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Statt Hotel Mercure: Pläne für Lustgarten: Demonstrieren statt schlafen

Die Stadt hat die Sanierungsziele für den Lustgarten vorgelegt. Statt des Mercure-Hotels soll eine "Wiese des Volkes" entstehen – für verschiedene Zwecke. Doch es gibt Kritik an dem Verfahren.

Potsdam - Die PNN hatten schon am Dienstag darüber berichtet, am gestrigen Donnerstag wurden die Pläne für den Lustgarten und das Mercure-Hotel nun offiziell vorgestellt – samt Details und Zeitplan. Spätestens März könnten die Sanierungsziele aus Sicht von Stadtplanungschef Andreas Goetzmann beschlossene Sache sein, bis zur Sommerpause dann der Finanzierungsplan stehen.

Mit den Sanierungszielen würde festgelegt, dass jede Baumaßnahme, die an dem Gebäude vorgenommen würde, von der Stadt genehmigt werden müsste – innen wie außen. Das Kalkül ist folgendes: Sanierungen und alles, was in irgendeiner Weise den Wert des DDR-Baus steigern würde, würden dann nicht mehr genehmigt, so dass das Gebäude langsam verfallen und eines Tages zu einem günstigen Preis zum Verkauf stünde. Dann könnte die Stadt zuschlagen und es abreißen.

"Wiese des Volkes" zum Sonnen, Entspannen und auch Demonstrieren

Was dann anstelle des Hotels kommen soll und wie der übrige Lustgarten gestaltet werden könnte, hat die Stadt beziehungsweise der Sanierungsträger in einem sogenannten Masterplan zusammengefasst. Er ist das Ergebnis eines Werkstattverfahrens, das 2015 durchgeführt wurde. Laut diesem Masterplan soll auf dem Hotelgrundstück eine „Wiese des Volkes“ entstehen. Entworfen wurde diese von einem Team aus den Städtebau-Büros Machleidt GmbH und Atelier Loidl. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Rasenfläche, die zum Sonnen, Entspannen oder Spielen genutzt werden könnte. Aber auch für Demonstrationen sei sie geeignet, so Goetzmann. Am alten Landtag habe dies ja immer ein wenig „bescheuert“ ausgesehen und etwas von einer „Abstellkammersituation“ gehabt. Und auch am jetzigen Landtag gebe es bislang keinen guten Ort dafür, der Alte Markt sei zu intim und kaum im Stadtgeschehen wahrnehmbar. Anders wäre es laut Goetzmann hingegen auf der „Wiese des Volkes“, die zudem nah am Plenarsaal an der Breiten Straße liegen würde.

Auch die übrigen Teile des Lustgartens sollen überwiegend nach den Vorstellungen von Machleidt und Loidl gestaltet werden, unter anderem durch eine Vergrößerung des Neptunbassins. Aber auch Vorschläge eines zweiten Teams wurden übernommen – bestehend aus der WES Landschaftsarchitektur GmbH und dem Büro Scheuvens und Wachten. Sie sehen einen terrassierten Garten am südlichen Ende des Lustgartens vor, außerdem sind dort mehrere Gebäude geplant, die gastronomisch, kulturell oder sogar als kleinere Hotels genutzt werden könnten.

Werkstattverfahren: 450 Nutzer beteiligten sich an Online-Diskussionen

Durchgeführt wurde das Werkstattverfahren zum Lustgarten vom Sanierungsträger, der als Treuhänder der Stadt fungiert. Sanierungsträger-Geschäftsführer Bert Nicke sprach von einem großen Erfolg und hoher Beteiligung – an dem 500 000 Euro teuren Verfahren hatte es zuvor auch Kritik gegeben. Auf der eigens für das Werkstattverfahren eingerichteten Webseite seien 80 000 Besuche registriert worden, sagte Nicke. Über 450 Personen hätten sich aktiv an den Online-Diskussionen beteiligt. Über den Inhalt der Beiträge und ob sich mehr Menschen für oder gegen den Abriss des Mercure-Hotels ausgesprochen hätten, sagte er nichts. Es sei nicht Aufgabe des Sanierungsträgers gewesen, die Bürger in irgendeiner Form abstimmen zu lassen, so Nicke.

Die Mühe, die Online-Beiträge inhaltlich auszuwerten, hat sich schon vor einigen Monaten die Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ gemacht, die sich der Würdigung der Architektur der Ostmoderne verschrieben hat. Ihr Ergebnis: 17,3 Prozent hätten sich für einen Erhalt ausgesprochen und nur neun Prozent für einen Abriss. Sprecher André Tomczak wiederholte am Donnerstag seine Kritik an dem Verfahren. Es sei keineswegs ergebnisoffen gewesen, stattdessen seien die Planungsbüros explizit auf die durch das Hotel verbaute Sichtachse zwischen Neptunbassin und Stadtschloss hingewiesen worden. Außerdem sei der finanzielle Aspekt vollkommen außen vor gelassen worden. Tatsächlich gibt es noch keinen konkreten Plan, wie der Ankauf und der Abriss des Hauses finanziert werden sollen. Die Stadt spekuliert unter anderem auf Fördermittel und Erlöse aus Grundstücksverkäufen.

Und noch von einer anderen Seite kam am Donnerstag Kritik an dem Werkstattverfahren. Mercure-Hotelchef Marco Wesolowski beklagte, dass er erst am Donnerstag erfahren habe, wie der Masterplan aussehen soll, obwohl er selbst als Sachgutachter beteiligt war. Laut Absprache hätte er die Unterlagen vorab bekommen sollen, das sei aber nicht passiert.

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