SC Potsdam: Der Olympia-Enttäuschung folgt ein Liga-Sieg
Nach ihrem Scheitern mit der deutschen Nationalmannschaft beim Rio-Qualifikationsturnier kann sich Volleyballerin Wiebke Silge immerhin über einen guten SC-Potsdam-Jahresauftakt freuen. Silges Vereinsmannschaft gewinnt 3:1 gegen Straubing und setzt damit den positiven Trend fort.
Im ersten Bundesligaspiel 2016 haben die Volleyballerinnen des SC Potsdam nahtlos dort weitergemacht, wo sie Ende des vergangenen Kalenderjahres aufgehört hatten: Mit dem 3:1 (25:21, 25:18, 19:25, 25:20)-Sieg gegen Aufsteiger Nawaro Straubing fuhren die Potsdamerinnen am Mittwochabend nämlich vor 607 Zuschauern in der MBS-Arena ihren dritten drei Punkte bringenden Erfolg in Serie ein.
In der Bundesligatabelle bleibt die Mannschaft des zum Saisonende abtretenden Cheftrainers Alberto Salomoni damit zwar vorerst Siebter, befindet sich aber nur einen Punkt hinter Rang sechs, der die angestrebte direkte Play-off-Qualifikation garantiert. Und selbst noch höhere Regionen des Klassements sind in Reichweite. Wiesbaden liegt auf dem dritten Platz nur drei Zähler vor dem SC Potsdam, der am Samstag ab 19 Uhr sein nächstes Spiel bei den unmittelbar hinter ihnen rangierenden Ladies in Black Aachen bestreiten wird.
In Ankara platzte der Traum von Rio
„Für das Selbstvertrauen des Teams“, sagte SCP-Spielerin Wiebke Silge, „ist es sehr gut, wenn man nach dreiwöchiger Ligapause gleich wieder mit einem Sieg startet.“ Für sie persönlich war der Erfolg derweil noch ein bisschen wohltuender als für die Mitstreiterinnen, denn das noch junge Volleyballjahr 2016 hat aus ihrer Sicht bereits eine Woche zuvor mit einer bitteren Enttäuschung begonnen.
Beim Olympia-Qualifikationsturnier in Ankara platzte für Wiebke Silge, derzeitig die einzige Potsdamer Akteurin im deutschen Frauen-Nationalkader, der Traum von einer Rio-Teilnahme. „Wir haben alles gegeben und auch gut gespielt. Aber am Ende hat es leider nicht gereicht“, urteilte die Mittelblockerin über das Turnier, bei dem die „Schmetterlinge“ – so der Beiname von Deutschlands weiblicher Volleyballauswahl – trotz positiver Bilanz von zwei Erfolgen und einer Niederlage schon in der Vorrunde ausschieden und damit keine Chance mehr haben, zu den Sommerspielen in Brasilien flattern zu können.
Erstmals seit 1992 Olympia ohne deutsche Teams
Zum dritten Mal nacheinander sind die Damen damit nicht bei Olympia vertreten. Weil am vergangenen Wochenende dann auch die schwarz-rot-goldenen Männer die Qualifikation verpassten, findet erstmals seit 1992 ein olympisches Volleyballturnier gänzlich ohne deutsche Beteiligung statt. Ein Umstand, der nach Auffassung von Wiebke Silge „extrem ärgerlich“ sei. „Olympia ist immer eine besondere Möglichkeit, um hierzulande richtig viel Aufmerksamkeit für unseren Sport zu bekommen. Das geht uns jetzt verloren. Letztendlich müssen wir aber damit leben und nach vorne schauen.“
In ihrem Fokus steht dabei nun ausschließlich die Arbeit beim SC Potsdam. Zu dem ambitionierten Brandenburger Verein war Wiebke Silge im zurückliegenden Sommer gewechselt. Dort ist sie mit ihren 19 Jahren eine der Jüngsten im aktuellen Bundesligakader und mit 1,90 Meter zugleich die Größte. Jedoch ragt sie nicht nur in puncto Körperhöhe heraus. Auch hinsichtlich ihrer Leistung, die sich wie die der gesamten Mannschaft schrittweise im Saisonverlauf gesteigert hat, gehört Wiebke Silge zu den SCP-Leuchttürmen. Sie besticht durch tückische Aufschläge, mit denen sie die Gegner stark unter Druck setzt, und zeigt bei der Blockabwehr am Netz sowie beim Angriff große Durchsetzungskraft.
Eine Zeitungsanzeige brachte Silge zum Volleyball
Dieser Entschlossenheit hat die junge Frau, die auf und neben dem Feld stets besonnen wirkt und viel Ruhe ausstrahlt, eine rasante sportliche Entwicklung zu verdanken: 2011 ging die Westfälin auf das Sportinternat ihrer Geburtsstadt Münster, im Alter von nur 16 Jahren stand sie dann bereits für den dortigen USC erstmalig auf dem Bundesliga-Parkett, nur ein Jahr später folgte das Debüt im Dress der Frauen-Nationalmannschaft.
Den Anfang hatte diese steile Volleyballlaufbahn einst mit einer Zeitungsanzeige des BSV Ostbevern genommen. „Meine Mama hatte die gesehen und mich dann einfach mal zum Training geschickt. Es hat mir gleich Spaß gemacht“, erinnert sich Wiebke Silge. „Ich hatte auch noch Tennis gespielt. Weil ich es aber schöner finde, mit Leuten zusammenzuspielen, anstatt nur für sich alleine zu kämpfen, fiel meine Wahl dann auf Volleyball.“
Vergangene Monate brachten viele neue Erfahrungen
Eine weitere wichtige Karriereentscheidung traf sie schließlich 2015. Nachdem die Gymnasiastin ihr Abitur abgelegt hatte, wollte sie ihren sportlichen Erfahrungsschatz erweitern und suchte sich einen neuen Verein. Es wurde der SC Potsdam, wo sie zunächst einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. Einer Verlängerung scheint sie durchaus zugeneigt, wie man aus ihren Bekundungen heraushören kann: „Hier kann ich mich gut weiterentwickeln. Nach den ersten Monaten kann ich sagen, dass alles positiv ist.“
Aber auch aufregend, denn mit dem Wechsel ist sie zugleich in eine unbekannte Welt gesprungen: die erste eigene Wohnung, die sie sich mit Teamkollegin Nadja Schaus teilt, die Eindrücke im Training und Umfeld eines anderen Clubs, die ersten Wochen als Bauingenieurwesen-Studentin an der Fachhochschule. „Das ist wirklich viel Neues für mich“, sagte Wiebke Silge am Mittwochabend in der MBS-Arena. „Mir gefällt das aber so und ich freue mich darauf, noch weitere neue Erfahrungen zu sammeln.“
Nun lebt der Traum von Olympia in Tokio
Aus rein sportlicher Sicht wäre in dieser Saison der Bundesliga-Halbfinaleinzug ein erhofftes Erlebnis – sowohl für den SCP als auch sie wäre es eine Premiere. Und zudem hegt die Potsdamer Spielerin mit der Trikotnummer zehn ja auch weiterhin einen anderen Traum, dessen Verwirklichung nunmehr für das Jahr 2020 angepeilt wird: Als dann 24-Jährige möchte Wiebke Silge mit Deutschlands Volleyballfrauen bei den Olympischen Spielen in Tokio aufschlagen.
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