Turm in seinem äußeren Erscheinungsbild an San Zeno Maggiore im italienischen Verona.
Heute eher wenig bekannt ist, dass St. Peter und Paul auch eine Garnisonkirche war. Das Gotteshaus diente sowohl der Militär- als auch der Zivilgemeinde als geistliche Heimstatt. Der Bau gehörte zunächst dem preußischen Staat. Eine eigentliche Weihe habe 1870 gar nicht stattgefunden, sagt Wawrzyniak. Es sei nur eine Segnung gewesen. Dies habe am schwierigen Verhältnis zwischen dem preußischen Staat und der Katholischen Kirche gelegen. Ein Bischof habe damals in Potsdam keine Kirche weihen dürfen. Erst 1950, so Wawrzyniak, sei St. Peter und Paul wirklich geweiht worden.
Drei Tage Programm
Die Feierlichkeiten beginnen am Freitag um 18 Uhr mit der Feier des Hochamtes. Um 19 Uhr folgt ein Vortrag der Theologin Eva Wawrzyniak zum Thema Preußenkritik im Altarraum. Am Samstag um 19.30 Uhr sprechen der Historiker Thomas Brechenmacher und der Jesuit Georg Maria Roers über den katholischen Kirchenbau in Preußen. Um 20.30 Uhr tritt am Samstag das Männergesangsquartett b major auf. Am Sonntag um 10 Uhr wird die Heilige Messe gefeiert. Alle Veranstaltungen finden in der Kirche statt. Mund-Nasen-Schutz ist Pflicht. Anmeldung erbeten unter Eva.Wawrzyniak@erzbistumberlin.de.
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