"Heimatstern" am Freitag eröffnet: Das etwas andere Kinderheim in Potsdam
Der innovative Neubau "Heimatstern" könnte Vorbild für andere Heime sein, sagt Designerin Jette Joop, die sich für den Bau des Kinderheims eingesetzt hatte.
Potsdam - „Das ist mein Zimmer!“, ruft ein kleines Mädchen fröhlich und und legt seine Jacke auf das nagelneue Bett. Dann probiert es die Türen des Kleiderschrankes aus. Zum ersten Mal durften die Kinder am Freitag in ihrem neuen Zuhause herumtollen und auf Entdeckungstour gehen. Am Freitag wurde der Kinderheim-Neubau „Heimatstern“ in der Pietschkerstraße feierlich eröffnet.
Die Möbel waren zwar schon da, doch die Matratzen noch nicht ausgepackt. Erst in einer Woche werden die Kinder mit all ihren Sachen einziehen. Dass sie es kaum erwarten können, das konnten die zahlreichen Gäste ihnen ansehen. Während der Bauzeit waren die 31 Kinder verschiedener Altersgruppen in der gegenüberliegenden Kita „Pfiffikus“ untergebracht gewesen.
Harmonisch aufeinander abgestimmt
Der „Heimatstern“ fällt auf zwischen den DDR-Plattenbauten. Das Potsdamer Architektenbüro Miethe & Quehl hat fantasievolle Ideen der Kinder in seinen Entwurf einfließen lassen. Die vier asymmetrischen Teilgebäude des Ensembles sind sternförmig angeordnet und durch einen Mittelbau miteinander verbunden. In Zukunft soll der geräumige Garten des Grundstücks mit verschiedenen Spielgeräten ausgestattet werden.
In großen, lichtdurchfluteten Räumen werden die Bewohner miteinander spielen können. Alle Farben und Materialien sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Offene Küchen laden zum gemeinschaftlichen Kochen und Essen ein. Die Einzelzimmer hingegen bieten den älteren Kindern Orte, an die sie sich zurückziehen können, wenn sie das möchten. Heizkörper sieht man nirgends, denn die Wärme kommt von einer modernen, ressourcensparenden Fußbodenheizung.
Dankbare Kinder
„Der Heimatstern ist kein Kinderheim, sondern ein Zuhause“, sagt Christian Schophaus, Vorstand des DRK Kreisverbandes. Schophaus hat einen Traum: Die neue Einrichtung soll so attraktiv sein, dass andere Kinder die Bewohner darum beneiden, dort leben zu dürfen. Der alte Spruch „Wenn du nicht artig bist, kommst du ins Heim!“ werde dann keine Drohung mehr sein, weil kein Kind Angst davor haben könne, hofft Schophaus.
„Die Kinder sind unglaublich dankbar für ihre neuen Räumlichkeiten“, sagt Erzieher Tobias Hoffmann. Für seine Arbeit sieht er nun ganz neue Möglichkeiten: „Hier können wir die Entwicklung der Kinder gemeinsam mit den Eltern fördern.“ Unter den aktuellen Bewohnern seien keine Waisen, betont Hoffmann. In der Regel seien die Eltern mit ihrer Situation überfordert, deshalb werde das Jugendamt tätig. „Wir wollen die Eltern nicht ersetzen“, sagt Hoffmann. Besuche seien mit Anmeldung immer möglich.
Für die Eltern sei es beruhigend, wenn sie selbst sehen könnten, dass ihre Kinder in guten und ordentlichen Verhältnissen lebten, glaubt Hoffmann. Zur Eröffnung waren jedoch keine Eltern vor Ort. Dieser Termin sei in erster Linie für die Öffentlichkeit gedacht, sagt Hoffmann.
Nikolausgeschenk vom Oberbürgermeister
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) war selbstverständlich gekommen. Der Schirmherr des Bauprojektes hatte im Februar angekündigt, dass der Einzug noch vor Weihnachten erfolgen könne. Und er hat Wort gehalten. Ohne die Leistung und „Verrücktheit“ des verantwortlichen Architekten Christian Miethe wäre das jedoch nicht möglich gewesen, sagte Schubert.
„Das Projekt ist mir sehr ans Herz gewachsen“, sagte Schubert den PNN. „Ich werde dem Heimatstern weiterhin als Partner erhalten bleiben.“ Zum Nikolaus schenkte er den Kindern Karten für einen Besuch im Freizeitbad blu.
Auch die Designerin Jette Joop möchte das Projekt weiterhin unterstützen. Als DRK-Kinderbotschafterin hat sie sich immer wieder dafür stark gemacht und Spenden gesammelt. Den vollendeten Neubau findet sie „unfassbar schön“. Die innovative Wohneinrichtung könne eine Vorbildwirkung haben, hofft Joop. „Das Konzept könnte man duplizieren“, glaubt die Designerin, und zum Beispiel an anderen Orten in Deutschland ähnliche Gebäude errichten. Das werde sie dem DRK-Bundesverband demnächst vorschlagen, sagte sie den PNN.
Christoph M. Kluge
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