Tourismus in Potsdam nach dem Lockdown: Der Sommer der Hoffnung
Potsdams Tourismus braucht eine erfolgreiche Saison zum Überleben. Auf den ersten Blick sieht es gut aus, doch es gibt Probleme.
Potsdam - Drei Wochen nach der Wiederöffnung der Hotels für Touristen blickt Potsdams Gastgewerbe hoffnungsvoll auf den Sommer. Doch die wirtschaftlichen Folgen des monatelangen Lockdowns und die Diskussion um die Delta-Variante machen Sorgen. Außerdem fehlen vermehrt Fachkräfte. Rund 20 000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an der Branche – neben den Angestellten in Hotellerie und Gastronomie sind das Mitarbeiter bei Zulieferern oder in den Schlössern, Gärten und Museen.
Jennert: "Potsdam hat noch Luft nach oben"
Wie berichtet lassen die Brandenburger Corona-Regeln seit dem 11. Juni wieder touristische Übernachtungen zu. Mit sinkenden Infektionszahlen wächst auch die Nachfrage. Landesweit gebe es sehr gute Buchungszahlen, so Raimund Jennert, Chef der stadteigenen Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG). „Potsdam hat aber noch etwas Luft nach oben.“ Die PMSG vermittelt auch Ferienwohnungen vieler kleiner Anbieter. „Die sind so gut wie ausgebucht.“ Offenbar ziehen viele Reisende ein eigenes Quartier vor, in dem man einfacher Distanz zu anderen Menschen halten kann. Darauf deuten auch Daten des Vermittlungsportals Hometogo hin, nach eigenen Angaben die größte Suchmaschine für Ferienunterkünfte weltweit. Das Portal hat die Suchanfragen für Ferienwohnungen in den ersten sechs Monaten 2021 für Reisen im Juli und August mit den Zahlen von 2019 verglichen. Demnach hat die Nachfrage in Potsdam um 31 Prozent zugenommen. In klassischen Zielen für Erholungsreisen ist der Trend noch deutlicher. So haben sich die Anfragen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz verfünffacht und für den Scharmützelsee fast verachtfacht.
Jennert hofft für Juli und August auf eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Jahr. Im Juli 2020 war fast das Niveau von 2019 erreicht worden, im August 2020 lagen die Zahlen sogar 19 Prozent über dem Vorjahreswert. Im Gegensatz zu anderen Städten könne Potsdam damit punkten, dass es neben Attraktionen für klassische Städtereisen auch Natur und Erholung zu bieten habe.
Der Sommer könnte für viele Betriebe im Gastgewerbe die letzte Chance sein. „Die Erfolge dürfen nicht durch unkontrollierte Kontakte, durch leichtsinniges Urlaubsverhalten aufs Spiel gesetzt werden“, sagt Olaf Schöpe, Präsident des Brandenburger Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Er erwarte eine Teststrategie für Urlaubsrückkehrer. „Eine nochmalige Schließung würde die Branche nicht überleben.“ Er wirbt deshalb bei den Brandenburgern darum, den Sommerurlaub in der Heimat zu verbringen.
Wegen Corona-Regeln 50 bis 60 Prozent Umsatz
Diskussionen um die Delta-Variante, eine vierte Welle oder einen weiteren Lockdown verunsichern nicht nur Gäste, sondern auch das ohnehin knappe Personal, so Schöpe. „Mitarbeiter sind unsicher, ob sie sich nicht eine andere Beschäftigung suchen sollen, Azubis und auch Betriebe zögern mit der Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag.“
Die Saison sei nun zwar angelaufen, heißt es bei dem Verband, und die Nachfrage sei gut. Doch das Bild der vollen Restaurants täusche, weil wegen Kapazitätsbeschränkungen nur 50 bis 60 Prozent des normalen Umsatzes erwirtschaftet würden. In den Hotels habe die Auslastung im Juni knapp über 50 Prozent gelegen – etwas unter dem Vorkrisenniveau. Für Juli und August seien es derzeit um die 60 Prozent. Allerdings gebe es noch Spielraum, weil viele Reisende sehr kurzfristig buchen.
Nur 8103 Besucher in Schlössern bis Ende Juni
Aus welchem tiefen Tal der Tourismus in Potsdam kommt, zeigen auch die Besucherzahlen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Die Schlösser zählen normalerweise zu Potsdams größten Attraktionen. Doch bis Ende Juni konnte die SPSG nur 8103 Besuche zählen. Das ist sogar weniger als im Vorjahr. Doch seien die Bedingungen auch verschieden, wie Sprecher Frank Kallensee erklärte. „Geöffnet waren hier in diesem Jahr nur die Schlösser Sanssouci und Cecilienhof – und dies erst seit dem 21. Mai.“ Geöffnet wurde erst wieder bei niedrigeren Inzidenzzahlen.
Weitere Potsdamer Häuser haben erst seit Donnerstag wieder geöffnet. So können erstmals überhaupt in diesem Jahr die Bildergalerie, die Neuen Kammern, die Römischen Bäder mit der Ausstellung „Das gläserne Gedächtnis – Die preußischen Schlösser in historischen Ansichten“ und das Neue Palais besucht werden. Auch das Besucherzentrum ist erst jetzt wieder geöffnet worden. Die Kapazität ist in allen Häusern beschränkt, es gilt Masken- und Registrierungspflicht. „Dies ist der große Unterschied zum Vorjahr.“ In Potsdam konnte die Stiftung am 12. Mai 2020 zunächst fünf Häuser und am 9. und 23. Juni des Vorjahres weitere vier Häuser öffnen und so bis Ende Juni 2020 insgesamt 19 436 Gäste begrüßen.
Noch offen ist, ob Schlössernacht stattfindet
Weiterhin unklar ist, ob am 20. und 21. August eine Schlössernacht stattfinden kann, nachdem für den Sommer schon etliche Open Airs in Deutschland abgesagt worden sind. Die Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, so Kallensee. Aus touristischer Sicht wünscht man sich solche Events auch beim Tourismusmarketing und bei der Dehoga. Sie seien Anlass für eine Reise, damit könne man werben, so Jennert.
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