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Potsdamer Setbesuch bei "Jim Knopf und die Wilde 13": Ein Dutzend Piraten auf Lummerland

Im Studio Babelsberg entsteht derzeit „Jim Knopf und die Wilde 13“ nach Michael Endes bekanntem Kinderbuch. Bereits der erste Teil wurde in Potsdam gedreht.

Potsdam - Die Freude ist in allen Gesichtern zu sehen: Als die große Lok Emma auf den Gleisen einrollt, strahlen sowohl Jim als auch Lukas. „Meine liebe gute Emma“, sagt der Lokomotivführer zu ihr und tätschelt ihr liebevoll das Blech. Ein rührendes Aufeinandertreffen – vor allem für die Fans von „Jim Knopf und die Wilde 13“. Der Kinderbuchklassiker wird derzeit von Regisseur Dennis Gansel als Film adaptiert. Noch bis zum Freitag finden dafür Dreharbeiten im Studio Babelsberg statt, dann ist der Film nach insgesamt 53 Tagen abgedreht.

Gefilmt wurde dabei hauptsächlich in Südafrika und in der Potsdamer Lummerland-Kulisse, die das Art Department des Studios bereits für den ersten Teil „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ gebaut hat. Der Lummerländer Bahnhof findet sich darin, inklusive Schienen und zwei Tunnelenden. Hinter dem Bahnhof befinden sich außerdem die Häuser der Lummerlandbewohner: der Laden von Frau Waas, der komplett mit Regalen und Waren ausgestattet ist, sowie ein kleiner Marktplatz und das Haus von Herrn Ärmel. Das Schloss von König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte wurde bereits im ersten Film mittels Computertechnik hinzu gefügt, genauso wie das Meer, welches die Insel Lummerland umgibt. 

Henning Baum (Lukas, r.) und Solomon Gordon (Jim) im Lummerland in Babelsberg.
Henning Baum (Lukas, r.) und Solomon Gordon (Jim) im Lummerland in Babelsberg.
© Sarah Kugler

Lummerland kann von Fans besucht werden

Die liebevoll gestaltete Kulisse ist bereits jetzt Teil der sogenannten Backlot-Tour des Filmpark Babelsberg – einer speziellen Tour, in der unter anderem das Set des RTL-Seriendauerbrenners „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und ein Militärcamp aus dem Hollywoodfilm „Monuments Men“ gezeigt werden. „Normalerweise werden Filmsets immer sofort eingestampft – wo gibt es das schon, dass sie für Besucher offen sind“, sagte Regisseur Dennis Gansel am gestrigen Donnerstag am Set. Trotz des regenreichen Tages war er gut gelaunt, freute sich, dass die ganze Crew hier zusammenkam. Noch etwa bis Ende 2020 wird die Kulisse weiterhin für Gäste begehbar sein, dann muss sie dem geplanten Wohnungsbau vor Ort weichen. 

Erzählt wird im Film weiterhin die Geschichte von Lukas dem Lokomotivführer und dem Jungen Jim Knopf, die im ersten Teil Prinzessin Li Si aus den Fängen des Drachen Frau Mahlzahn befreit haben. Im zweiten Teil erleben sie weitere Abenteuer und stoßen dabei auf einen bedrohlichen Feind: die Piraten der Wilden 13. Wie bereits im ersten Teil, sind die Bösen aber vielleicht doch gar nicht so furchterregend und die Freunde können am Ende wieder nach Lummerland zurückkehren. Diese Heimkehrszene wurde am gestrigen Donnerstag im Lummerland-Set gedreht. Eindrucksvoll das Bild, in dem Jim, Lukas, Prinzessin Li Si, samt den Piraten aus dem Eisenbahntunnel treten.

Der Laden von Frau Waas auf Lummerland (Archivbild 2017).
Der Laden von Frau Waas auf Lummerland (Archivbild 2017).
© Manfred Thomas

Rick Kavanian spielt 12 Piraten

Verändert wurde in Lummerland kaum etwas. Für den Dreh wurde lediglich der große Steg für die Besucher abgebaut und der Wassergraben trockengelegt. Mit Hilfe eines Green Screens wird in der Postproduktion Neu-Lummerland hinzugefügt. Eine schwimmende Insel, die in „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ an Lummerland angedockt wurde, weil die Insel zu klein für alle Bewohner geworden war. 

Viel herausfordernder als die Kulisse waren allerdings die neuen Figuren, allen voran die zwölf Piraten der Wilden 13. Die werden nämlich allesamt von Rick Kavanian verkörpert. Eine Herausforderung, wie der Schauspieler selbst sagt: „Es ist sehr schwierig zwölf unterschiedliche Rollen zu erzählen, sehr trickreich und experimentell.“ Zwar wurden zahlreiche Komparsen mit Masken seines Gesichtes ausgestattet, die mit Hilfe eines 3D-Druckers erstellt wurden. Doch die dürfen nur im Hintergrund zu sehen sein. Alle Szenen, in denen Kavanian mit sich selbst spricht, muss er auch selbst spielen. „Jede Figur muss ja eine andere Nuance haben, das ist schon lustig.“ Am Set sorgte der augenscheinlich zwölffache Kavanian oft für Verwirrung, wie er erzählte: „Oft wusste niemand, wer nun eigentlich der echte ist.“ Wer sich übrigens fragt, warum eine Piratenbande, die sich selbst „Die Wilde 13“ nennt, nur aus zwölf Piraten besteht, sollte nochmal in Michael Endes Buch lesen oder den Film sehen, wenn er voraussichtlich im Oktober 2020 in die Kinos kommt. Einen Hinweis gibt Rick Kavanian schonmal: „Die Piraten können alle nicht besonders gut lesen und zählen.“

Rick Kavanian (Wilde 13), Solomon Gordon (Jim Knopf), Leighanne Esperenzante (Li Si), Henning Baum (Lukas) und Regisseur Dennis Gansel (v.l.n.r).
Rick Kavanian (Wilde 13), Solomon Gordon (Jim Knopf), Leighanne Esperenzante (Li Si), Henning Baum (Lukas) und Regisseur Dennis Gansel (v.l.n.r).
© Sarah Kugler

Nicht alle Figuren schaffen es in den Film

Noch nicht ganz ausgezählt sind die Einspielkosten des ersten Jim Knopf-Films, sagte Produzent Christian Becker. Deswegen wollte er auf Nachfrage keine Zahlen nennen. Immerhin die Zuschauerzahlen verriet er: 1,85 Millionen Besucher haben den Film gesehen, der noch immer im Kino läuft. „Der sehr heiße Sommer führte im letzten Jahr zu einem furchtbaren Kinojahr“, sagte Becker. Aber: Der Erfolg reichte aus, um einen zweiten Film zu drehen, der mit 20 Millionen Euro Produktionskosten sogar fast fünf Millionen Euro günstiger ist als der erste Teil. Trotzdem reichte das Budget nicht für alle Figuren der Romanvorlage. 

Der clevere Schildnöck Uschaurischuum musste beispielsweise weichen. „Es wäre einfach zu teuer gewesen, ihn so zu zeigen wie wir wollten“, sagte Produzent Becker. Seine Verlobte, die Meerjungfrau Sursulapitschi ist allerdings dabei. Gespielt von Sonja Gerhardt mit einem echten, extra moduliertem Fischschwanz und einem Medaillon, das zumindest auf den Schildnöck verweist.

Eine moderne Prinzessin

„Insgesamt konzentrieren wir uns auf Jim und seine Herkunftsgeschichte“, erklärte Drehbuchautor Dirk Ahner. Und: Prinzessin Li Si ist im Film sehr viel moderner als in der Buchvorlage „Sie kann kämpfen, weint nicht, ist selbstständiger.“ 

Stark ist auch Lukas-Darsteller Henning Baum, der in den Drehpausen Liegestützen am Set machte. „Ich komme nicht dazu, ins Fitnesstudio zu gehen, also nutze ich die Zeit“, sagte er und lachte. Die Stärke hat er mit seiner Figur Lukas gemeinsam, die Baum schlicht als „guter Typ“ bezeichnet. 

Sarah Kugler

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