Landtagswahl Brandenburg: Der Vorwahlkampf in Potsdam hat begonnen
Am 1. September wird Brandenburgs Landesparlament gewählt. Der Kampf um die Direktmandate in Potsdam verspricht schon jetzt, spannend zu werden.
Potsdam - Nach den Kommunal- und Europawahlen steht in Potsdam die Landtagswahl an – und diese dürften auch in der Landeshauptstadt für durchaus spannende Ergebnisse sorgen. So entscheiden die Wähler am 1. September auch über mehrere Politikerkarrieren. Am Donnerstag haben die derzeit auftrumpfenden Grünen mit dem Enthüllen eines Großplakats am Alten Markt den Vorwahlkampf eröffnet. Die PNN geben einen Überblick, worum es in den drei Potsdamer Wahlkreisen geht.
SPANNUNG IN DER MITTE
Die 43 Jahre alte Landtagsabgeordnete Klara Geywitz tritt bei den Landtagswahlen wieder als SPD-Direktkandidatin im Innenstadt-Wahlkreis 21 an, zu dem auch Babelsberg und Potsdam-West gehören. Angesichts der akuten Schwäche der SPD könnte es einer der wenigen Wahlkreise in der Mark sein, in dem die Sozialdemokraten ein Direktmandat holten.
2014 hatte Geywitz den Wahlkreis mit rund 28 Prozent vor der damaligen Linken-Ministerin Anita Tack gewonnen, die sechs Prozentpunkte weniger erhielt. Diesmal tritt die Politologin gegen die 29 Jahre alte Linke-Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré an. Ein gefährlicherer Gegner könnten aber die Grünen sein. 2014 hatte deren Kandidatin Marie-Luise von Halem mit rund 16 Prozent bereits ein achtbares Ergebnis eingefahren.
Nun geht die 28-jährige Informatikerin Marie Schäffer ins Rennen, die auch Mitglied im Landesvorstand der Grünen ist und gerade in die Stadtverordnetenversammlung gewählt wurde. Bei der Kommunal- und Europawahl hatten die Grünen in Babelsberg, in der Innenstadt und im Potsdamer Westen abräumen können und wurden in weiten Teilen stärkste Kraft vor der SPD, die dort über Jahre dominiert hatte.
Für Geywitz wäre ein Erfolg in Potsdam auch in Bezug auf die Landespartei wichtig: Sollte diese bei der Wahl abgestraft werden, könnte die ambitionierte frühere Generalsekretärin der Landes-SPD wieder eine wichtige Rolle in der Partei spielen.
Auch die CDU hat durchaus eine Chance: Sie hat in dem Wahlkreis ihren frisch gekürten Stadtfraktionschef Clemens Viehrig (40) aufgestellt, der als Nachwuchshoffnung seiner Partei gilt. CDU-Vorgängerkandidat Wieland Niekisch kam 2014 auf etwa 18 Prozent.
Angesichts der traditionellen Schwäche von FDP und auch der AfD in dem Wahlkreis dürften deren Kandidaten, der FDP-Landesvorsitzende Axel Graf Bülow, und der Ökonom Helmar Wobeto, kaum eine Chance haben.
LINKE-DOMINANZ IM SÜDEN?
Für Linke-Zugpferd Hans-Jürgen Scharfenberg entscheidet sich am 1. September, ob er ein letztes Mal in den Landtag einziehen kann. Es wäre für ihn auch eine Genugtuung, nachdem die Stadtfraktion der Linken ihn als Fraktionschef entmachtet hat, obwohl er bei der Kommunalwahl in Potsdam von allen Kandidaten mit großem Abstand die meisten Stimmen gesammelt hatte. Daher ist es nun durchaus wahrscheinlich, dass es der 65-Jährige noch einmal wissen will und beim Wahlkampf alles gibt.
Zwar hatte seine Partei auch in ihren einstigen Hochburgen Drewitz, Am Stern, am Schlaatz und im Kirchsteigfeld Federn lassen müssen, dennoch geht Scharfenberg als Favorit im Kampf um das Direktmandat ins Rennen. 2014 hatte er seinen Wahlkreis mit mehr als 38 Prozent der Stimmen gewonnen. Es war das beste Ergebnis eines Linken-Kandidaten in Brandenburg.
Seine Gegner sind allerdings nicht zu unterschätzen: Für die SPD steht der 1986 geborene Daniel Keller in den Startlöchern, der gerade Chef der Stadtfraktion geworden ist. Der Vorsitzende des SV Motor Babelsberg gilt gerade in Sportkreisen als gut vernetzt. Gleichwohl hatte Scharfenberg noch 2014 mehr als 38 Prozent geholt, damals das beste Ergebnis eines Linke-Kandidaten in der Mark – das waren zehn Prozent mehr als die SPD-Kandidatin Ulrike Häfner damals holte.
Die CDU wiederum hat ihren 43 Jahre alten Generalsekretär und früheren Potsdamer Kreischef Steeven Bretz nominiert, der 2014 knapp 14 Prozent erreichte. Die Grünen holten damals nur einstellige Ergebnisse, die Partei ist in den Plattenbaugebieten traditionell schwächer. Nun hoffen die Grünen auf die 50-jährige Sozialanthropologin Frauke Havekost.
Stärker war im Süden zuletzt die AfD. Für die Rechtspopulisten tritt Chaled Uwe-Said an: Der 44-Jährige hatte bei den Kommunalwahlen rund 1600 Stimmen geholt, im Vergleich zu anderen AfD-Kandidaten ein durchschnittliches Ergebnis. Die FDP setzt auf die Kommunikationsdesignerin Andrea Ney (47).
EINE CDU-FAVORITIN IM NORDEN
Der Potsdamer Wahlkreis 19 ist besonders – wer ihn gewinnen will, muss sich auch in den CDU-Hochburgen Werder (Havel) und Schwielowsee durchsetzen. Daher kann die CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig erneut als die Favoritin gelten.
Bei der Landtagswahl 2014 hatte Ludwig die Nase vorn – mit 31,7 zu 29,4 Prozent vor dem damaligen Potsdamer SPD-Fraktionschef Mike Schubert, der jüngst die Oberbürgermeisterwahl gewonnen hat. Seit damals hat sie ihre Machtbasis sogar noch ausgebaut: Als Ortsvorsteherin von Golm hat sie gerade das Ergebnis der Union bei der Ortsbeiratswahl deutlich verbessern können.
Ludwigs Gegner heute ist der weitaus unbekanntere SPD-Stadtverordnete und Kriminalist Uwe Adler. Für die Linken – die im Norden zuletzt nur rund 17 Prozent erhielten – kandidiert die Lehrerin und Kreisvize-Chefin Tina Lange, die auch Stadtverordnete ist und im Wahlkampf auf ihren Mann bauen kann, den Linke-Bundestagsabgeordneten Norbert Müller. Die Grünen setzen auf Robert Funke, den 18-jährigen Sprecher der Grünen Jugend Brandenburg.
Für die AfD tritt Marlon Deter an, der als Spitzenkandidat bei der Kommunalwahl für die AfD in Werder knapp zehn Prozent holte.
Er ist in Potsdam weithin ebenso unbekannt wie der Lehrer Kay Martin, der für die FDP kandidiert.