Schwimmbad blu in Potsdam: Der „Badebunker“ ist beliebt
Der Steuerzahlerbund kritisiert das Potsdamer Schwimmbad blu als zu teuer. Dass die Bürger mitentschieden und das Bad gut besucht ist, spielte keine Rolle.
Potsdam - Ob das blu genutzt wird, es bei den Potsdamern ankommt, hat sich der Steuerzahlerbund nicht angeschaut. Der Verband schaut auf die Kosten und darauf, dass es in Brandenburg insgesamt 23 Thermen und Freizeitbäder gibt, davon 14 kommunal betriebene. „Die Dinger sind viel zu teuer und passen nicht in die Landschaft“, sagt Ludwig Zimmermann.
Es ist das einzige in Brandenburg angeprangerte Projekt
Der Chef des Steuerzahlerbundes Brandenburg hat am Dienstagmorgen auf dem Alten Markt einen Stehtisch aufgebaut, zeigt an diesem gemeinsam mit einem Kollegen das bundesweite Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes, das in diesem Jahr für Brandenburg nur ein einziges Projekt anprangert: das im Juni 2017 eröffnete Sport- und Spaßbad blu auf dem Brauhausberg. Weil es statt der ursprünglich geplanten 23 am Ende 42 Millionen Euro kostete und auch, weil der „Badebunker“ an der falschen Stelle gebaut worden sei. „Das Leipziger Dreieck muss komplett neugestaltet werden. Der Standort ist falsch“, sagt Jürgen Müller, der beim Brandenburger Steuerzahlerbund für die Begutachtung von Baumaßnahmen zuständig ist und früher beim Landesrechnungshof gearbeitet hat. Besucherzahlen? Nein, sagen die beiden Steuerschützer, die würden sie nicht kennen.
Aber was die Besucherzahlen angeht, übertrifft das blu, dessen Bau auch in Potsdam heftig umstritten war, die Erwartungen. Vor allem der Sportbereich trifft den Nerv der Potsdamer. Bis Ende Mai, also knapp ein Jahr nach Eröffnung, wurden dort 250 000 Besucher gezählt, 38 Prozent mehr, als geplant. Den Familienbereich, dessen Ausgestaltung mehrfach als etwas lieblos kritisiert wurde, besuchten knapp 144 000 Badegäste, womit die Erwartungen erfüllt wurden. Noch zu Jahresbeginn hatten hier die Zahlen über Plan gelegen, danach ging das Interesse zurück. Der besonders preisintensive Saunabetrieb hingegen blieb mit fast 37 000 Gästen rund sechs Prozent unter den Annahmen.
Von den Stadtwerken gab es keine Reaktion
Die Stadtwerke, die das blu bauen ließen und es betreiben, reagierten bis Redaktionsschluss trotz Anfrage nicht auf die Kritik vom Steuerzahlerbund. Stellung bezogen hingegen mehrere Politiker, zum Beispiel die Potsdamer Landtagsabgeordnete Klara Geywitz (SPD). Sie könne die Kritik des Steuerzahlerbundes nicht nachvollziehen, sagt sie. Über die Schönheit des Baus könne man vielleicht diskutieren, „aber der Bedarf ist klar gegeben“. Potsdam sei sogar trotz blu noch eher unterversorgt mit Schwimmmöglichkeiten, gerade für den Vereinssport. Der SPD-Stadtverordnete und ehemalige Vorsitzende der Badkommission Daniel Keller verwies darauf, dass die Potsdamer Bürger in einem einmaligen Beteiligungsverfahren über den Standort der Schwimmhalle entschieden hätten. „Es beteiligten sich 52,8 Prozent aller Potsdamer an der abschließenden Befragung über den Standort, mehr als bei mancher Kommunalwahl“, so Keller.
Am Ende sprachen sich zwei Drittel aller Teilnehmer für den heutigen Standort aus, der – das sei auch damals bekannt gewesen – teurer sein würde, als eine Errichtung im Potsdamer Norden. „Dieses Votum sollte auch der Bund der Steuerzahler nun nicht nachträglich in Frage stellen“, so Keller. Gleichzeitig meint der SPD-Politiker einen anderen Fall für den Steuerzahlerbund ausgemacht zu haben: Die Debatte um den Erhalt des Minsk. Es sei von Anfang an geplant gewesen, einen Teil der Bad-Investitionssumme durch die Erlöse der Nachbargrundstücke zu refinanzieren, erklärt Keller. „Das wollen heute offensichtlich nicht mehr alle Stadtverordneten, die das damals beschlossen haben.“
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