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Thomas Weinke, Ärztlicher Direktor des Bergmann-Klinikums (l.) und Oberbürgermeister Mike Schubert.
© Sebastian Rost

Coronakrise: Die Lage am Mittwoch in Potsdam

Die Zahl der Infizierten steigt auf 63, aber 500 Testergebnisse stehen noch aus. Sieben Erkrankte befinden sich auf der Intensivstation.

Potsdam - Die Corona-Pandemie nimmt nun auch in Potsdam dramatische Formen an. Zwar ist die Zahl der an Covid-19 Erkrankten auch am Mittwoch – Stand Nachmittag – gegenüber dem Vortrag erneut nur moderat gestiegen: von 59 auf 63. Drastisch erhöht hat sich allerdings die Zahl der Patienten, die in einem der beiden Krankenhäuser stationär behandelt werden müssen. Im kommunalen Bergmann-Klinikum stieg die Zahl der stationär aufgenommenen Erkrankten binnen 24 Stunden von drei auf 14. Zehn davon kommen aus Potsdam, vier aus dem Umland. 

Fünf Patienten werden künstlich beatmet

Sechs dieser Patienten befänden sich auf der Intensivstation, fünf müssten künstlich beatmet werden, sagte Thomas Weinke, ärztlicher Direktor des Bergmann-Klinikums, am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz. Alle Patienten auf der Intensivstation seien älter als 60 Jahre alt, hieß es. Auch im St. Josefs-Krankenhaus würden inzwischen fünf vermutlich an Covid-19 Erkrankte stationär behandelt, einer davon auf der Intensivstation, ergänzte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Die Zahl der Menschen, die direkten Kontakt mit einem Infizierten hatten und sich daher in häuslicher Quarantäne befinden, beträgt inzwischen mehr als 500.

Patienten aus Italien kommen nach Potsdam

Am Nachmittag wurde außerdem bekannt, dass das Bergmann-Klinikum zwei schwerst erkrankte Beatmungspatienten aus dem von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Italien aufnehmen wird. „Wenn Potsdam einen Beitrag zur Hilfe leisten kann und damit ein Zeichen der Verbundenheit setzt, helfen wir gerne“, sagte Schubert unter Verweis auf die Städtepartnerschaft mit Perugia.

Labore kommen nicht hinterher

Doch auch der noch immer relativ geringe Anstieg der Zahl von Neuinfektionen bietet keinen Anlass zur Entwarnung. Weil die Labore mit der Auswertung der Abstrichtests nicht mehr hinterherkommen, gehe er von einer erheblich höheren Zahl an tatsächlich Erkrankten aus, sagte Schubert. Aktuell stünden noch rund 500 Testergebnisse aus den vergangenen Tagen aus, präzisierte ein Rathaussprecher auf PNN-Anfrage. Die meisten mit dem Coronavirus infizierten Menschen kommen aus Babelsberg und aus Potsdam-West, sagte Potsdams Amtsärztin Kristina Böhm. Die erkrankte Person in einem Potsdamer Seniorenzentrum habe hingegen bislang keine weiteren Menschen angesteckt, sagte Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD). 

Abstrichzentrum zieht um

Eines der in Potsdam eingerichteten Abstrichzentren – jenes auf dem Gelände des St. Josefs-Krankenhauses – soll verlegt werden, kündigte Meier an. Am Freitag soll es seine Arbeit im nahezu leergezogenen Haus 2 des Verwaltungscampus in der Jägerallee aufnehmen. Hintergrund ist nach PNN-Informationen, dass die Wartenden unter anderem die Toiletten des St- Josefs-Krankenhauses nutzten und deshalb eine Durchmischung mit anderen Patienten befürchtet wurde. Ein zweites Testzentrum befindet sich wie berichtet in einer früheren Kita in der Pietschkerstraße Am Stern. 
Angesichts der Entwicklung komme es zunehmend zu Engpässen bei der Belieferung mit Schutzmasken, sagte Schubert. Noch vorhandene Vorräte an Masken und an Schutzkleidung würden vorrangig an die Krankenhäuser verteilt. „Wir müssen die Bestände auf die konzentrieren, die direkt mit den Patienten arbeiten“, so der Rathauschef. Potsdam versuche, alle Bestellwege auszunutzen, aber ohne die Hilfe des Bundes und des Landes könnten die Kommunen das nicht schaffen. 

Potsdamer sollen Masken nähen

Schubert appellierte an alle Potsdamer, einen Beitrag zur Entschärfung dieser Situation zu leisten. Alle Schneider, Nähstuben und Privatpersonen mit Nähmaschinen seien aufgerufen, Schutzmasken anzufertigen, sagte Schubert. Auch das Bergmann-Klinikum hatte einen solchen Aufruf gestartet. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) bat am Mittwoch alle Brandenburger Firmen dringend um Hilfe bei der Beschaffung von Schutzmasken und -kleidung sowie Desinfektionsmitteln für die Hausarztpraxen, um die ambulante Versorgung gewährleisten zu können. Wer noch Bestände habe, werde gebeten, sie den Praxen kostenlos zur Verfügung zu stellen, sagte KVBB-Vorstandschef Peter Noack.

Schubert fordert gemeinsame Strategie

Eindringlich appellierte Schubert an die Landesregierungen von Brandenburg und Berlin, eine „abgestimmte Strategie“ im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus zu entwickeln. Es pendelten weiterhin Menschen zwischen Berlin und Brandenburg, und da vor allem Potsdam. Dies werde sich auch nicht ganz unterbinden lassen. Daher bedürfe es einer gemeinsamen Linie beider Länder, forderte Schubert.

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