Die Lage am Dienstag in Potsdam: Drei weitere Corona-Tote in Potsdam
44 Menschen sind inzwischen in Potsdam im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Im Bergmann-Klinikum läuft die Aufteilung in drei Bereiche.
Potsdam - Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Potsdam steigt weiter. Im Bergmann-Klinikum, das bekanntlich wegen eines internen Ausbruchs inzwischen als Corona-Hotspot des Landes gilt, läuft die vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlene Umstrukturierung. Ein Überblick.
Wie ist die Lage in Potsdam?
Weiterhin dramatisch. Zwischen Ostermontag und Dienstagnachmittag verloren drei weitere mit dem Virus infizierte Menschen ihr Leben. Im Bergmann-Klinikum starben eine 72-jährige Potsdamerin und eine 69-jährige Frau aus dem Umland, wie die Stadt mitteilte. Im St. Josefs-Krankenhaus starb ein 86-jähriger Mann aus Potsdam. Alle drei hatten nach Angaben der Stadt schwere Vorerkrankungen. Insgesamt sind damit bereits 44 Menschen in Potsdam im Zusammenhang mit dem Virus gestorben, 30 davon im Bergmann-Klinikum. 28 Todesopfer waren Potsdamer. 120 Corona-Patienten werden in beiden Krankenhäusern derzeit stationär behandelt, 80 davon im Bergmann-Klinikum. Davon sind 17 Intensiv-Patienten, 13 müssen künstlich beatmet werden. Das St. Josefs-Krankenhaus hatte Stand 16 Uhr am Dienstag zwei Patienten auf der Intensivstation, von denen einer beatmet werden musste. Leicht erhöht hat sich die Zahl der mit dem Virus infizierten Potsdamer – von 454 am Montag auf 464 am Dienstag. 860 Menschen und damit ebenso viele wie am Vortag befinden sich in Quarantäne, weil sie direkten Kontakt mit einem Infizierten gehabt hatten. Zwei Patienten wurden geheilt aus dem Klinikum entlassen.
Wie ist die Lage im Bergmann-Klinikum?
Dort läuft die vom RKI angemahnte Umstrukturierung. Wie gestern berichtet soll das kommunale Krankenhaus als eine Konsequenz des Infektionsausbruchs in drei voneinander strikt getrennte Bereiche aufgeteilt werden: einen weißen, coronafreien, einen grauen für Verdachts- und ungeklärte Fälle sowie einen schwarzen für infizierte Patienten. Dabei helfen soll die Unternehmensberatung Kienbaum. Man berate die Stadt dabei, wie sich die drei Bereiche räumlich und organisatorisch voneinander trennen ließen, sagte ein Kienbaum-Sprecher den PNN. Dabei gehe es auch um die Installierung neuer Abläufe bei der Behandlung der Patienten. Zudem unterstütze man die Stadt bei der „operativen Personalplanung und beim Aufbau eines Berichtswesens zur Steuerung der Krisensituation“, so der Sprecher. Kienbaum hat nach eigenen Angaben ein siebenköpfiges Expertenteam nach Potsdam entsandt, darunter mehrere Mediziner, Gesundheitsökonomen und drei ausgewiesene Fachleute für Krankenhausorganisation und Hygiene.
Was wird sonst unternommen?
Weil das Gesundheitsamt überlastet ist, hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wie berichtet beim Land ein Amtshilfeersuchen auf Unterstützung durch die Bundeswehr gestellt. Der Antrag sei eingegangen, aber eine Entscheidung habe es noch nicht gegeben, sagte ein Sprecher des in Eiche ansässigen Landeskommandos Brandenburg, auf Anfrage. Gebeten hat die Stadt um Entsendung von erfahrenen Gesundheitsamtsleitern oder Amtsärzten sowie Gesundheitsaufsehern der Truppe. Diese sollen das Gesundheitsamt der Stadt unter anderem bei der Überprüfung von Meldeketten und Kontaktlisten von mit dem Virus infizierten Potsdamern unterstützen, sagte ein Rathaussprecher den PNN. Zudem wurde der Krisenstab des Bergmann-Klinikums neu organisiert. Ihm gehört nun mit der Virologin Sigrid Baumgarte eine ausgewiesene Expertin für das „Management von infektiologischen Ausbruchsgeschehen“, wie das Klinikum auf Anfrage erklärte. Dass ein solcher Fachmann dem Stab zuvor nicht angehörte, war vom RKI bemängelt worden. Neuer Leiter des Stabs ist Gerald Ripberger, Intensiv- und Notfallmediziner mit besonderen Kompetenzen im Bereich Bevölkerungsschutz: Er hat unter anderem Katastrophenschutz- und -management studiert.
Wie ist der Stand der Ermittlungen gegen die Chefs des Bergmann-Klinikums?
Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft noch, ob gegen Verantwortliche des Bergmann-Klinikums Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz aufgenommen werden müssen. Das werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Wilfried Lehmann, am Dienstag auf PNN-Anfrage. Von der Stadt seien weitere Unterlagen angefordert worden. Die Vorwürfe richten sich gegen drei Ärzte und die beiden Geschäftsführer des Klinikums. „Bislang wird gegen sie nicht ermittelt und sie sind keine Beschuldigten“, betonte Lehmann. Es geht darum zu prüfen, ob seitens des Klinikums Meldeverstöße laut Infektionsschutzgesetz begangen wurden. Wurden Meldungen zum Infektionsgeschehen nur versehentlich versäumt, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Dafür wäre dann das Ordnungsamt zuständig. Die Staatsanwaltschaft muss prüfen, ob es Anhaltspunkte für eine Straftat gibt. Das wäre der Fall, wenn Infektionen vorsätzlich nicht gemeldet wurden und damit der Ausbreitung des Infektionsgeschehens Vorschub geleistet worden wäre.