Potsdam: Ein neues Hotel für die Innenstadt
Der Investor Nicolas Berggruen will die Brache hinter der Post am Platz der Einheit bebauen. Die Stadt begrüßt die Pläne.
Potsdam - Die Pläne gibt es schon lange, doch nun wird es konkret: Auf dem seit Jahren brachliegenden Grundstück hinter der Post am Platz der Einheit soll ein Hotel entstehen. Entsprechende Bemühungen seien der Bauverwaltung bekannt, erklärte ein Stadtsprecher jetzt auf PNN-Anfrage. Der Gestaltungsrat habe sich in seiner letzten Sitzung mit ersten Konzepten auseinandergesetzt und diese grundsätzlich begrüßt. Seine Hinweise sollen nun in die weitere Konkretisierung der Pläne für das Grundstück an der Ecke Französische Straße/Am Kanal einfließen, so der Sprecher. Die Sitzungen des Gestaltungsrats sind seit Neuestem nicht mehr öffentlich. Nach PNN-Informationen geht es um ein Haus mit mehr als 100 Betten. Einen Bauantrag gibt es laut Stadtverwaltung noch nicht, auch eine sogenannte Bauanfrage ist noch nicht eingereicht.
Nutzung als Wohnraum ist nicht zwingend vorgeschrieben
Das Gelände gehört dem Unternehmen des deutsch-amerikanischen Investors und Karstadt-Käufers Nicolas Berggruen. Aus dessen Firma hieß es auf Anfrage, zu Details des Engagements in Potsdam werde die Öffentlichkeit im April oder Mai informiert. Baurechtlich wäre ein Hotel an dieser Stelle möglich, da der gültige Bebauungsplan hier ein sogenanntes Mischgebiet für drei- bis vierstöckige Häuser ausweist. Die Nutzung als Wohnraum ist demnach nicht zwingend vorgeschrieben. Die Stadt würde einen Hotel-Bau begrüßen – obwohl Wohnungsknappheit besteht und das Mercure nun noch viele Jahre bestehen bleiben soll. Eine solche Nutzung werde „sowohl städtebaulich wie auch aus dem Blickwinkel von Tourismus und Wirtschaftsförderung an diesem Standort positiv bewertet“, hieß es von der Stadt.
Die Nicolas Berggruen Holdings GmbH hat das 3600 Quadratmeter große Grundstück bereits 2006 von der Deutschen Post gekauft – diese hatte dort zuvor das DDR-Fernmeldeamt abreißen lassen. Zur gleichen Zeit übernahm Berggruen das Post-Gebäude selbst am Platz der Einheit und sanierte es anschließend. Schon damals wurde über einen Hotel-Neubau auf dem Fernmeldeamt-Gelände nachgedacht, später war von einem Altenheim die Rede.
Man wollte die Entwicklung des Alten Marktes abwarten
Mehrere Jahre passiere dann aber gar nichts. Man habe keinen „Verwertungsdruck“, hieß es etwa 2009 gegenüber den PNN. Erst wolle man die Entwicklung des Alten Marktes abwarten. Unter anderem bestand bei der Holding die Sorge, dass der Autoverkehr über die wieder entstehende Humboldtstraße und den Alten Markt in die Straße Am Kanal geleitet werde. Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt, Durchgangsverkehr gibt es auf dem Alten Markt nicht. Dafür hat sich die Attraktivität des Areals unter anderem durch den Wiederaufbau von Stadtschloss und Palast Barberini deutlich erhöht. Dies dürfte auch zu der Entscheidung der Berggruen-Holding beigetragen haben, nun mit der Bebauung zu beginnen. Eine andere Hoffnung der Immobilien-Entwickler hat sich hingegen nicht bestätigt: nämlich dass in der Straße Am Kanal bald wieder der alte Stadtkanal fließt. Zwar ist dies seit Jahren beschlossen, konkrete Pläne gibt es aber immer noch nicht.
Die Tatsache, dass Berggruen nun hinter der Post aktiv wird, dürfte aber nebenan für Bewegung sorgen. Denn die Flächen, die in der Französischen Straße angrenzen, will die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) bebauen. Sie hat – ebenfalls schon vor Jahren – das Grundstück des Künstlerhauses Sans Titre und jenes, auf dem der Getränkemarkt Lehmann steht, gekauft. Geplant seien dort Wohnungen und eventuell auch Gewerbe, bestätigte PWG-Chef Wolfram Gay am Dienstag erneut. Bislang habe man aber gewartet, was der Nachbar plane. Wenn die Berggruen-Pläne öffentlich seien, werde man überlegen, ob die bisher angedachte Bebauung möglich sei und ob womöglich der Bebauungsplan geändert werden müsse. Auch ob das Sans Titre abgerissen wird oder erhalten bleibt, sei noch offen, so Gay. Der derzeitige Mietvertrag laufe bis Anfang 2018. Dass auf dem Nachbargrundstück ein Hotel entstehen soll, wollte Gay nicht bewerten. Er räumte allerdings ein, dass seine Genossenschaft die Fläche gerne selbst gekauft und bebaut hätte – mit Wohnungen.
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