PNN-Umfrage: So viele Mitglieder haben die Parteien: Die SPD ist jetzt in Potsdam größer als die Linke
Neue Nummer eins: Bei der Zahl der Mitglieder hat die Potsdamer SPD die Linke weit hinter sich gelassen - und ist damit jetzt die größte Partei in der Stadt.
Potsdam - Lange Jahre war die Linke die mitgliederstärkste Partei in Potsdam. Doch die Zeiten ändern sich: Inzwischen hat die Potsdamer SPD ihre Kontrahenten bei der Zahl der Mitglieder klar überholt und kann mit fast 1000 Mitgliedern in das Superwahljahr ziehen. Das hat eine PNN-Umfrage unter allen Parteien und Wählergruppen in Potsdam ergeben. Sie zeigt aber auch, dass die Parteien bis auf Ausnahmen fast alle vom Wachstum der Stadt profitieren können – und wachsen.
Innerhalb von drei Jahren gewann die SPD 200 Mitglieder
Vor zehn Jahren war das Bild noch anders: Damals hatte die Linke noch 1050 Mitglieder, während die SPD nur rund 750 Genossen zählte. Inzwischen haben sich die Verhältnisse nahezu umgekehrt. So zählten die Sozialdemokraten Ende 2018 genau 934 Mitglieder, fast 200 mehr als vor drei Jahren, wie ihr Parteichef David Kolesnyk vorrechnete.
Bemerkenswert ist der Zuwachs deshalb, weil die SPD im Bund und auch im Land zuletzt deutlich an Zustimmung verloren hat – allerdings hier in Potsdam zuletzt auch die Oberbürgermeisterwahlen und das einzige Bundestagsdirektmandat in Ostdeutschland gewinnen konnte. „Unser Durchschnittsalter liegt nach wie vor bei nur 50 Jahren“, so Kolesnyk. Gerade nach der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und vor dem Mitgliederentscheid zur großen Koalition in Berlin habe es viele Eintritte gegeben: „Und die neuen Mitglieder sind geblieben.“
Die Linke hat drastisch an Mitgliedern verloren
Dagegen hat die Linke in den vergangenen Jahren drastisch an Mitgliedern verloren. Inzwischen sind es nur noch 661 Genossen – wobei laut Kreischef Stefan Wollenberg noch 370 Mitglieder über 65 Jahre alt sind und nur 121 unter 40. Allerdings habe man in den vergangenen beiden Jahren zumindest einen deutlichen Zuwachs in den unteren und mittleren Altersgruppen verzeichnen können. „Wir sind optimistisch, dass diese Entwicklung sich im Wahljahr wieder verstärken wird“, sagte Wollenberg. Die sinkenden Einnahmen durch die Mitgliederverluste könnten derzeit noch durch Spenden und die freiwillige Erhöhung der Beiträge kompensiert werden. So seien im vergangenen Jahr rund 16 200 Euro an Spenden direkt beim Kreisverband eingegangen – wobei man Zuwendungen von Unternehmen grundsätzlich nicht annehme. Die Spender kämen aus dem Parteiumfeld, sagte er.
Bei der CDU stagnieren die Zahlen
Drittgrößte Partei ist in Potsdam die CDU. Allerdings stagnieren hier die Zahlen. Seit Jahren zähle man rund 445 Mitglieder, sagte Kreisverbandschef Götz Friederich. Vor fünf Jahren waren es noch knapp 500. Die meisten Mitglieder seien zwischen 36 und 55 Jahre alt. Auf Anfrage sagte er auch, gerade im vergangenen Oberbürgermeisterwahlkampf habe es ein enormes Spendenaufkommen gegeben. Darunter hätten sich aber keine Spenden befunden, die entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zu veröffentlichen sind. Die größten Spender könne man aus Datenschutzgründen nicht offiziell nennen, so Friederich. Auf diese Vorgaben verwiesen auch SPD und Linke.
Bei ihren Spendern geben sich die Grünen deutlich transparenter als die anderen Parteien. Kreisgeschäftsführer Jürgen Stelter sagte, 2018 hätte man knapp 20 000 Euro erhalten – zur Unterstützung des Oberbürgermeisterwahlkampfs. Zu den größten Spendern gehörten der Lichttechnik-Unternehmer Armin Bansbach, aber auch die hier wohnende Bundeschefin Annalena Baerbock. Zum Vergleich: 2014 – zur Kommunalwahl – haben die Grünen in Potsdam nur knapp 3800 Euro an Spenden erhalten. Auch die Mitgliederzahlen wachsen: Am Sonntag begrüßten die Grünen bei einem Neujahrsfrühstück das 300. Mitglied, rund 60 mehr als noch vor einem Jahr. Mit den Neueintritten sei auch der Altersschnitt gesunken, sagte Stelter. Unter den neuen Mitgliedern waren am Sonntag mit Raico Rummel und Matthias Lack auch Ex-Funktionäre der Linke, die zuletzt ihre Partei im Streit um das Polizeigesetz verlassen hatten.
FDP verzeichnet mehr Mitglieder
Über wachsende Mitgliederzahlen kann sich im Jahr der Kommunalwahl auch die Potsdamer FDP freuen. Derzeit habe man 191 Mitstreiter, erklärte Kreischefin Linda Teuteberg. Ende 2015, als die Partei noch in einer tiefen Krise steckte, gab es nur 155 Potsdamer Liberale. Der Altersschnitt liege bei knapp 48 Jahren. Die FDP hatte vergangenes Jahr auf die Aufstellung eines Oberbürgermeisterkandidaten verzichtet, um sich in diesem Jahr auf die Kommunalwahl konzentrieren zu können.
Von steigenden Mitgliederzahlen – allerdings noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau – berichtete AfD-Kreisvize Roman Kuffert. Aktuell habe man 103 Mitglieder, vor fünf Jahren waren es noch 46. Die meisten Mitglieder seien zwischen 40 und 60 Jahre alt. Alle Parteien wollen noch im Winter entscheiden, welche Persönlichkeiten sie für die Kommunalwahlen im Mai aufstellen. Den Beginn macht die SPD bei einem Sonderparteitag am nächsten Samstag.
Die Wählergruppen haben eine Sonderstellung
Eine Sonderstellung in Potsdam haben diverse im Stadtparlament vertretene Wählergruppen. Die meisten Wähler erreichte dabei zuletzt die alternative Die Andere, die derzeit über rund 110 aktive Unterstützer verfüge, wie ihr Urgestein Lutz Boede sagte. Derzeit arbeite man an den Kandidatenliste für die Kommunalwahl: „Darunter werden auch Personen sein, die vorher für andere Parteien in der Stadt engagiert waren – etwa bei den Grünen oder den Linken“, so Boede.
Auch beim Bürgerbündnis wird derzeit die Kommunalwahl vorbereitet, wie ihr Fraktionschef, der Babelsberger Immobilienökonom Wolfhard Kirsch, sagte. „Mutige Macher mit klaren Argumenten können mehr für die Stadt bewirken als jeder Parteienklüngel“, heißt es bereits auf der Internetseite der schon seit weit mehr als 20 Jahren aktiven Wählergruppe mit Wurzeln in der DDR-Bürgerbewegung.
Dagegen ist unklar, ob die Potsdamer Demokraten erneut antreten – die Wählergruppe hatte sich 2011 von der CDU abgespalten. Ihr schon über 75 Jahre alter Stadtverordneter Peter Schultheiß sagte, in Kürze würden die rund 70 Mitglieder bei einer Versammlung beraten, ob man zur kommenden Kommunalwahl wieder antrete. „Das gilt auch für meine Person.“