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Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Schlösserstiftung.
© Sebastian Gabsch PNN

Interview | Chef der Schlösserstiftung: "Die Welterbegärten haben eine wichtige soziale Funktion"

Der Chef der Schlösserstiftung, Christoph Martin Vogtherr, über Verstöße gegen die Coronaregeln in den Parks und mögliche Konsequenzen.

Herr Vogtherr, Ostern naht, das Wetter ist glänzend, die Menschen nutzen die Welterbeparks der Schlösserstiftung zum Spazierengehen. Doch offenbar verhalten sich nicht alle so, wie es die Coronakrise verlangt. 

Das ist richtig, und es ist typisch für die Situation. Der Großteil der Parkbesucher verhält sich vernünftig, aber es gibt eine kleine Minderheit, die in größeren Gruppen unterwegs ist, auf den Wiesen lagert oder Picknicks veranstaltet. Das macht uns Sorgen. 

Welche Bevölkerungsgruppen verhalten sich denn besonders regelrenitent?

So einfach ist das gar nicht zu beantworten. Sagen wir mal so: Die Langeweile scheint derzeit bei den Teenagern besonders groß zu sein.

In welchem der drei Potsdamer Welterbeparks Sanssouci, Neuer Garten und Babelsberg gibt es die meisten Verstöße?

Ganz eindeutig im Neuen Garten, der bereits in normalen Zeiten im Sommer unser großes Sorgenkind ist. Dort sind jetzt oft größere Gruppen von Jugendlichen unterwegs und feiern Partys. Es gibt sogar schon die ersten Badeversuche im Heiligen See.

Wurden bereits Bußgelder verhängt?

Unser Ziel ist es nicht, zu bestrafen, sondern Sensibilität für die aktuelle Situation zu wecken und den Menschen klar zu machen, dass ihr Treiben an sich zwar harmlos anmutet, in Corona-Zeiten aber besonders gefährlich ist.

Die Stadt Potsdam hat einen großen Teil der öffentlichen Anlagen bereits geschlossen. Das könnten Sie doch auch tun.

Das wollen wir aber nicht, denn wir glauben, dass wir den Potsdamern im Moment ein besonders wichtiges Angebot machen können. In den Parks kann man sich erholen, erfährt ein Gefühl von Schönheit und Anregung, das vielen in dieser Situation abhanden gekommen ist. Insofern erfüllen die Welterbegärten eine wichtige soziale und emotionale Funktion. Dort kann man Spazierengehen oder auch Joggen – alles Dinge, die entscheidend dazu beitragen, dass die Menschen körperlich und geistig in Form bleiben. 

Was tun Sie als Stiftung, um Verstöße gegen das Corona-Kontaktverbot zu ahnden?

Wir haben unser Sicherheitspersonal im Einsatz, zudem arbeiten ja auch Gärtner und andere Mitarbeiter der Stiftung draußen, die berichten uns über die Lage und können außerdem bei den Besuchern Aufklärungsarbeit leisten. Außerdem haben wir aktuell einen sehr guten Draht zur Polizei.

Wie hilft Ihnen das konkret?

Die Leiterin unseres Sicherheitsreferats steht in engem Kontakt mit der Polizei. Gemeinsam wurden so Parkbereiche festgelegt, in denen sich Vorfälle gehäuft hatten, beispielsweise im Schlossgarten von Charlottenburg in Berlin. Dort wird dann stärker kontrolliert, auch von der Polizei. Dafür sind wir sehr dankbar, denn die Behörde hat ja im Moment ohnehin genug zu tun. 

Schon vor der Coronakrise war die Stiftung nicht eben üppig mit Wachschutzmitarbeitern bestückt, um die Massen von Erholungssuchenden im Sommer in Schach zu halten. Wie viele Sicherheitsleute haben Sie denn aktuell in den drei Potsdamer Parks im Einsatz?

Drei Ordnungskräfte, hinzu kommen noch fünf Sicherheitsmitarbeiter.

Das ist alles?

Ich weiß, das ist keine besonders intensive Dichte. Aber nach der Erhöhung unseres Stiftungsbudgets durch den Bund, Brandenburg und Berlin können wir jetzt beginnen, neues Personal einzustellen. Wir hoffen, spätestens zur Saison 2021 besser aufgestellt zu sein. 

Aber die Verstöße finden ja jetzt statt und nicht erst im nächsten Jahr.

Sicher, deswegen ja auch mein Appell an die Besucher, sich regelkonform zu verhalten. In den vergangenen Wochen war die Situation, sicherheitstechnisch gesehen, noch besser, denn es war einfach zu kalt, um sich lange irgendwo hinzusetzen oder zu feiern. Jetzt wird es tagsüber warm, daher werden die Osterfeiertage für uns der kritische Moment sein.

Und was tun Sie, wenn Ihr Appell ungehört verhallt?

Wir haben einen Stufenplan entwickelt. Zunächst werden wir die ausgewiesenen Liegewiesen absperren. Wenn das nicht ausreicht, müssen wir darüber nachdenken, einzelne Parkbereiche zu schließen – und als Ultima Ratio auch die gesamten Parks. Allerdings würde ich das aus den genannten Gründen außerordentlich bedauern. 

Wie sollen sich die Parkbesucher verhalten, damit das nicht passiert?

Sie sollen sich nur an die Regeln halten, die ebenso auch in der Brandenburger Straße oder auf dem Platz der Einheit gelten: Abstand voneinander halten, nicht in Gruppen unterwegs sein, in Bewegung bleiben. Dann können wir die Parks offen lassen. Übrigens schränkt die Coronakrise auch unsere Arbeit – zum Teil sichtbar – ein. 

Inwiefern?

Wir sind mit dem Aushausen der Skulpturen noch nicht fertig. Von den meisten ist der hölzerne Winterschutz bereits entfernt worden, aber jetzt können wir nicht weitermachen, weil für diese Arbeit mehrere Menschen nötig sind und sich die Abstandsregeln nicht einhalten lassen. Aber das holen wir nach, sobald es geht.

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