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Bürgerinitiative und Nachbarschaft informieren über die Wohnanlage "Nutheschlange".
© Andreas Klaer/PNN

Fest der Bürgerinitiative: Der Kopf der Nutheschlange soll bleiben

Mit einem kleinen Fest machte die Bürgerinitiative Nutheschlange erneut mobil gegen den geplanten Abriss der Terrassenhäuser. Sie fürchten, dieser wäre nur der Anfang.

Potsdam - Es ist ein buntes Treiben, das den Besucher hier erwartet. Farbige Wimpelketten sind quer über den Weg gespannt. Auf die Pflastersteine haben Kinder mit Kreide ein paar Zeichnungen gemalt. Eine davon zeigt so etwas Ähnliches wie ein Knäuel. Vielleicht sind es auch verschlungene Pfade, die hier auf den Belag des Weges gezeichnet wurden. Oder eine Schlange. „Ich habe das hier gemacht“, meldet sich ein kleiner Junge, der ganz in der Nähe mit seinem roten Laufrad beschäftigt ist. Mit Kreide verziert der sechsjährige Rici jetzt nicht mehr die Pflastersteine, sondern einen Reifen seines Laufrades. Und dabei erklärt er auch, was es mit seiner Knäuelzeichnung auf sich hat. Diese zeige eine Rennstrecke.

Ein Knäuel ist es also nicht. Auch keine Schlange, die ihren Körper in sich verschlungen hat. Obwohl dies ein passendes Motiv wäre. Denn der Weg, auf den Rici seine Rennstrecke gemalt hat, führt im Potsdamer Stadtteil Zentrum Ost mitten durch die Bauten der Nutheschlange – jenem langgezogenen Bauensemble, das sich neben der Nuthestraße entlangschlängelt. 

An diesem Donnerstag, dem Tag der Deutschen Einheit, hat die Bürgerinitiative Nutheschlange zu einem kleinen Fest geladen. Einige Dutzend Menschen sind gekommen. Und hier malt der sechsjährige Rici nun mit kindlicher Unbeschwertheit mit seiner Kreide. Doch der Anlass für das Fest ist aus Sicht der Initiatoren keineswegs ein fröhlicher. Denn die Initiative wendet sich gegen den von der Pro Potsdam geplanten Abriss der Terrassenhäuser, die quasi den Kopf der Nutheschlange bilden. Mit der Veranstaltung will die Initiative auf die gegenwärtige Situation aufmerksam machen. Und die sei eben richtig unbefriedigend. 

„Wir fordern Transparenz“, sagt Oliver Buchin. Er war im vergangenen Sommer maßgeblich an der Unterschriftensammlung beteiligt, mit der unter anderem eben jene Transparenz von der Pro Potsdam gefordert wurde. Denn das Unternehmen, so der Vorwurf der Initiative, habe bislang nicht die genauen Gründe belegen können, warum es die Terrassenhäuser schon bald abreißen will. 

Die Pro Potsdam sieht gravierende Mängel

Unternehmenschef Bert Nicke und Petra Runge, Leiterin der Hochbauabteilung des städtischen Unternehmens hatten im Sommer bei einem Termin vor Journlisten die aus ihrer Sicht bestehenden Mängel beschrieben. So habe kein Statiker die Standfestigkeit des Außenmauerwerks nachweisen können. Die Außenmauerwände bestünden nur aus einer Schicht Ziegelmauerwerk, dahinter folge eine Dämmung und eine Trockenbauwand. Da das Außenmauerwerk porös sei, dringe Feuchtigkeit ins Innere ein. Auch die Dach- und Terrassenabdichtungen seien mangelhaft. 

Die Architekten der Nutheschlange, das Ehepaar Doris und Hinrich Baller, haben die Pro Potsdam für ihre Mangelanalyse immer wieder scharf gerügt. Auch Julia Laabs von der Bürgerinitiative sagt, „der Schaden ist jetzt nicht so, dass er einen Abriss legitimiert“. Laabs’ Schwester Anja, ebenfalls Mitglied der Initiative, fügt hinzu, die Pro Potsdam habe bislang keinen vernünftigen Vergleich zwischen den beiden Varianten – Erhalt einerseits und Abriss sowie Neubau andererseits – darlegen können. Es fehle eine vergleichende Wirtschaftlichkeitsberechnung. Auch eine nachvollziehbare Umweltbilanz mit Blick auf das Klima müsse auf den Tisch. 

Die Initiative fürchtet einen Komplettabriss

Die beiden Geschwister, die auch Stadtverordnete für die Vereinigung Die Andere sind, werfen der Pro Potsdam auch vor, dass sie Informationen zurückhalte. „Es gibt kein Rankommen an die Gutachten“, sagt Julia Laabs. Man würde gern mehr Einblick haben, was Sachverständige im Auftrag der Pro Potsdam nun genau festgestellt hätten. Und dann schiebt sie noch nach: Es gebe die Befürchtung, dass der Abriss der Terrassenhäuser „der Türöffner ist“, um weitere Teile der Nutheschlange abzureißen. Die Pro Potsdam hatte diesen Vorwurf auf einer Bürgerversammlung vor einigen Monaten zurückgewiesen. Man habe schließlich an vielen Teilen der Nutheschlange schon massive Investitionen getätigt. 

Während an diesem Donnerstag das Fest auf dem Weg rund um Ricis Zeichnung weitergeht, zeigen Anja und Julia Laabs ein paar Meter weiter auf die riesige Terrasse, die mit dem Kopfbau der Nutheschlange verschwinden würde. „Die Betonstelen, die sie hier sehen, die waren komplett bewachsen“, sagt Anja Laabs. „Ich habe hier selbst einmal gewohnt.“

Jetzt ist das Grün zu großen Teilen bereits weggerissen. Die angrenzenden Wohnungen sind schon lange leergezogen, nur die Tiefgarage ist noch in Betrieb. Und dann verweist Anja Laabs noch auf das komplexe Entwässerungssystem. Die Pro Potsdam verstehe von dieser komplizierten Drainage nicht genügend. „Das hier, das können die nicht.“ Überhaupt pflege die Pro Potsdam die Nutheschlange und ihre Außenanlagen nicht mit dem nötigen Sachverstand. Laabs zeigt auf einen Baum, der auf einem kleinen Hügel steht. Ein Teil der oberen Wurzeln liegt völlig frei. Auch so etwas, sagt Laabs, sei eben ein Pflegedefizit.

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