30 Jahre Mauerfall: Das Festprogramm für Potsdam
Das Programm zum 30. Jahrestag des Mauerfalls - und der Öffnung der Glienicker Brücke steht fest. Es wird gemeinsam gesungen, Videoinstallationen präsentiert und eine Fotoausstellung gezeigt.
Potsdam - Sie war die Agentenbrücke, hier tauschte man Spione zwischen Ost und West aus. In der DDR hieß sie offiziell „Brücke der Einheit“ – so stand es in den Stadtplänen von Potsdam. Und doch war die Glienicker Brücke geradezu ein Symbol der deutschen Teilung. Steven Spielberg hat ihr mit „Bridge of Spies“ ein Denkmal gesetzt.
Am 10. November 1989, einen Tag nach dem Mauerfall, hob sich auch hier auf der Glienicker Brücke, direkt an der Grenze zwischen Potsdam und Berlin, der Schlagbaum für die Menschen aus der DDR. Von Potsdam aus konnte man hier von nun an in den Westteil Berlins gelangen. Aus Anlass des 30. Jahrestages dieses Ereignisses wird es in diesem Jahr am 10. November eine Reihe von Veranstaltungen rund um das geschichtsträchtige Brückenbauwerk geben. So sollen ab 16 Uhr sowohl auf der Potsdamer als auch auf der Berliner Seite der Brücke Videoinstallationen des Regisseurs Jens Arndt zu sehen sein. Dabei will der Filmemacher auch historische Aufnahmen zum Mauerfall präsentieren.
Öffentliche Matinee im Schloss Glienicke
Bereits ab 10 Uhr am selben Tag soll die Fotoausstellung mit historischen Bildern direkt auf der Brücke eröffnet werden. Für 11 Uhr ist im nahen Schloss Glienicke eine festliche Matinee geplant. Dazu werden die Bürgermeisterin des Bezirks Steglitz-Zehlendorf Cerstin Richter-Kotowski (CDU), und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), sowie der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Christoph Martin Vogtherr, erwartet. Der Autor Thomas Blees wird auf der Veranstaltung einen Vortrag über die Glienicker Brücke als Schauplatz der Geschichte halten. Der Kleinmachnower Fotograf Bernd Blumrich will im Rahmen der Matinee über seine Erinnerungen an den Mauerfall berichten. Außerdem soll auf der Veranstaltung im Schloss Glienicke der Film „Geheimnisvolle Orte – Klein Glienicke“ von Jens Arndt gezeigt werden. Interessenten können sich für diese Matinee im Internet auf der Seite www.rm-berlin-sw.de anmelden. Der Eintritt ist kostenlos.
Woidke berichtete von persönlichen Erlebnissen
Bei der Vorstellung des Potsdamer Programms zu 30 Jahren Mauerfall erinnerte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Montag vor Journalisten an die emotionalen Ausschläge, die durch die Maueröffnung damals bei vielen Deutschen in der DDR ausgelöst wurden. „Wahnsinn“ war so ein Wort, das damals immer fiel. Woidke, selbst in der DDR aufgewachsen, berichtete am Montag davon, wie er ganz persönlich den Mauerfall erlebte. Er habe damals am Rosenthaler Platz in Berlin gewohnt und sei dabei gewesen, als am 9. November 1989 an der Bornholmer Straße die Grenze aufgemacht wurde. „Ich denke immer wieder daran zurück“, sagte Woidke. Und als er in jener denkwürdigen Nacht gemeinsam mit vielen anderen Menschen die Grenze passierte, sei neben dem Glück der Freiheit auch „ein Gefühl der Angst“ dabei gewesen. Es war die Furcht, vielleicht nicht mehr zurück in die DDR gelassen zu werden, bekannte Woidke.
Mit dem Fall der Mauer 1989 waren 28 Jahre sozialistisches Freiluftgefängnis inklusive Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen überwunden. Der Opfer dieses fast drei Jahrzehnte währenden tödlichen Grenzregimes will man im Rahmen der Feierlichkeiten am 10. November um 13.30 Uhr an Wieland Försters Bronzeskulptur „Nike 89“ gleich neben der Glienicker Brücke auf Potsdamer Seite gedenken. Dazu werden neben Oberbürgermeister Schubert auch Uta Gerlant, Leiterin der Gedenkstätte Lindenstraße, und der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54, Claus Peter Ladner, erwartet.
Online zu Führungen anmelden
Ab 14 Uhr soll es ebenfalls von der „Nike 89“ aus mehrere Führungen entlang der einstigen Mauer geben. Hierzu kann man sich im Internet unter www.rm-berlin-sw.de anmelden. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos. Auch optisch soll die Glienicker Brücke bei den Feierlichkeiten zu 30 Jahre Mauerfall gut in Szene gesetzt werden. So ist geplant, das symbolträchtige Bauwerk am 9. und 10. November jeweils von 16 bis 22 Uhr festlich zu beleuchten. Die Dankbarkeit über den Mauerfall soll am 10. November auf der Glienicker Brücke auch musikalisch hörbar werden. So steht auf dem Festprogramm ab 17.45 Uhr ein gemeinsames Singen von Schillers „Ode an die Freude“ in der allseits bekannten Vertonung von Beethoven. Schulchöre aus Potsdam und Steglitz-Zehlendorf werden die Sangeslustigen dabei unterstützen.
Die zentrale Festveranstaltung des Landtages Brandenburg und der Landesregierung zu 30 Jahren Friedlicher Revolution soll indes am 10. November um 16 Uhr in der Potsdamer Nikolaikirche stattfinden. Ein Podiumsgespräch mit Zeitzeugen ist dabei in der Kirche geplant.
Was den Namen der Glienicker Brücke angeht, so wurde Oberbürgermeister Schubert auf der Pressekonferenz am Montag gefragt, ob man dem Bauwerk angesichts der erreichten staatlichen Einheit nicht seine DDR-Bezeichnung „Brücke der Einheit“ zurückgeben solle. Schubert sagte, als Untertitel könne er sich das durchaus vorstellen.