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Olaf Lücke (58) ist seit 2009 Hauptgeschäftsführer des brandenburgischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). 
© Andreas Klaer

Interview | Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke: „Die Lage verschärft sich von Tag zu Tag“

Die Folgen der Corona-Krise in Hotels und Restaurants sind enorm - deshalb forder die Dehoga Steuererleichterungen. Gerade kleine und mittelständische Betriebe seien in Gefahr.

Herr Lücke, der Bundesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes hat seine Mitglieder nach den Folgen des Corona-Virus befragt und am Montag dramatisch klingende Zahlen veröffentlicht. 76,1 Prozent der Betriebe berichten von teils erheblichen Umsatzeinbußen. Decken sich diese Ergebnisse mit Ihren Beobachtungen in Potsdam und Brandenburg?
 

Ja, die Lage ist ernst, und ein Ende des Abwärtstrends ist nicht absehbar. Wenn etwa die Umsatz- und Buchungsrückgänge im Tourismus und in Tagungshotels in der Umfrage mit 75 Prozent angegeben werden und in den Städten sogar 85,1 Prozent betragen, ist Potsdam sogar in zweifacher Hinsicht betroffen. Die Buchungsrückgänge in Berlin schlagen bis nach Potsdam durch, weil wir ja wissen, dass viele Berlin-Besucher auch zu einer Stippvisite in die Landeshauptstadt kommen.

Ihr Verband hat Hotels und Gaststätten in der letzten Woche befragt. Warum erst jetzt? Schließlich hat die Weltgesundheitsorganisation die Epidemie schon vor sechs Wochen als weltweites Risiko eingestuft.

Wir haben extra etwas abgewartet um zu beobachten, wie sich die Lage seit Januar über den Februar entwickelt, um dann ein belastbares, seriöses Ergebnis vorlegen zu können, aber auch, um hier keine Panik zu schüren. Mich hat das Resultat in zweifacher Hinsicht überrascht: Die Betroffenheit unter unseren Mitgliedern ist weitaus größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Und die Geschwindigkeit, mit der Firmen in diesen Wochen schwierigen Buchungen stornieren, ist ebenfalls viel größer, als ich prognostiziert hätte.

45 Prozent der Betriebe haben dem Dehoga zwischen 10.000 und 50.000 Euro Umsatzausfälle gemeldet, zehn Prozent sprechen von einem Minus zwischen 50.000 und 100.000 Euro, acht Prozent von einem Rückgang von 100.000 bis 500.000 Euro. Gerät die Branche auch in Potsdam und Brandenburg in eine Schieflage?

Das ist leider zu befürchten. Neun von zehn unserer Mitglieder sind klein- und mittelständische Betriebe. 25 Prozent von denen, die uns geantwortet haben, erwirtschaften einen Jahresumsatz von weniger als 250.000 Euro, 50 Prozent liegen unter 500.000 Euro. Die haben keinen großen Puffer.

In den ohnehin schwächeren Wintermonaten und etliche Wochen vor Beginn der Saison ist es keine gute Zeit, in der das Virus zu Stornierungen führt.

Richtig. Auch deswegen verschärft sich die Lage von Tag zu Tag. Ein Anzeichen dafür war für mich die Schnelligkeit, mit der die Unternehmen unsere Anfrage beantwortet haben.

Die Zahlen, die Sie in Brandenburg ermittelt haben, weichen nicht vom Bundesdurchschnitt ab?

Kaum. Drei von vier Betrieben melden Einbußen, allein bei den Restaurants sind es 27 Prozent. Betroffen ist aber vor allem das Firmengeschäft, über 90 Prozent berichten über Rückgänge bei Neubuchungen von durchschnittlich 38 Prozent.

CDU und SPD haben sich am Sonntag im Koalitionsausschuss der Bundesregierung auf ein Paket zur Abfederung von wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise geeinigt. Dazu sollen auch die Hürden für den Bezug von Kurzarbeitergeld deutlich gesenkt werden. Das entspricht den Forderungen Ihres Verbands.

Ja, das ist ein wichtiger Schritt. Die Schwellen für das Kurzarbeitergeld waren angesichts der Corona-Krise zu hoch. Auch, dass die Arbeitgeber unserer Branche die Sozialabgaben für die ausgefallenen Arbeitsstunden voll erstattet bekommen sollen, ist wichtig. Wie sollen Hoteliers und Restaurantbetreiber denn auch überleben, wenn ihnen wegen einer Krise, für die sie nichts können, die Gäste ausbleiben?

Sie haben auch Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen gefordert.

Das würde unseren Betrieben sehr helfen. Der Mehrwertsteuersatz für Essen sollte von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Und die Liquiditätshilfen, die wir wegen der Corona-Krise, die uns auch noch in den mauen Wintermonaten erwischt hat, gefordert hatten, sind ja beschlossen worden. Mal sehen, wie hoch sie ausfallen werden.

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