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Der Fahrradbeauftragte von Potsdam, Torsten von Einem (li.), gemeinsam mit Fahrradfahrern beim Anradeln.
© Christoph Freytag

Radverkehr in Potsdam: Der Rad-Fahrplan für 2015

Die Fahrradsaison in Potsdam ist offiziell eröffnet. Für die Radfahrer in der Landeshauptstadt wird nun einiges getan. Ein Überblick.

Potsdam - Potsdams Radfahrer können sich dieses Jahr über einige Verbesserungen freuen: Ab Herbst soll in der Tiefgarage am Hauptbahnhof eine umzäunte, videoüberwachte Fahrradstation mit 550 Stellplätzen entstehen, kündigte Torsten von Einem bei der offiziellen Eröffnung der Fahrradsaison am Samstag auf dem Luisenplatz an. „Wir wollen vor allem den Berufspendlern etwas bieten“, sagte der Fahrradbeauftragte der Stadt. Die bisherigen 275 Abstellbügel am Hauptbahnhof sind derzeit völlig überfüllt.

Die neuen Stellplätze werden kostenpflichtig sein, von Einem rechnet mit Preisen von etwa einem Euro pro Tag und schätzungsweise zehn Euro im Monat. Das Projekt erhält 400.000 Euro Fördermittel, die Gesamtkosten werden von der Stadt auf 650.000 Euro geschätzt. Derzeit läuft die Ausschreibung um den Bau und den späteren Betreiber der Station. Im Laufe der nächsten Jahre plant die Stadt zudem eine weitere Fahrradstation auf der Südseite des Hauptbahnhofs.

Fahrrad-Leihsystem ausgebaut

Auch am Bahnhof Charlottenhof fehlt es an Abstellmöglichkeiten: Im Sommer sollen hier 150 neue Stellplätze entstehen. Möglich ist dies, weil bei der Errichtung der Aufzüge am Bahnhof im vergangenen Jahr mehrere Bäume gefällt worden waren. Dieser Platz steht nun für die Stellplätze zur Verfügung, so von Einem.

Um künftig noch mehr Potsdamer aufs Rad zu bringen, wird 2015 das Angebot des öffentlichen Verleihsystems Potsdam Rad ausgebaut, das durch das Unternehmen Nextbike betrieben wird: In Drewitz, am Schlaatz, in Kirchsteigfeld und am Stern sollen im Laufe des Jahres fünf oder sechs Ausleihstationen mit jeweils sechs Rädern errichtet werden. Bislang gibt es in der Stadt 24 Nextbike-Stationen mit rund 200 Rädern, 2014 gab es circa 14.000 Ausleihen, so Norman Niehoff vom Bereich Verkehrsentwicklung.

Neue Radwegweiser zeigen, wo es langgeht

Größere Radweg-Erneuerungen kündigte von Einem nicht an, mit einer Ausnahme: Der Uferweg am Templiner See wird weiter asphaltiert. Nachdem im vergangenen Jahr bereits die Strecke von der Kastanienallee bis Im Bogen erneuert worden war, kommen nun die knapp 1000 Meter zwischen Bahnhof Pirschheide und Seminaris-Hotel an die Reihe.

Für mehr Orientierung sollen mehrere Tausend neue Radwegweiser sorgen, die derzeit im Stadtgebiet aufgestellt werden, so von Einem: Die Wegweiser sollen Radwege ausschildern und über relevante Ziele mit Angabe der Entfernung informieren. Im Laufe des Frühjahrs solle Potsdam laut von Einem komplett beschildert sein, die Kosten liegen bei 120 000 Euro. Um den Radverkehr attraktiver zu machen wird es ab dem Frühjahr zudem mit der „Mobilitäts-Offensive“ eine neue Image-Kampagne geben, durch die auch für das Zufußgehen und den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) geworben werden soll.

Bundesweit steht Potsdam recht gut da, was das Radfahren angeht: Beim „Radklima-Test“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Februar belegte die Landeshauptstadt den vierten Platz in der Kategorie der Städte mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern und konnte damit seine Position vom letzten Radklima-Test im Jahr 2012 halten. Doch Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) will mehr: „Beim nächsten Mal wollen wir ganz nach vorne“, sagte der Politiker am Samstag. Das hieße jedoch, Münster vom Thron zu stoßen, seit Jahren Deutschlands unangefochtene Fahrradstadt Nummer eins.

Bis es so weit ist, muss noch viel getan werden, etwa beim Diebstahl, bei fehlenden Stellplätzen oder der Mitnahme von Rädern im ÖPNV. „In diesen Punkten besteht Handlungsbedarf“, sagte von Einem. Die Polizei setze schon vermehrt Zivilstreifen ein. „Helfen können auch eine Codierung durch die Polizei oder einen Fahrradhändler und ein gutes Schloss.“

Potsdam = aufstrebende Fahrradstadt?

Ulf Hildebrand, Leiter des ADFC Potsdam, hat trotzdem nur lobende Worte übrig: Die Stadt habe viel getan für die Fahrradfahrer, sagte er und nannte dabei den Radweg unter der Langen Brücke zur Speicherstadt, die Asphaltierung der Lindenallee zwischen Neuem Palais und Golm sowie den Uferweg auf Hermannswerder oder den Radweg am Havelufer. Völlig zufrieden ist auch er nicht: „Die Situation auf der Zeppelinstraße bereitet mir natürlich Bauchschmerzen.“ Vor allem zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee müssen Radfahrer auf der Nordseite praktisch auf dem Bürgersteig fahren.

„Wir werden uns dieses Jahr einen Teil der Zeppelinstraße für den Radverkehr holen“, kündigte Klipp kämpferisch an. Hintergrund sind Klipps umstrittene Umbau-Pläne, bei der die Zeppelinstraße zugunsten eines Radwegs auf zwei Spuren reduziert werden soll, auch eine Tempo-30-Zone war im Gespräch. Wie viele Potsdamer mit dem Rad fahren, ist schwer zu sagen, die letzte Zählung von 2008 ermittelte einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtverkehr, so von Einem. Potsdam scheint als aufstrebende Fahrradstadt anerkannt zu sein: Am 18. Mai findet schließlich hier der 4. Nationale Radverkehrskongress statt.

Lesen Sie weiter: Potsdam - Auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt >>

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