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Neuer Chef: Stiftung für Wiederaufbau der Garnisonkirche: Die Taube ersetzt den Falken

Der Jurist Matthias Dombert folgt auf den streitbaren Burkhart Franck als Chef der Garnisonkirchen-Fördergesellschaft. Die neue Spitze der Stiftung will nun auch auf die Kritiker der Garnisonkirche zugehen.

Potsdam - Es ist ein Zeichen der Versöhnung: Die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche wechselt den Falken an der Spitze gegen eine Taube aus. Statt des streitbaren Ex-Obersten Burkhart Franck wird künftig der Potsdamer Verwaltungsrechtler und langjährige Landesverfassungsrichter Matthias Dombert den Vorsitz des Fördervereins übernehmen. Bei der Vorstandswahl am Samstag erhielt Dombert mehr als 100 Stimmen der Mitglieder – bei drei Enthaltungen und keiner Gegenstimme. Franck bleibt als Schriftführer Mitglied im Vorstand, rückt damit aber in die zweite Reihe und ist künftig nicht mehr das offizielle Gesicht der Fördergesellschaft. Zudem wurde der Vorstand erweitert, neue Mitglieder sind der frühere Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und die Potsdamer Fotografin Monika Schulz-Fieguth. Die neue Spitze will nun vor allem den Wiederaufbau des Kirchturms vorantreiben, zugleich aber auch auf die Kritiker zugehen. Was der Wechsel an der Spitze bedeutet – ein Überblick.

Warum ein Wechsel an der Spitze?

Offiziell hieß es, Franck habe ohnehin schon bei seinem Amtsantritt 2012 verkündet, nur ein Jahr den Vorsitz zu führen. Es wurden drei. Hinter den Kulissen war man mit dem kompromisslosen Agieren des früheren Bundeswehrobersten schon seit geraumer Zeit mehr als unglücklich. Regelmäßig geriet sich Franck mit den hauptsächlich linken Gegnern des Wiederaufbaus in die Haare, vergriff sich dabei nicht selten im Ton. Seine Vorliebe für alles Militärische – unter anderem versuchte er jahrelang, in Potsdam ein Militärmuseum zu etablieren – half zudem wenig dabei, das Projekt einer gemäßigteren Öffentlichkeit nahezubringen. Sowohl in der Rathausspitze als auch in der Stiftung für den Wiederaufbau, in der Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vertreten ist, wuchs zuletzt die Besorgnis, Franck könnte damit unwillentlich zu einem endgültigen Scheitern des Wiederaufbaus beitragen – schließlich hatten die Gegner im vergangenen Jahr mehr als 14.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.

Warum Matthias Dombert?

Intern war daher in den vergangenen Monaten intensiv nach einem neuen Fördervereinschef gesucht worden, einem, der auf die Gegner zugehen kann, kompromissfähig ist und in der Öffentlichkeit überzeugend auftritt. Dann, so das Kalkül, flössen auch die Spenden wieder.

Dombert war bereits im Vorfeld der Wahl von prominenten Mitgliedern des Kuratoriums der Wiederaufbaustiftung Rückendeckung signalisiert worden – insbesondere von Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), aber auch von Altbischof und Kuratoriumschef Wolfgang Huber. Stolpe selbst hatte bereits versucht, die Gräben aufzubrechen und für einen originalgetreuen Wiederaufbau nur des Kirchturms plädiert. Das Schiff stellte er zur Disposition – eine Meinung, die inzwischen von vielen in der Stiftung und in der Fördergesellschaft geteilt wird. Der Jurist Dombert weiß, wie umstrittene Bauprojekte in der Öffentlichkeit kommuniziert werden müssen. Es ist Teil seiner Arbeit als Verwaltungsrechtler. Dass Bauvorhaben in Kommunen auf Widerstand bei Bürgern treffen, sei Alltag, sagt er. Doch der Dauerkonflikt um die Garnisonkirche hat viele potenzielle Spender abgeschreckt. Das soll Dombert nun ändern, seit 2007 ist er Mitglied in der Fördergesellschaft. „Wir wollen, dass die Garnisonkirche aus dem Streit herauskommt.“ Es gehe darum, „nach außen zu vermitteln“. In Potsdam kennt sich Dombert zudem aus, seit 1992 lebt er in der Stadt. Von 1993 bis 2009 war er Richter am Landesverfassungsgericht Brandenburg. Ihm wird zugetraut, gute Drähte zu Spendern aufzubauen.

Was steht auf Domberts Agenda?

An dem – an das Original angelehnten – Wiederaufbau des Kirchturms rüttelt Dombert nicht. Darauf wolle er sich konzentrieren und verstärkt um Spenden werben. Es sei Eile geboten, bei Ausreizung aller Fristen der Baugenehmigung habe die Stiftung nur vier Jahre Zeit für einen Baubeginn. Dombert verspricht sich vom Bau des Turms eine neue Qualität in der Debatte. „Eine Zeichnung von einem Haus lässt sich schwerer erklären als das Grundgerüst des Hauses. Genauso verhält es sich hier: Mit dem Turm der Garnisonkirche kann man sehr gut erklären, wofür die Garnisonkirche stehen wird“, sagte Dombert. Es gehe darum, Potsdam ein Wahrzeichen wiederzugeben. Zudem zeigte sich Dombert offen für den Bürgerdialog, der nach einer emotional aufgeladenen Auftaktrunde erst nach den Sommerferien wieder aufgenommen werden soll. „Wir können uns dem nicht entziehen“, sagte Dombert. Es gehe auch darum, sich zurücknehmen und auf das zu schauen, „was sich im Umfeld bewegt“.

Dombert zeigt sich offen für direkte Gespräche mit den Gegnern. Mit Blick auf die umstrittene Geschichte – als Soldatenkirche der Preußen und wegen des Handschlags zwischen Hitler und Hindenburg am 21. März 1933, dem „Tag von Potsdam“ – will Dombert die mit dem Wiederaufbau verknüpften Themen Versöhnung und Verantwortung stärken. Damit verbunden sei eine zukunftsorientierte Nutzung des Turms, die auf die Geschichte des Bauwerks deutlich Bezug nimmt, sagte er. Der Turm solle eine sichtbare Mahnung sein, ein Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit. Zeichen will er auch nach innen setzen. Dazu gehören ein Besuch in der Nagelkreuzgemeinde im britischen Coventry oder öffentliches Engagement gegen Rechtsextremismus und für Flüchtlinge.

Wie steht es um die Spenden?

Von den 40 Millionen Euro, die der originalgetreue Wiederaufbau des Turms kosten soll, fehlt noch rund die Hälfte. Zwölf Millionen will der Bund zuschießen, aber erst, wenn die Gesamtfinanzierung steht. Mit den eingeworbenen Spenden der 935 Mitglieder starken Fördergesellschaft konnten bereits einige Bauteile originalgetreu wiederhergestellt werden, darunter die Wetterfahne, die momentan noch am Baufeld ausgestellt ist. Mit der Vergabe von Zeichnungsscheinen wurden in den letzten Monaten Spendenzusagen in Höhe von 141.000 Euro eingeworben. Auf der von der Fördergesellschaft mitverantworteten Internetseite haben bislang mehr 12 600 Menschen für das Projekt unterschrieben.

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